STING-assoziierte VaskulopathieM35.8
Synonym(e)
Definition
Seltenes autosomal-dominant vererbtes autoinflammatorisches Krankheitsbild das aufgrund einer konstitutiven STING-Aktivierung (STING ist das Akronym für „STimulator of INterferon Genes“) zu den Typ-1-Interferonopathien gezählt wird.
Die Typ-1-Interferonopathien stellen eine Gruppe seltener, genetisch und phänotypisch heterogener Krankheitsbilder, die durch eine Fehlfunktion des angeborenen Immunsystems hervorgerufen werden (Crow YJ 2011). Mit Ausnahme des multifaktoriellen SLE handelt sich hierbei um sehr seltene Erkrankungen.
Pathogenetisch liegen den Typ-1-Interferonopathien Störungen im Metabolismus und in der immunologischen Erkennung von intrazellulären Nukleinsäuren zugrunde.
Ätiopathogenese
Die STING-assoziierte Vaskulopathie basiert auf heterozygoten De-novo-Gain-of-function-Mutationen im TMEM173-Gen, welches das cGAS-assoziierte Adaptermolekül STING kodiert, was zu einer konstitutiven Aktivierung des IFNB-Promoters mit Aufregulation der Typ-I-Interferon-Produktion führt (Günther C et al. 2016).
Klinisches Bild
Die STING-assoziierte Vaskulopathie manifestiert sich im frühen Säuglingsalter mit einer systemischen Vaskulitis, die zu schweren nekrotisierenden Hautläsionen im Gesicht und der Akren führt und von Fieberschüben sowie einer interstitiellen Lungenbeteiligung begleitet wird (Liu Y et al. 2014).
Die Hautveränderungen ähneln einer Lupusvaskulitis. Zahlreiche Mutationen im STING1-Gen (syn: TMEM173-Gen) mit unterschiedlichen Phänotypen sind inzwischen beschrieben . Eine dominant vererbte TMEM173-Mutation in einer Familie mit STING-assoziierter Vaskulopathie und SLE-Symptomen verursachte Symptome wie Arthritis, Fieber, Schmetterlingserythem und antinukleären Antikörpern (Jeremiah N et al. 2014).
Diagnostik
Neben den klinischen Symptomen (Fieber, vaskulitische Veränderungen mit Nasenseptumperforation, Hautnekrosen und Lungenbeteiligung im Sinne einer Tachypnoe und im Verlauf Lungenfibrose) weisen PatientInnen erhöhte Entzündungsparameter im Blut auf.
Es können neben ANAs auch Anti-Phospholipidantikörper und vereinzelt c-ANCA nachgewiesen werden.
Neben symptomorientierender Diagnostik (Kapillarmikroskopie, Lungenfunktion, HR-CT) sollte insbesondere eine infektiöse Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden.
Eine genetische Diagnostik zum Nachweis der bestehenden Mutation im TMEM173 (kodiert für STING) sollte veranlasst werden.
Therapie
Therapieansätze bestehen aufgrund der Aktivierung des Typ I Interferonsystems in der Inhibition der Januskinase (JAK-Inhibition).
Baricitinib als JAK1/2-Hemmer konnte dabei eine Verbesserung der Symptomatik sowie der Entzündungsparameter im Blut (inklusive der Interferonsignatur) zeigen.
Literatur
- Crow YJ (2011) Type I interferonopathies: a novel set of inborn errors of immunity. Ann N Y Acad Sci 1238:91–98
- Crow YJ et al. (2015) Aicardi-Goutieres syndrome and the type I interferonopathies. Nat Rev Immunol 15:429–440
- Günther C et al. (2016) Typ-I-Interferonopathien. Z Rheumatol 75: 134–140
- Jeremiah N et al. (2014) Inherited STING-activating mutation underlies a familial inflammatory syndrome with lupus-like manifestations. J Clin Invest 124:5516–5520
- Liu Y et al. (2014) Activated STING in a vascular and pulmonary syndrome. N Engl J Med 371:507–518