Mutterkraut
Synonym(e)
Definition
Mutterkraut ist eine mehrjährige, zwischen 30 und 80 cm hohe, zu den Korbblütlern zählende Pflanze. Ursprünglich in Vorderasien und am Balkan beheimatet, zwischenzeitlich in ganz Europa verbreitet. Die Stängel sind gerillt, im oberen Teil verzweigt und kahl oder behaart, breite, eiförmige, gefiederte Blätter und weiß-gelbe Blüten. Blütezeit ist Juni bis August. Die Pflanze zeichnet sich durch einen kamillenartig aromatischen Geruch aus, schmeckt aber bitter.
Phytotherapeutisch genutzt wird das zur Blütezeit geerntete Kraut (Tanaceti parthenii herba), sowohl Blätter, Stängeln und Blüten.
Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
HMPC-Monographie: Traditional-use: Prophylaxe von Migräne-Kopfschmerzen nach Ausschluss organischer Ursachen
ESCOP-Monographie: Prophylaxe von Migräne-Attacken
Kommission E: nicht bearbeitet
Erfahrungsheilkunde: Fieber, Kopfschmerzen, Migräne, Magenschmerzen, Zahnschmerzen, gegen Insektenstiche, löst die Menstruation aus, Wehenschwäche, fördert die Ablösung der Plazenta - deshalb Kontraindikation in der Schwangerschaft!
Inhaltsstoffe
Vorkommen
Wirkungen
In vitro: Hemmung der Phospholipase A2 Verhinderung der Freisetzung von Arachidonsäure aus der Zellmembran; Hemmung von Lipoxygenase, Cyclooxygenase, Hemmung der Thromoxansynthese, Hemmung der Serotoninfreisetzung, und der Phagozytose neutrophiler Zellen. u.v.a.
Anwendungsgebiet/Verwendung
In der Volksmedizin bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Heilpflanze, insbesondere bei Frauenleiden, eingesetzt, außerdem zur Linderung von Blähungen, Koliken, Schmerzen und Schwellungszuständen. Seit dem 18. Jahrhundert war Mutterkraut zur Behandlung von Kopf- und Zahnschmerzen, rheumatischer Arthritis, Migräne und "Frauenleiden" eingesetzt, dadurch auch der Name Mutterkraut.
Laut EMA zur Prophylaxe von Migräneattacken: Einzeldosis: 100 mg Kräuterpulver einmal täglich, ggf. langsam steigern bis zu 200 mg Pulver Kräutersubstanz dreimal täglich Tagesdosis: 100 mg–600 mg
Dosierung
Höchstdosis / Tag: 50-100 mg
Unerwünschte Wirkungen
Wesentliches Kontaktallergen ist das Sesquiterpenlakton Parthenolid. Sensibilisierungspotenz: Stark. Sensibilisierungshäufigkeit: Gelegentlich. Kreuzreaktivität besteht zu verwandten Kompositenarten wie Chrysanthemen, Rainfarn, Margerite, Schafgarbe und Sonnenblume sowie Lorbeer und Frullania.
Kann die Blutungszeit verändern, nicht mit Warfarin-Natrium kombinieren!
Selten Entzündungen der Mundschleimhaut, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen im Abdominalbereich.
Klinik
Mutterkraut gilt als wesentlicher Verursacher des aerogenen Kontaktekzems. Reagiert bei routinemäßiger Testung von Kompositen-Mix am häufigsten von allen Arten beim Vorliegen einer Korbblütler-Allergie.
Kontraindikation
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Schwangerschaft und Stillzeit; Allergie gegen eine der Bestandteile, Allergie gegen Korbblütler. Kombination mit Warfarin-Natrium aufgrund der veränderten Blutungszeit.
Handelsnamen
Kein Fertigarzneimittel im Handel.
Literatur
- Abebe W (2002) Herbal medication: potential for adverse interactions with analgesic drugs. J Clin Pharm Ther 27: 391-401
- Goadsby PJ (2003) Herbal medicine. N Engl J Med 348: 1498-1501
- Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag, Landsberg/München, S. 232–234
- https://arzneipflanzenlexikon.info/mutterkraut.php
- https://www.heilpflanzen.online/pflanzenportraits/mutterkraut/
- https://escop.com/downloads/feverfew/
- https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-community-herbal-monograph-tanacetum-parthenium-l-schulz-bip-herba-revision-1_en.pdf
- https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-datenbank
- Miller LG (1998) Herbal medicinals: selected clinical considerations focusing on known or potential drug-herb interactions. Arch Intern Med. 9;158(20):2200-2211. doi: 10.1001/archinte.158.20.2200. PMID: 9818800
- https://www.awl.ch/heilpflanzen/tanacetum_parthenium/mutterkraut.htm
-
Blaschek W (2015) Wichtl-Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft München. S 634-636