Polyzystisches OvarialsyndromE28.2

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

Co-Autor:Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

CHA; Chronische hyperandrogenämische Anovulation; FOHA; Funktionelle ovarielle Hyperandrogenämie; PCOD; PCOS; PCO-Syndrom; Polycystic ovarian disease; Polycystic ovary syndrome; polyzystische Ovarien; Polyzystisches Ovar Syndrom; Stein-Leventhal Syndrom; Syndrom polyzystischer Ovarien

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Definition

Akronym für "Polycystic ovary syndrome". PCOS ist eine der häufigsten Stoffwechselstörungen geschlechtsreifer Frauen, die durch unterschiedliche pathogenetische Mechanismen ausgelöst wird. Es ist die häufigste Ursache für erhöhte Androgenspiegel (Hyperandrogenismus), Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit bei der Frau.

Vorkommen/Epidemiologie

Bei 4-12% der Frauen im gebärfähigen Alter auftretend. Häufigste hormonelle Störung bei Frauen dieser Altersgruppe sowie häufigste Ursache für eine Unfruchtbarkeit aufgrund von Zyklusstörungen.

Ätiopathogenese

Die Pathogenese ist nicht vollständig geklärt. Eine erhöhte Serumkonzentration des LH bei gleichzeitig normalem FSH lässt sich in vielen, wenn auch nicht allen Fällen nachweisen. Vermutlich führt eine hyaline Verdickung der Basallamina zu einer FSH-Resistenz der Granulosazellen des Ovars und zu einer Dauerstimulation der LH-Ausschüttung (Konsequenz: Erhöhung der Androgenproduktion).

Manifestation

Ausschließlich bei Frauen auftretend. Übergewichtige Frauen sind deutlich häufiger betroffen.

Klinisches Bild

Nach Kriterien der Konferenz der "European Society of Human Reproduction and Embryology" (ESHRE) und der "American Society for Reproductive Medicine" (ASRM), liegt ein PCO-Syndrom vor, wenn 2 von 3 der folgenden Kriterien erfüllt werden:

  • Polyzystische Ovarien (ob polyzystische Ovarien vorliegen, kann vom Gynäkologen mittels Ultraschalldiagnostik festgestellt werden).
  • Oligo- und/oder Anovulation - chronische Zyklusstörungen in Form von Oligo-/Amenorrhoe.
  • Virilisierung (klinisches Zeichen des Hyperandrogenismus); ein Ausschluss von anderen Erkrankungen der Hypophyse, der Nebenniere und des Ovars ist zu fordern.

Klinisch zeigt sich die Virilisierung als Seborrhoe, Acne vulgaris (bis 30%), syndromspezifischer Hirsutismus oder als androgentische Alopezie.

Labor

Erhöhte Testosteron-, Androstendion-, Dehydroepiandrosteron-Sulfat- und Prolaktin-Spiegel. LH/FSH-Quotient: > 2 (nicht zwingend vorhanden).

Diagnose

Endokrinologische Abklärung.

Differentialdiagnose

Therapie

Die Therapie erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Gynäkologen. Im Vordergrund stehen Gewichtsnormalisierung, Verminderung der Insulinresistenz, antiandrogene Therapie die darauf abzielt, den Androgenspiegel zu senken. Zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut, insbesondere, wenn sie bereits verdickt ist, kann zudem eine Behandlung mit Progesteron angezeigt sein.

Da Insulin eine wichtige Rolle im Krankheitsprozess spielt, wird oft als Off-label-use das Diabetes-Medikament Metformin empfohlen (2x1000mg/Tag, abhängig vom Körpergewicht), das das Ansprechen der Körperzellen auf Insulin verbessert und so zugleich die Eisprungrate erhöht. Diese Maßnahme ist vor allem dann eine Option, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

Naturheilkundlich wird Nachtkerzenöl 500, 60 Kapseln (3 Packungen für 3 Monate) empfohlen. Damit soll eine Östrogendominanz behandelt werden.

Ernährung bei PCO-Syndrom: Die wichtigste Behandlungsmaßnahme bei PCO-Syndrom ist eine Verringerung des Körpergewichts. Dadurch sinken die überhöhten Androgenspiegel und die ovarielle Funktion verbessert sich. Weiterhin hat eine Gewichtsreduktion einen positiven Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen: Die Insulinresistenz lässt nach und der erhöhte Insulinspiegel sinkt. Am effektivsten ist eine Umstellung der Essgewohnheiten hin zu einer kalorien- und kohlenhydratarmen sowie ballaststoffreichen Ernährung.

Bei klinisch manifester Akne kommen die üblichen therapeutischen Anwendungen der Akne in Frage.

Hinweis(e)

Es ist bekannt, dass Insulin die ovarielle Androgenproduktion zu stimulieren vermag. Daher misst man der Insulinresistenz mit nachfolgender Hyperinsulinämie (übermäßige Insulinproduktion) zunehmend Bedeutung in der Pathogenese des PCOS zu. Eine Hyperinsulinämie erhöht über die Verminderung der Synthese von Sexualhormon-bindendem Globulin (SHBG) in der Leber zudem den Anteil des freien Testosterons und vermehrt damit die Wirkung am Androgenrezeptor.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024