Sirolimus

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

This article in english

Synonym(e)

CAS-Nummer: 53123-88-9; Rapamycin; SLR

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Sirolimus ist ein natürliches Immunsuppressivum, dass aus der Actinomyces-Art „Streptomyces hygroscopicus“ gewonnen wurde. Streptomyces hygroscopicus wurde vor etwa 25 Jahren aus einer Bodenprobe der Osterinsel (Rapa Nui) isoliert. Daher der Name Rapamycin.

Sirolimus ist ein komplexes Makrolid-Antibiotikum (makrozyklisches Lacton) mit der Summenformel C51H79N13; es ist mit Tacrolimus verwandt.  

Sirolimus ist seit März 2001 europaweit zugelassen zur Prophylaxe der Organabstoßung bei erwachsenen Patienten mit gering bis mittelgradig erhöhtem immunologischen Risiko, die ein Nierentransplantat erhalten. Dabei ist ein mehrstufiges Therapieschema unter Überwachung durch einen entsprechend qualifizierten Transplantationsspezialisten vorgeschrieben.

Für Kinder und ältere Personen (über 65 Jahren) liegt nur unzureichendes Zahlenmaterial vor. Bei Nierenfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich; bei Leberfunktionsstörungen sollte die Kontrolle noch engmaschiger erfolgen und die Dosis entsprechend angepasst werden. 

Pharmakodynamik (Wirkung)

Sirolimus hemmt die Proliferation von T-Zellen und unterdrückt so die T-Zell-vermittelten Abstoßungsreaktionen. Im Gegensatz zu Ciclosporin A und Tacrolimus entfaltet Sirolimus seine T-Zell-supprimierenden Wirkungen über einen anderen, Calcineurin-unabhängigen Mechanismus. Nach Aufnahme in die Zelle erfolgt ebenfalls eine Bindung an ein Immunophilin, und zwar an dasselbe Protein wie Tacrolimus (das intrazelluläre FK-Binding-Protein FKBP 12).

Der entstehende Komplex hemmt dann allerdings nicht die Phosphatase Calcineurin sondern eine andere Kinase (mTOR = mammalian target of rapamycin). mTOR ermöglicht nach Aktivierung durch Interleukin-(IL) -2 den Übergang von der späten G1- in die S-Phase des Zellreplikationszyklus und damit die Proliferation der T-Zellen. Da nicht die Interleukin-Produktion selbst, sondern eine spätere Signaltransduktion inhibiert wird, bleiben andere Effekte wie die IL-2-vermittelte Apoptose erhalten.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Transplantationsabstoßungsreaktionen

Auch bei Autoimmunerkrankungen wird eine mögliche Anwendung erwogen. In einer europäischen Studie erwies sich Sirolimus plus subtherapeutisches Ciclosporin bei 150 Psoriasis-Patienten als ebenso wirksam wie höherdosiertes Ciclosporin allein, wobei insbesondere hinsichtlich der Nierenfunktion ein günstigeres Nebenwirkungsprofil beobachtet wurde.

Erfolgversprechende Ansätze mit Sirolimus wurden mehrfach beim kaposiformen Hämangioendotheliom sowie beim therapieresistenen Kasabach-Merritt-Syndrom publiziert.

Mittels Sirolimus und Everolimus konnten klinische Effekte bei versch. Geschwülsten die bei der „Tuberösen Sklerose“ auftreten erzielt werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die in der Praxis bedeutsamsten Nebenwirkungen sind Störungen des Lipid- und Cholesterolstoffwechsels (Hyperlipidämien), die bei etwa der Hälfte aller Patienten auftreten. Häufig ist daher eine Begleitmedikation mit Statinen oder Fibraten nötig, wenn die Werte nicht nach einigen Monaten von selbst auf ein normales Niveau absinken. Eine Dosisreduktion von Sirolimus sollte eher vermieden werden. Bedingt durch die Immunsuppression werden höhere Infektanfälligkeit (vor allem Harnwegsinfekte) bis hin zur Sepsis und ein erhöhtes Risiko für maligne Syndrome, insbesondere Lymphome und Hautkrebs, beobachtet.

Literatur

  1. Fachinformation Rapamune, Wyeth Europa. Stand März 2001.
  2. Adams DM et al. (2016) Efficacy and Safety of Sirolimus in the Treatment of Complicated Vascular Anomalies. Pediatrics 137:e20153257. 
  3. Fließer M et al. (2017) Akute Komplikationen vaskulärer Anomalien im Kindesalter. Hautarzt 68: 792-795
  4. Hall B M et al. (1988) Comparison of three immunosuppressive regimens in cadaver renal transplantation: long term cyclosporine and short term cyclosporine followed by azathioprine and prednisolone and azathioprine and prednisolone without cyclosporine. N Engl J Med 318: 1499 - 1507.
  5. MacKeigan JP et al. (2015) Differentiating the mTOR inhibitors everolimus and sirolimus in the treatment of tuberous sclerosis complex. Neuro Oncol 17:1550-1559.
  6. Takano A et al. (2001) Mammalian target of rapamycin pathway regulates insulin signaling via subcellular redistribution of insulin receptor substrate 1 and integrates nutritional signals and metabolic signals of insulin. Mol Cell Biol 15: 5050 - 5062.
  7. Vasquez, E., Sirolimus: A new agent for prevention of renal allograft rejection. Am. J. Health-Syst. Pharm. 57 (2000) 437 - 448.
  8. Reitamo S et al. (20019 Efficacy of sirolimus (rapamycin) administered concomitantly with a subtherapeutic dose of cyclosporin in the treatment of severe psoriasis: a randomized controlled trial. Br J Dermatol 145: 438 - 445.
  9. Johnson R W et al. (2001) Sirolimus allows early cyclosporine withdrawal in renal transplantation resulting in improved renal function and lower blood pressure. J Transplantation 72: 777 - 786.
  10. MacKeigan JP et al. (2015) Differentiating the mTOR inhibitors everolimus and sirolimus in the treatment of  tuberous sclerosis complex. Neuro Oncol 17:1550-1559.
  11. Tan X et al. (2018) Successful management of steroid-resistant vascular tumors associated with the Kasabach-Merritt phenomenon using sirolimus. J Dermatol doi: 10.1111/1346-8138.14231.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024