Holiday heart syndrome

Autor:Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 10.09.2024

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Synonym(e)

Ferien- Herz- Syndrom; Happy- Heart- Syndrom; (HHS); Holiday- Heart- Syndrom; Urlaubs- Herz- Syndrom

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Erstbeschreiber

Das Ferien- Herz- Syndrom, auch als HHS bezeichnet,  wurde von Philip Ettinger erstmals im Jahre 1978 beschrieben (Schörken 2024). Dieser beobachtete 24 Patienten, die nach einem Rauschtrinken am Wochenende mit plötzlichem Vorhofflimmern stationär eingeliefert werden mussten (Jain 2024).

Definition

Unter einem Ferien- Herz- Syndrom (HHS) versteht man plötzlich einsetzende Herzrhythmusstörungen während des Urlaubs (Herold 2020), die innerhalb von 24 – 48 Stunden nach einem exzessiven Alkoholkonsum bei ansonsten gesunden Personen auftreten (Schörken 2024).

Vorkommen

Ein HHS kann sowohl bei Personen auftreten, die regelmäßig Alkohol trinken als auch bei Personen, die nur sehr selten trinken. Ausgelöst wird es durch ein Rauschtrinken. Bei ca. 35 – 62 % der Fälle kommt es 12 – 36 Stunden nach einem Rauschtrinken zu Vorhofflimmern (Jain 2024).

Am häufigsten äußert sich das HHS in Vorhofflimmern, aber auch Vorhofflattern, paroxysmale Vorhoftachykardie und isolierte ventrikuläre Extrasystolen sind beschrieben (Tonelo 2013).

Ätiologie

Ein HHS wird typischerweise durch übermäßigen Alkoholkonsum hervorgerufen (Herold 2020).

Es ist inzwischen außerdem nach Stress, Schlafmangel und dem Verzehr von Energydrinks beschrieben worden (Bellmann 2022).

Pathophysiologie

Bei der HHS findet man eine komplexe und multifaktorielle Pathophysiologie. Durch den exzessiven Alkoholkonsum kommt es zu:

- Störungen des Elektrolythaushaltes: Diese führen zu Dysbalancen der Elektrolyte. Insbesondere Kalium- und Magnesium- Dysbalancen begünstigen die Arrhythmien.

- Direkte kardiotoxische Effekte: Ethanol und auch seine Metaboliten wirken toxisch auf die Kardiomyozyten.

- Entzündliche Prozesse: Alkohol fördert die Freisetzung inflammatorischer Zytokine, die wiederum die Herzfunktion beeinträchtigen können.

- Einfluss auf das autonome Nervensystem: Alkohol fördert die sympathische Stimulation und die parasympathische Hemmung. Beides führt zu einer erhöhten Herzfrequenz und zu einer Erregbarkeit des Herzens (Schörken 2024).

Manifestation

Die Herzrhythmusstörungen äußern sich in erster Linie als paroxysmales Vorhofflimmern (Schörken 2024).

Klinisches Bild

- Herzklopfen

- Thorakale Schmerzen

- Schwindel (Schörken 2024)

- Kurzatmigkeit

- Allgemeine Schwäche (Jain 2024)

- Unruhe

- Angstzustände (Bellmann 2022)

Diagnostik

Bei der Diagnostik sollten neben der körperlichen Untersuchung eine Laboruntersuchung, ein 12- Kanal- EKG, ein Röntgen- Thorax und eine Echokardiographie erfolgen (Jain 2024).

Bildgebung

12- Kanal- EKG

Im EKG kann in erster Linie Vorhofflimmern auftreten, es kann aber auch zu Vorhofflattern, atrialen Tachykardien, ventrikulären Tachykardien, supraventrikulären Extrasystolen oder ventrikulären Extrasystolen kommen (Bellmann 2022)

 

Röntgen Thorax

Insbesondere bei chronischem Alkoholkonsum können hierbei Zeichen einer Lungengefäßstauung oder Zeichen einer Kardiomegalie vorhanden sein (Jain 2024).

 

Echokardiographie

Bei der Echokardiographie sollten insbesondere die Größe des linken Ventrikels und Vorhofs bestimmt werden, sowie etwaige Wandbewegungsstörungen, außerdem die systolische und diastolische Funktion und Hinweise auf etwaige Klappenerkrankungen (Jain 2024).

Labor

Bei V. a. ein HHS sollten laborchemisch überprüft werden:

- Blutbild (chronische Alkoholiker zeigen häufig eine Anämie oder Thrombozytopenie)

- Kalium

- Magnesium

- Natriuretische Peptide des Gehirns (BNP)

- Troponin

- Nieren- und Leberwerte (Jain 2024)

Differentialdiagnose

Alkoholische Kardiomyopathie: Diese wird durch jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsum hervorgerufen (Schörken 2024).

- KHK

- Lungenembolie

- Pneumonie

- Dilatative Kardiomyopathie

- Thyreotoxikose

- Substanzmissbrauch von Kokain oder Amphetaminen (Jain 2024)

Komplikation(en)

- Entwicklung eines anhaltenden Vorhofflimmerns

- Lebensbedrohliche Arrhythmien

- Entwicklung einer dilatativen Kardiomyopathie

- Embolischer Apoplex

- Systemische Thromboembolie

- Tod (Jain 2024)

Therapie

Der Patient ist an einen Herz- Telemetriemonitor anzuschließen, um die Entwicklung der Herzfrequenz beobachten zu können (Jain 2024).

Eventuell vorliegende Elektrolytstörungen sollten ausgeglichen werden (Schörken 2024).

Bei einem HHS sollte der Herzrhythmus stabilisiert werden. In den meisten Fällen reichen dafür aber reine Beobachtung und Überwachung aus (Jain 2024).

Medikamentös können z. B. Betablocker (wie z. B. Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol [Jain 2024]) oder Antiarrhythmika eingesetzt werden (Schörken 2024).

Falls der Patient Anzeichen klinischer Instabilität zeigt wie z. B. Hypotonie, veränderten Geisteszustand, klinische Anzeichen eines Schocks, akute Herzinsuffizienz etc., kann eine synchronisierte Kardioversion in Betracht gezogen werden (Jain 2024).

 

Antikoagulation

Laut neuester Richtlinien des American College of Cardiology/American Heart Association (ACC/AHA) sollten auch reversible Ursachen eines Vorhofflimmerns antikoaguliert werden, um das Risiko eines Apoplexes zu verringern (Jain 2024).

Prognose

Insgesamt ist die Prognose eines HHS gut. I. d. R. tritt eine vollständige Erholung innerhalb weniger Tage ein (Schörken 2024).

Es hat sich andererseits gezeigt, dass bei 20 – 30 % innerhalb von 12 Monaten ein erneutes Vorhofflimmern auftreten kann (Jain 2024).

Allerdings kommt es nicht zu erneuten Episoden, wenn der Betroffene abstinent lebt (Tonelo 2013).

Hinweis(e)

Durch Mäßigung des Alkoholkonsums lässt sich ein HHS verhindern (Schörken 2024).

Literatur

  1. Bellmann B, Nolte J, Antwerpes F, Ostendorf N et al. (2022) Holiday- Heart- Syndrome. DocCheck Flexikon doi: https://flexikon.doccheck.com/de/Holiday-Heart-Syndrom
  2. Jain A, Yelamanchili V S, Brown K N, Goel A (2024) Holiday Heart Syndrome. StatPearls Treasure Island Bookshelf ID: NBK537185. doi: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30725870/
  3. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 287, 936
  4. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
  5. Schörken H, Wienbergen H (2024) Update zum Holiday- Heart- Syndrom. Herzmedizin für Ärzte und Fachpersonal.  doi: https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/kardiologie-interdisziplinaer/praevention/holiday-heart-syndrom.html#:~:text=Das%20Holiday%2DHeart%2DSyndrom%20(,bei%20ansonsten%20gesunden%20Personen%20auftreten.
  6. Tonelo D, Providencia R, Goncalves L (2013) Holiday heart syndrome revisited after 34 years. Arq Bras Cardiol. 101 (2) 183 - 189

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