MRGN

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Multiresistente gramnegative Bakterien; Multiresistente gramnegative Erreger

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Erstbeschreiber

KRINKO 2012 (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention)

Definition

MRGN ist das Akronym für "multiresistente gramnegative Bakterien". In den letzten Jahrzehnten breiteten sich multiresistente grampositive Bakterien, welche heute eine wichtige Ursache nosokomialer Infektionen sind, weltweit aus. Seit einigen Jahren gesellen sich nun auch gramnegative Keime, wie beispielsweise Pseudomonas aeruginosa, hinzu. Aufgrund der generell schlechteren Ausgangsposition bei den verfügbaren Antibiotika gegen gramnegative Keime sind solche multiresistenten Infektionen von einer hohen Mortalität geprägt. 

Im Gegensatz zu MRSA wird MRGN nicht über die Resistenzmechanismen definiert, sondern über die klinisch relevanten Antibiotikagruppen gegen die Bakterien Resistenzen entwickelt. Die Multiresistenz der MRSA wird durch verschiedene unterschiedliche Resistenzgene bzw. Enzyme verursacht (z. B. Stichworte wie ESBL = Akronym für "extended-spectrum-ß-lactamase", das für eine bestimmte Form der erweiterten Resistenz gegenüber Antibiotika bei Bakterien steht).

Allgemeine Information

Bei der initialen Definition wurden 4 Antibiotikagruppen festgelegt, die bei einer schweren Infektion mit gramnegativen Bakterien (sowohl Mitglieder der Enterobakterien wie auch sog. Nonfermenter) klinisch eingesetzt werden. Dem Akronym MRGN wird üblicherweise eine Zahl von 2-4 vorangestellt (2MRGN/3MRGN/4MRGN). Die vorgestellte Zahl definiert die Anzahl der Antibiotikaklassen gegen die das jeweilige Bakterium resistent ist.

Vorkommen

MRGN-Bakterien besiedeln etwa 5von 100 gesunden Menschen in der Allgemeinbevölkerung. Carbapenem-resistente Enterobakterien verursachen derzeit bereits mehr Infektionen (z.B. Pneumonie, Sepsis) als MRSA und VRE (Vancomycin-resistente Erreger) zusammen.

Klinisches Bild

Im klinischen Alltag bereiten 3MRGN bzw. 4MRGN vor allem bei der Behandlung nosokomialer Infektionen Probleme. Das Robert Koch-Institut (FG14) hat 2013 eine Musterpräsentation zur Definition der Multiresistenz bei gramnegativen Bakterien erstellt:

Acinetobacter baumannii (Nonfermenter)

  • 3MRGN A. baumannii mit Resistenzen (R) gegen Piperacillin, Cefotaxim und Ciprofloxacin, aber sensibel (S) gegenüber Imipenem und Meropenem;
  • 4MRGN A. baumannii mit Resistenzen (R) gegen Piperacillin, Cefotaxim, Imipenem, Meropenem und Ciprofloxacin, aber sensibel (S) gegenüber Sulbactam. Sulbactam geht nicht in die Multiresistenz-Definition ein.

Pseudomonas aeruginosa (Nonfermenter)

  • 3MRGN P. aeruginosa mit Resistenzen (R) gegen Piperacillin, Imipenem, Meropenem und Ciprofloxacin, aber sensibel (S) gegenüber Ceftazidim und Cefepim; als 4MRGN P. aeruginosa mit Resistenzen (R) gegen Piperacillin, Cefepim, Imipenem und Ciprofloxacin, aber sensibel (S) gegenüber Colistin und intermediär (I) gegenüber Ceftazidim und Meropenem. Intermediäre Ergebnisse werden

    wie resistente Ergebnisse gewertet. Bei P. aeruginosa ist außerdem Ceftazidim an Stelle von Cefotaxim für die Bewertung relevant (Cefotaxim ist wenig wirksam gegen Pseudomonas).

Klebsiella pneumoniae (Enterobakterien)

  • 3MRGN K. pneumoniae mit Ciprofloxacin (R) und ESBL#
  • 4MRGN K. pneumoniae mit Piperacillin (R), Cefotaxim (R), Imipenem (R), Meropenem (R) und Ciprofloxacin (R), aber sensibel (S) gegenüber Ceftazidim.

Enterobacter cloacae (oder eine andere Enterobakterien-Art mit chromosomaler AmpC, wie Enterobacter aergogenes (die aktuelle Bezeichnung ist Klebsiella aergogenes), Citrobacter freundii).

  • 3MRGN E. cloacae mit Piperacillin (R), Cefotaxim (R), Ceftazidim (R) und Ciprofloxacin (R), aber Imipenem (S) und Meropenem (S). Die Resistenz gegen die beiden Cepaholsporine kann durch eine Überexpression der in dem Bakterienchromosom kodierten AmpC-Beta-Lactamase verursacht sein.

 

Hinweis(e)

Gesunde Menschen, die mit MRGN-Bakterien besiedelt sind, werden als MRGN-Träger bezeichnet. Für die MRG-Träger sind die Keime bei normaler Immunität jedoch ungefährlich. Somit ist bei einer Besiedlung mit MRGN-Bakterien ohne Krankheitszeichen keine Behandlung notwendig.

Eine Therapie ist nur dann indiziert, wenn MRGN-Bakterien eine klinisch relevante MRGN-Infektion auslösen. Das Robert Koch-Institut empfiehlt mit dem Nachweis der gramnegativen Erreger 3MRGN und 4MRGN E.coli, Klebsiella ssp., P. aeruginosa, A. baumanii in Riskobereichen wie Neonatologie, Intensivstationen, hämato-onkologischen Problemstationen mit immunologisch geschwächten Patienten, die Unterbringung im Einzelzimmer mit eigener Nasszelle oder eine Kohortierung bei Patienten mit gleicher Erregerspezies und gleichem Phänotypus durchzuführen bei entsprechenden hygienischen Begleitmaßnahmen. In Normalbereichen von Stationen, Ambulanzen und Praxen sollen nur Patienten mit 4MRGN isoliert werden. Bei 3MRGN ist eine Basishygiene ausreichend, ebenso wie auch für 4MRGN Enterobacter spp.

S.a. ESKAPE

Literatur

  1. Hogardt M et al. (2015) Current prevalence of multidrug-resistant organisms in long-term care facilities in the Rhine-Main district, Ge many, 2013. Euro Surveill 20. pii: 21171.
  2. Huggett S et al. (2018) Antibiotika Fibel 2018/2019. Asklepios, Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. S.51-52
  3. Leitner E et al. (2018) Low prevalence of colonization with multidrug-resistant gram-negative bacteria in long-term care facilities in Graz, Austria. Am J Infect Control 46:76-80. 
  4. Laux R et al. (2013) Relevance of parents as source for contamination of neonates with multiresistant Gram-negative pathogens (MRGN)]. Z Geburtshilfe Neonatol 217:61-64. 

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