Karotisdruckversuch

Autor:Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Czermakscher Druckversuch; Karotissinusmassage

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Erstbeschreiber

H. E. Hering beschrieb 1924 als Erster die Veränderungen des Herzschlags beim Karotisdruckversuch als einen Reflex (Fenz 1953). Koch beschrieb im selben Jahr den depressorischen Gefäßreflex nach Karotisdruckversuch (Atzler 1927).

 

Definition

Unter einem Karotisdruckversuch versteht man einen durch äußere Kompression auf den Karotissinus hervorgerufenen Abfall der Herzfrequenz bis max. 25 % des Ausgangswertes, eine geringe Verlängerung der PQ- Zeit (max. bis zu einem AV- Block I. Grades) und / oder einen leichten RR- Abfall (Braun 2014).

Der Karotisdruckversuch kann sowohl diagnostisch als auch therapeutisch genutzt werden (Knuth 2006).

Pathophysiologie

Beim Karotisdruckversuch kommt es durch Stimulation der Pressosensoren zu einem hyperaktiven Reflex. Dieser bewirkt eine Verlangsamung der Herzfrequenz und / oder des arteriellen Blutdrucks. Beim hypersensitiven Karotissinus bewirkt die Stimulation durch eine abnorme vagale Funktion und eine Überempfindlichkeit auf Acetylcholin bei den im Karotissinus liegenden hypersensitiven Barorezeptoren eine Verlangsamung der Polarisation des Sinusknotens (Gertsch 2008 / Gülker 1998). 

Hinweis(e)

Indikation:

Der Karotisdruckversuch kann eingesetzt werden bei:

  • V. a. Karotissinussyndrom (Herold 2020)
  • V. a. Sick- Sinus- Syndrom (Lüderitz 1981)
  • zur Abklärung von Synkopen (Seewöster 2019)
  • therapeutisch bei einer hämodynamisch stabilen Tachykardie (Klasse I B Indikation [Knuth 2006])

Absolute Kontraindikationen:

  • große, unregelmäßige Plaques bzw. Stenosen von > 70 % der A. carotis
  • innerhalb der letzten 3 Monate stattgefundene

Vorbereitungen:

Vor Durchführung der Karotis- Sinus- Massage sollten zunächst beide Karotiden auskultiert werden. Falls hierbei ein Strömungsgeräusch besteht, sollten – laut empirischer Daten - zunächst mobilisierbare Plaques mit Hilfe einer Duplexsonographie ausgeschlossen werden (Braun 2014 / Diehl 2020).

Voraussetzungen für den Karotisdruckversuch sind:

  • kontinuierliche 12- Kanal- EKG- Ableitung
  • kontinuierliche, nicht invasive Blutdruckmessung
  • Bereithaltung von 1 mg Atropin als Bedarfsmedikament

Durchführung: Der Patient liegt auf einer Trage und hält den Kopf leicht gedreht. Begonnen wird mit der Seite, die die nicht- dominante Hirnhälfte versorgt (bei Rechtshändern die rechte Seite).

Der ca. 2 – 3 Querfinger unterhalb des Angulus mandibulae befindliche Karotissinus wird manuell zunächst nur leicht für 5 sec. gedrückt (wegen der Gefahr des hypersensitiven Sinus), anschließend wird für max 10 sec. fester in Richtung der zervikalen Querfortsätze gedrückt (Diehl 2020 / Furger 2003). Bei negativem Ergebnis empfiehlt sich die Wiederholung im Stehen (im günstigsten Fall auf dem Kipptisch)(Diehl 2020).

Testauswertung:

Der Test gilt als positiv für einen hypertensiven Karotissinus, wenn:

  • ≥ 3 sec. Asystolie

und / oder

  • systolischer RR- Abfall von > 50 mmHg

Sollte es dabei zu einer Synkope kommen, spricht man von einem Karotis-Sinus-Syndrom (Diehl 2020). Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der Test bei 25 % der über 65- jährigen positiv ausfällt. In diesen Fällen spricht man von einem sensitiven Karotissinus. Von daher sollte der Test nur in Verbindung mit Anamnese und Klinik bewertet werden (Herold 2020 / Erdmann 2009).

Literatur

  1. Atzler E et al. (1927) Blutzirkulation: Blutgefäße – Kreislauf. Zweiter Teil. Springer Verlag 1352
  2. Braun J et al. (2014) Klinikleitfaden Innere Medizin. Elsevier Urban und Fischer Verlag 95 – 96
  3. Erdmann E (2009) Klinische Kardiologie: Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. Springer Verlag 87
  4. Fenz E (1953) Bibliographia Neurovegetativa 1900 – 1950 Springer Verlag Wien 236
  5. Furger P (2003) Innere quick: Der Fakten- Turbo Thieme Verlag 80
  6. Gertsch M (2008) Das EKG: Auf einen Blick und im Detail. Springer Medizin Verlag 400
  7. Gülker H et al. (1998) Leitfaden zur Therpapie der Herzrhythmusstörungen. Walter de Gruyter Verlag 31 - 31
  8. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 281
  9. Knuth P et al. (2006) Notfälle nach Leitsymptomen. Deutscher Ärzte Verlag 167
  10. Lüderitz B (1981) Therapie der Herzrhythmusstörungen: Leitfaden für Klinik und Praxis Springer Verlag 118
  11. Seewöster T et al. (2019) Differentialdiagnostik unklarer Synkopen. Herz (44) 759 - 768

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