Rapadilino-SyndromQ82.85
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Das RAPADILINO-Syndrom wurde erstmals 1989 von einer finnischen Forschungsgruppe um Helena Kääriänen beschrieben. Weitere wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema wurden in erster Linie von Forschern der Universitäten Helsinki und Turku veröffentlicht.
Definition
Das RAPADILINO-Syndrom (RAPADILINO ist ein Akronym für: RA - Fehlbildungen der Radialstrahlen, PA - Patella- und Gaumenanomalien, DI - Durchfall, LI- Gliedmaßenanomalien und geringe Größe und NO - schlanke Nase und normale Intelligenz) ist eine sehr seltene polyorganische genetische Erkrankung, das v.a. in finnischen Populationen bechrieben wurde.
Ätiopathogenese
Ursächlich sind beim RAPADILINO-Syndrom Mutationen im RECQL4-Gen. Dieses Gen kodiert für die ATP-abhängige DNA-Helikase Q4. Bisher wurden 4 verschiedene Mutationen bekannt. Beschrieben wurden drei nonsense-Mutationen beschrieben (in den Exons 5, 18 und 19), also Mutationen, die ein falsches Stopcodon erzeugen und damit zur Verkürzung sowie zum Funktionsverlust des entstehenden Proteins führen. Weitaus häufiger tritt allerdings eine in frame-Deletion auf, die zur Folge hat, dass Exon 7 beim Spleißen fälschlicherweise vollständig aus dem Protein entfernt wird und daher 44 von 1208 Aminosäuren fehlen.
Klinisches Bild
Knochen der Unterarmen und der Daumen sind dysplastisch oder fehlen ganz, ebenso die Patellae. Weiterhin: Gaumenspalte, hochgewölbter Gaumen, lange, schmale Nase und dislozierte Gelenke fehlgebildete Gelenke. Viele Kinder mit RAPADILINO-Syndrom haben Schwierigkeiten beim Füttern und leiden unter Diarrhö und Erbrechen. Die Symptomatik führt bei den Betroffenen zu langsamem Wachstum und Kleinwuchs.
Dermatologisch: im Gegensatz zum Rothmund-Thomson-Syndrom und zum Baller-Gerold-Syndrom, keine Zeichen einer Poikilodermie. Nachweislich sind Café-au-lait-Flecken.
Darüber hinaus haben Menschen mit RAPADILINO-Syndrom ein leicht erhöhtes Osteosarkom-und Lymphom Risiko. Bei Menschen mit RAPADILINO-Syndrom entwickelt sich das Osteosarkom am häufigsten im Kindes- oder Jugendalter, und das Lymphom tritt typischerweise im jungen Erwachsenenalter auf
Diagnose
Die Diagnose des RAPADILINO-Syndroms erfolgt in erster Linie anhand der charakteristischen Symptome, da eine DNA-Analyse, die auf das Erkennen der Mutation abzielt, teuer, aufwändig und zum Teil ungenau ist. Aufgrund der Vererbung der Erkrankung kann eine humangenetische Beratung sinnvoll sein.
Differentialdiagnose
Abzugrenzen ist das Syndrom vom Rothmund-Thomson-Syndrom und Baller-Gerold-Syndrom. Beide weisen ebenfalls Mutationen im RECQL4-Gen auf. Diese Syndrome sind ebenfalls durch Radialstrahlendefekte, Skelettanomalien und langsames Wachstum gekennzeichnet. Beim Rothmund-Thomson-Syndrom sichert die Poikilodermie die Diagnose. Beim Baller-Gerold-Syndrom kommt es zu Fehlbildungen am knöchernen Schädel. Das Krebsrisiko ist bei diesen beiden Erkrankungen höher als beim RAPADILINO-Syndrom.
Literatur
- Baller F (1950) Radiusaplasie und Inzucht. Z. Menschl. Vererb. Konstitutionsl 29: 782-790.
- Cohen MM et al. (1996) Is there a Baller-Gerold syndrome? (Editorial) Am. J. Med. Genet. 61: 63-64.
- Gerold M (1959) Frakturheilung bei einem seltenen Fall kongenitaler Anomalie der oberen Gliedmassen. (Healing of a fracture in an unusual case of congenital anomaly of the upper extremities). Zbl. Chir. 84: 831-834.
- Kääriäinen H et al. (1989) RAPADILINO syndrome with radial and patellar aplasia/hypoplasia as main manifestations. In: American journal of medical genetics 33: 346–351.
- Lu H et al. (2011) Human RecQ Helicases in DNA Double-Strand Break Repair. Front Cell Dev Biol9:640755.
- Siitonen HA et al. (2003) Molecular defect of RAPADILINO syndrome expands the phenotype spectrum of RECQL diseases. In: Human Molecular Genetics 21: 2837–2844.