Mutterkraut

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 13.10.2025

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Synonym(e)

Anthemis colala; Aspirin des 18. Jahrhunderts; Bertram; Chrysantheme matricaire; Chrysanthemum parthenium; Falsche Kamille; Feverfew; Fieberkraut; Goldfederich; Grande camomille; Jungfernkraut; Knopfkamille; Kopfkamille; Mägdeblumen; Matram; Matricaria parthenioides; Matronenkraut; Metra; Metram; Mutterkamille; Pyrethrum parthenium; Römische Kamille; Scheebälleli; Sonnenauge; Tanacetum parthenium; Zierkamille

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Definition

Mutterkraut ist eine mehrjährige, zwischen  30 und 80 cm hohe, zu den Korbblütlern zählende Pflanze. Ursprünglich in Vorderasien und am Balkan beheimatet, zwischenzeitlich in ganz Europa verbreitet.  Die Stängel sind gerillt,  im oberen Teil verzweigt und kahl oder behaart, breite, eiförmige, gefiederte Blätter und weiß-gelbe Blüten.  Blütezeit ist Juni bis August. Die Pflanze zeichnet sich durch einen kamillenartig aromatischen Geruch aus, schmeckt aber bitter.

Phytotherapeutisch genutzt wird das zur Blütezeit geerntete Kraut (Tanaceti parthenii herba), sowohl Blätter, Stängeln und Blüten.

Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

HMPC-Monographie:   Traditional-use:  Prophylaxe von Migräne-Kopfschmerzen  nach Ausschluss organischer Ursachen

ESCOP-Monographie: Prophylaxe von Migräne-Attacken

Kommission E: nicht bearbeitet

 

Erfahrungsheilkunde: Fieber, Kopfschmerzen, Migräne, Magenschmerzen, Zahnschmerzen, gegen Insektenstiche, löst die Menstruation aus,  Wehenschwäche, fördert die Ablösung der Plazenta - deshalb Kontraindikation in der Schwangerschaft!

Inhaltsstoffe

Mutterkraut enthält ätherisches Öl, Campher, Camphen, Cymen, Germacen, Linalool, Borneol, Flavonoide, Polyine.   Für die therapeutische Wirkung sind hauptsächlich die Sesquiterpenlaktone verantwortlich.

Vorkommen

Kleinasien, Süd-Ost-Europa. Seit dem Mittelalter für medizinische Zwecke in Mitteleuropa kultiviert.

Wirkungen

In vitro: Hemmung der Phospholipase AVerhinderung der Freisetzung von Arachidonsäure aus der Zellmembran; Hemmung von Lipoxygenase, Cyclooxygenase, Hemmung der Thromoxansynthese, Hemmung der Serotoninfreisetzung, und der Phagozytose neutrophiler Zellen. u.v.a.

Anwendungsgebiet/Verwendung

In der Volksmedizin bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Heilpflanze, insbesondere bei Frauenleiden, eingesetzt, außerdem zur Linderung von Blähungen, Koliken, Schmerzen und Schwellungszuständen. Seit dem 18. Jahrhundert war Mutterkraut zur Behandlung von Kopf- und Zahnschmerzen, rheumatischer Arthritis, Migräne und "Frauenleiden" eingesetzt, dadurch auch der Name Mutterkraut.

Laut EMA zur Prophylaxe von Migräneattacken: Einzeldosis: 100 mg Kräuterpulver einmal täglich, ggf. langsam steigern bis zu 200 mg Pulver Kräutersubstanz dreimal täglich Tagesdosis: 100 mg–600 mg

Dosierung

Höchstdosis / Tag: 50-100 mg

Unerwünschte Wirkungen

Wesentliches Kontaktallergen ist das Sesquiterpenlakton Parthenolid. Sensibilisierungspotenz: Stark. Sensibilisierungshäufigkeit: Gelegentlich. Kreuzreaktivität besteht zu verwandten Kompositenarten wie Chrysanthemen, Rainfarn, Margerite, Schafgarbe und Sonnenblume sowie Lorbeer und Frullania.

Kann die Blutungszeit verändern, nicht mit Warfarin-Natrium kombinieren!

Selten Entzündungen der Mundschleimhaut, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen im Abdominalbereich.

Klinik

Mutterkraut gilt als wesentlicher Verursacher des aerogenen Kontaktekzems. Reagiert bei routinemäßiger Testung von Kompositen-Mix am häufigsten von allen Arten beim Vorliegen einer Korbblütler-Allergie.

Kontraindikation

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Schwangerschaft und Stillzeit; Allergie gegen eine der Bestandteile, Allergie gegen Korbblütler. Kombination mit Warfarin-Natrium aufgrund der veränderten Blutungszeit.

Handelsnamen

Kein Fertigarzneimittel im Handel. 

Literatur

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  2. Goadsby PJ (2003) Herbal medicine. N Engl J Med 348: 1498-1501
  3. Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag, Landsberg/München, S. 232–234
  4. https://arzneipflanzenlexikon.info/mutterkraut.php
  5. https://www.heilpflanzen.online/pflanzenportraits/mutterkraut/
  6. https://escop.com/downloads/feverfew/
  7. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-community-herbal-monograph-tanacetum-parthenium-l-schulz-bip-herba-revision-1_en.pdf
  8. https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-datenbank
  9. Miller LG (1998) Herbal medicinals: selected clinical considerations focusing on known or potential drug-herb interactions. Arch Intern Med.  9;158(20):2200-2211. doi: 10.1001/archinte.158.20.2200. PMID: 9818800
  10. https://www.awl.ch/heilpflanzen/tanacetum_parthenium/mutterkraut.htm
  11. Blaschek W (2015) Wichtl-Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft München. S 634-636

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