Talaromyces marneffei-InfektionenJ17.2
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Segretain G, 1959
Definition
Talaromyces marneffei ist ein dimorpher Pilz, der endemisch in Südostasien vorkommt und dort in Bambusratten sein natürliches Reservoir besitzt. Der Pilz verursacht bei HIV-Infizierten die häufigste Mykose (AIDS-definierende Mykose).Weiterhin lässt sich der Erreger auch in Bodenproben nachweisen.
Vorkommen/Epidemiologie
Infektionen mit Talaromyces marneffei treten vor allem in Nordthailand, Myanmar, Südchina, Vietnam, Laos, Taiwan und Hongkong bei immunsupprimierten (v.a. HIV-positiven) Personen auf (Chan JF et al. 2016). In Thailand ist die Infektion mit Talaromyces marneffei neben der Tuberkulose und Kryptokokkose die dritthäufigste AIDS-definierende Erkrankung. Die seltenen in Europa beschriebenen Fälle waren stets importierte Infektionen aus dieser Region.
Klinisches Bild
Erregernachweis aus dem Respirationstrakt, aus Blutkulturen, Knochenmarksbiopsaten, Hautbiopsien u.a.; Talaromyces marneffei ist auf herkömmlichen Pilznährböden innerhalb weniger Tage anzüchtbar.
Bei immunkompetenten Personen verläuft die Infektion klinisch inapparent; bei Kindern können sich Pneumonien entwickeln. Bei immunsupprimierten Kindern kann die Infektion tödlich verlaufen. In einem südchinesischen Kollektiv lag die Mortalitätsrate bei 36.36% (Guo J et al. 2019).
Bei Immunsupprimierten Erwachsenen entwickelt sich eine disseminierte Infektion mit Fieber, Anämie, Gewichtsverlust, Hepatosplenomegalie, generalisierter Lymphadenopathie und bronchitischen Symptomen. 70% der infizierten Patienten entwickeln ein papulöses Exanthem mit molluskoiden Einzeleffloreszenzen. Beschrieben wurde bei einem Patienten mit einer Talaromyces marneffei Koinfektion mit Mycobacterium avium ein Sweet-Syndrom (Su SS et al. 2019). Teilweise bilden sich auch abszedierende Entzündungen.
Diagnose
Erregernachweis aus dem Respirationstrakt, aus Blutkulturen, Knochenmarksbiopsaten, Hautbiopsien u.a.; Talaromyces marneffei ist auf herkömmlichen Pilznährböden innerhalb weniger Tage anzüchtbar.
Therapie
Die Therapie erfolgt mit Amphotericin B (0,6mg/kgKG/Tag über 2 Wochen); anschließend mit einem Triazol-Antimykotikum (z.B. Itraconazol 200mg p.o. 2x/Tag über 10 Wochen). Eine Sekundärprophylaxe mit 200mg p.o./Tag Itraconazol sollte konsequent fortgesetzt werden. Sie kann abgesetzt werden bei virulogischer Suppression unter cArt bis zur Rekonstitution der CD-Zellzahl > 100.
Auch Voriconazol erwies sich bei immunsupprimierten Kindern als erfolgreich (Guo J et al. 2019).
Literatur
- Chan JF et al. (2016) Talaromyces (Penicillium) marneffei infection in non-HIV-infected patients. Emerg Microbes Infect 5:e19.
- Guo J et al. (2019) Characteristics and Prognosis of Talaromyces marneffei Infection inNon-HIV-Infected Children in Southern China. Mycopathologia doi: 10.1007/s11046-019-00373-4
- Su SS et al. (2019) Disseminated Talaromyces marneffei And Mycobacterium avium Infection Accompanied Sweet's Syndrome In A Patient With Anti-Interferon-γ Autoantibodies: A Case Report. Infect Drug Resist 12:3189-3195.
- Tsang CC et al. (2019) Sixty Years from Segretain's Description: What Have We Learned and Should Learn About the Basic Mycology of Talaromyces marneffei? Mycopathologia doi: 10.1007/s11046-019-00395-y.