Dubin-Johnson-SyndromE80.6
Synonym(e)
Erstbeschreiber
IN Dubin und FB Johnson 1954
Definition
Benigne, autosomal-rezessiv vererbliche mit nicht-pruritischer Hyperbilirubinämie, bedingt durch eine Ausscheidungsstörung des Bilirubins (Konjugation ist normal – s.u. Labor) des Adoleszenten oder des frühen Erwachsenen.
Vorkommen/Epidemiologie
In allen Ethnien nachweisbar. Bei iranischen und marokkanischen Juden gehäuft (Shani M et al. 1970).
Ätiopathogenese
Ursächlich sind autosomal-rezessiv vererbte, homozygote Mutationen im Canalicular multispecific organic anion transporter-Gen auch CMOAT-Gen (oder ATP-binding cassette subfamily C member 2-Gen; ABCC2) das auf Chromosom 10q24 lokalisiert ist. Das ABCC2-Gen kodiert für einen ATP-abhängigen Transporter in der apikalen Membran (Multidrug resistance-associated protein 2 – MRP2) der den Efflux des glukuronierten Bilirubins und anderer organischer Anionen aus der Leberzelle in die Gallenkanälchen ermöglicht.
Manifestation
Jugendalter, Erwachsenenalter
Klinisches Bild
Die Patienten werden in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter durch einen leichten bis moderaten nicht pruritischen Ikterus auffällig. Auslösend sind häufig interkurrierende Infekte, Schwangerschaft (Gupta A et al. 2019). Weiterhin orale Kontrazeptiva oder Medikamente. Während der Episoden bestehen manchmal Leibschmerzen und Mattigkeit, in seltenen Fällen entwickelt sich eine Hepatosplenomegalie.
Bildgebung
Ultraschallbefund der Leber: unauffällig
Diagnostisch nützlich kann auch die 99mTc-HIDA-Choleszintigraphie sein, bei der Gallenblase und Gallengänge verzögert oder gar nicht dargestellt werden, während die Leber eine verlängerte Zeit sichtbar bleibt.
Labor
Gesamt-Serumbilirubin (50-80% als konjugiertes Bilirubin nachweisbar) moderat erhöht (2,0-5,0 mg/dl, sehr selten höher. Leberenzyme (Aminotransferasen, Alkalische Phosphatase, Gamma-Glutamyl-Transpeptidase), Albuminspiegel und Prothrombinzeit: normal.
Besonders in der Population iranischer und marokkanischer Judenkann eine Assoziation mit Gerinnungsfaktor VII-Mangel beobachtet werden.
Nachweis eines charakteristischen Koproporphyrin-Ausscheidungsmusters (normale Konzentration des Gesamt-Koproporphyrins bei auf mehr als 80% erhöhtem Anteil des Koproporphyrins-1).
Histologie
Schwarzbraune, Melanin-artige Pigmentablagerungen in den Hepatozyten vorwiegend des zentrilobulären Bereiches. Keine weiteren histologischen Veränderungen.
Diagnose
Nachweis von Mutationen im ABCC2-Gen. Leberbioptat.
Differentialdiagnose
- Morbus Gilbert-Meulengracht
- Crigler-Najjar-Syndrom
- Rotor-Syndrom
- Hepatitis
- Hämolyse
- Fehlbildungen der Gallenwege
Therapie
Eine kurative Therapie ist nicht bekannt. Phenobarbital führte in einigen Fällen zur Abnahme des Serum-Bilirubinspiegels.
Verlauf/Prognose
Keine Zeichen einer Progredienz. Kein Hinweis zur Entwicklung einer Leberinsuffizienz, -zirrhose oder -fibrose.
Literatur
- Gupta A et al. (2019) A Case of Dubin-Johnson Syndrome in Pregnancy. Cureus 11:e4048.
- Kularatnam GAM et al. (2017) Dubin-Johnson syndrome and intrahepatic cholestasis of pregnancy in a Sri Lankan family: a case report. BMC Res Notes 10:487.
- Shani M et al. (1970) Dubin-Johnson syndrome in Israel. I. Clinical, laboratory, and genetic aspects of 101 cases. Quart J Med 39: 549-567
- Strassburg CP (2010) Hyperbilirubinemia syndromes (Gilbert-Meulengracht, Crigler-Najjar, Dubin-Johnson, and Rotor syndrome). Best Pract Res Clin Gastroenterol 24:555-571.