Glomeruläre Erkrankungen: Diese manifestieren sich mit den typischen Zeichen einer Glomerulopathie mit meist schwerer Proteinurie (häufig als nephrotisches Syndrom mit einer Proteinausscheidung > 3,5 g pro Tag, Ödemen, Hypalbuminämie und Hyperlipidämie), Hämaturie mit nephritischem Sediment oder auch mit dem Neuauftreten einer Hypertonie bzw. einer Niereninsuffizienz. Tumorassoziierte Glomerulopathien treten vorwiegend nach dem 40. Lebensjahr auf und können einer erster Hinweis auf das Vorliegen einer Neoplasie sein. In dieser Altersgruppe findet sich bei Erstmanifestation eines nephrotischen Syndroms eine jährliche Malignominzidenz von 0,8 % (Brueggemeyer et al. 1987).
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Membranöse Glomerulonephritis. Die häufigste paraneoplastisch auftretende glomeruläre Erkrankung ist die membranöse Glomerulonephritis. Sie tritt bei älteren Patienten in ca. 20% aller Fälle in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung auf [Zech et al. 1982]. Dabei überwiegen Tumore von Magen, Lunge und Colon, aber auch Mammakarzinom, M. Hodgkin, Melanom, Ösophaguskarzinom und andere sind beschrieben. Die ursächliche Bedeutung der Malignome für die Entwicklung der membranösen Glomerulonephritis ist nicht sicher bewiesen. Deutliche Hinweise auf eine ätiologische Bedeutung geben jedoch die fünffach erhöhte Malignominzidenz bei Patienten mit dieser Form der Glomerulonephritis [Brueggemeyer et al. 1987], der mehrfach beschriebene enge Zusammenhang zwischen Verlauf der Tumorerkrankung und der Entwicklung des nephrotischen Syndroms [Robinson et al. 1984 und andere] und auch der Nachweis von Tumorantigenen im Bereich der Glomeruli betroffener Patienten (s. Maesaka et al. 1997].
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Minimal-change-Glomerulopathie: sie tritt als paraneoplastische Syndrom deutlich seltener auf. Assoziationen mit lymphoproliferativen Erkrankungen, insbesondere dem Morbus Hodgkin sind nachgewiesen (Weinstein et al. 1990).
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IgA-Nephropathie: Beim Nierenzellkarzinom wird ein häufiges Vorkommen einer IgA-Nephropathie im Operationspräparat der befallenen Niere beschrieben (Magyarlaki et al. 1999).
Tubulointerstitielle Störungen: Tubuläre Schädigungen treten im Zusammenhang mit einzelnen malignen Erkrankungen sehr häufig auf und werden durch unterschiedliche pathogenetische Mechanismen verursacht. Sie manifestieren sich meist durch zunehmende Niereninsuffizienz oder Störungen tubulärer Partialfunktionen.
- Monoklonale Gammopathien und Niere: Von besonderer ätiologischer Bedeutung sind das Multiple Myelom und der Morbus Waldenström. Beide Erkrankungen gehen zu etwa 50% der Fälle mit einer Niereninsuffizienz einher(Clark et al. 1999). Beim Multiplen Myelom sind pathophysiologisch drei Mechanismen bedeutsam:
- Die klinisch wichtigste Manifestation ist die klassische „Myelomniere“, eine primär tubulointerstitielle Störung, die durch toxische Wirkungen der in großen Mengen glomerulär filtrierten Leichtketten auf das Tubulusepithel und durch Obstruktion des Tubulusapparates durch Präzipitate aus Leichtketten und Tamm-Horsfall-Proteinen bedingt ist.
- Dagegen stellt die AL-Amyloidose primär eine glomeruläre oder vaskuläre Ablagerung von Leichtkettenfragmenten dar und die Leichtkettennephropathie erscheint als noduläre Glomerulosklerose mit mesangialen Leichtkettenablagerungen, sowie Ablagerungen im Bereich glomerulärer und tubulärer Basalmembranen. Die Therapie des Multiplen Myeloms ist auch für die Prognose der Niereninsuffizienz von entscheidender Bedeutung. Eine Reversibilität der Nierenbeteiligung ist möglich, wenn bei Therapiebeginn keine ausgeprägten chronisch tubulointerstitiellen Veränderungen und keine Amyloidose vorliegen (Rota et al. 1987).
- Hyperkalzämische Nephropathie: Tumorassoziierte Hyperkalzämien, bedingt durch ein Multiples Myelom bzw. solide Tumoren mit Skelettmetastasen oder durch endokrin aktive Tumore mit ektoper Produktion von Parathormon oder parathormonähnlichen Peptiden können eine hyperkalzämische Nephropathie verursachen. Morphologisch kommt es dabei zu einer Kalzifikation besonders im distalen Bereich des Nephrons und reaktiven entzündlichen Veränderungen im umgebenden Interstitium. Die Therapie beinhaltet die konsequente Behandlung der Hyperkalzämie mit forcierter Diurese, Kortikoiden, Bisphosphonaten, Calcitonin und bei akuter vitaler Gefährdung ggf. auch Hämodialyse.
- Harnsäurenephropathie: Eine akute Harnsäurenephropathie kann bei Neoplasien mit hohem Zellumsatz auftreten und ist pathogenetisch primär durch eine Ausfällung im Sammelrohrsystem bedingt. Die Prophylaxe erfolgt durch den Einsatz von Allopurinol, begleitende Flüssigkeitszufuhr und bei Bedarf durch eine Harnalkalisierung.
Mikrovaskuläre Erkrankungen:
- Vaskulitiden: Selten werden auch mikrovaskuläre Veränderungen der Nieren im Rahmen von Tumorerkrankungen beobachtet. Eine renale Vaskulitis kann im Zusammenhang mit hepatozellulären Karzinomen bei Hepatitis C-Infektion mit Kryoglobulinämie, aber auch in Assoziationen mit Lungentumoren und Lymphomen vorkommen.
- Eine thrombotische Mikroangiopathie als nephrogene Manifestation im Sinne eines Hämolytisch urämischen Syndroms tritt meist als Komplikation einer Chemotherapie z.B. mit Mitomycin oder Cisplatin auf, kann aber selten auch unabhängig von einer Therapie bei myeloproliferativen Erkrankungen, Prostata-, Magen- oder Pankreaskarzinom beobachtet werden (Maesaka et al. 1997).
Störungen von Wasser- und Elektrolyt-Haushalt: