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Beta2-Sympathomimetika
Synonym(e)
Definition
Beta2-Sympathomimetika oder Beta2-Rezeptoragonisten gehören zu den Bronchodilatatoren. Ihre Bezeichnung haben sie von der Eigenschaft die Beta2-Rezeptoren zu aktivieren. Diese sind an der Reizweiterleitung in einem Teil des sympathischen Nervensystems beteiligt.
Einteilung
Beispiele kurzwirksamer Beta-2-Symptathomimetika (SABA):
Beispiele langwirksamer Beta2-Sympathomimetika (LABA) zur Inhalation:
- Formoterol
- Salmeterol
- Indacaterol (s.o.)
LABA zur oralen Einnahme:
Es stehen zahlreiche Kombinationspräparate aus langwirksamen Beta2-Sympathomimetika und inhalativen Glukokortikoiden zur Verfügung.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen den
- lang wirksamen Beta2-Sympathomimetika: langwirksame Beta-2-Sympathomimetika = Long acting beta2-agonist- LABA, zur Dauertherapie beziehungsweise Vorbeugung von Anfällen. Die Wirkung hält über ca. 12 bis 24 Stunden an. Die Substanzen werden häufig in Kombination mit einem inhalativen Glukokortikoid eingesetzt, da Beta-2-Sympathomimetika selbst keine antientzündliche Aktivität besitzen.
und den
- kurz wirksamen Beta2-Sympathomimetika: = Short acting beta2-agonist –SABA /= rapid-acting beta-2 agonists-RABA (rasch wirksame Beta-2-Sympathomimetika), mit raschem Wirkeintritt zur Bedarfsbehandlung akuter Symptome. Die Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein und hält für etwa drei bis sechs Stunden an.
Als uLABA (ultra Long Acting Beta 2 Agonists) bezeichnete Wirkstoffe dieses Typs mit weiter verlängerter Wirkdauer und nur noch der Notwendigkeit täglicher Einmalgabe sind verfügbar (z.B. Indacaterol) (Beier J 2009)
Die schnell wirksamen Substanzen (wie Salbutamol, Fenoterol und Reproterol) werden vorwiegend als sogenannte "reliever" in der Akuttherapie von obstruktiven Atemwegserkrankungen eingesetzt, die langwirksamen Substanzen (Salmeterol und Formoterol) hingegen als "controller" in der Dauertherapie.
Wirkungsspektrum
Beta2-Sympathomimetika werden v.a. als topische Mittel (Beta-2-Sympathomimetika werden zumeist inhaliert als Dosieraerosol, Spray oder Lösung über Inhalatoren) bei Asthma bronchiale und obstruktiven Lungenerkrankungen eingesetzt (Salbutamol, Terbutalin, Formoterol, Salmeterol). Sie aktivieren die β2-Rezeptoren der glatten Bronchialmuskulatur. Einige Substanzen kommen auch als orale Applikationsformen (Bambuterol, Clenbuterol) zum Einsatz. Sie führen über eine Bronchospasmolyse zur Verminderung des Atemwegswiderstands. Diese Wirkung geht v.a. auf die Öffnung der Ca++ -aktivierten Kv-Kanäle zurück die in der Plamamembran der Muskelzellen platziert sind. Deren Öffnung führt durch den K+-Ausstrom zu einer Hyperpolarisation der Plasmamembran und damit zu einem verminderten Einstrom von Ca++-Ionen über spannungsabhängige Ca++-Kanäle. Dies führt zur Relaxation der glatten Muskelzelle.
Abgesehen von diesem Effekt auf den Tonus der Bronchialmuskulatur aktivieren Beta2-Sympathomimetika die mukoziliäre Klärfunktion. Sie hemmen weiterhin die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Mastzellen und anderen Entzündungszellen.
Indikation
Eingeschränkte Indikation
Unerwünschte Wirkungen
Typische Nebenwirkungen treten vorwiegend bei systemischer Anwendung auf. Dazu zählen Steigerung der Herzfrequenz, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Zittern, Unruhe, Übelkeit und Muskelkrämpfe (s.a. unter den einzelnen Arzneimitteln).
Durch die β2-Rezeptor-bedingte Aktivierung der Na+/K+-ATPase in den Muskelzellen entstehen passagere Hypokaliämien.
Die Aktivierung von β2-Rezeptoren auf Hepatozyten kann zu einer gesteigerten hepatischen Glukoseproduktion und zum Blutzuckeranstieg führen.
Die Ursache der v.a. bei systemischer Applikation beobachteten Skelettmuskelhypertrophie ist unklar (Cave: Verwendung der Beta2-Sympathomimetika als Dopingmittel = Clenbuterol-Doping, wird auch in der Kälbermast eingesetzt!). Besonders bei Ausdauersportarten wirkt Clenbuterol als leistungsförderndes Medikament.
Allergische Reaktionen, anaphylaktischer Schock
Wechselwirkungen
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, schwere Hyperthyreose, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie.
Literatur
- Beier J (2009) Bronchodilator effects of indacaterol and formoterol in patients with COPD, Pulm Pharmacol Ther 22:492-496.
- Buhl, R., et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. In: Pneumologie 2017; 71: 849–919
- Graefe KH et al. Obstruktive Atemwegserkrankungen. In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart S.533
- Pfaar, O. et al.(2014) S2k-Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergo J Int 23: 282
- Ring, J. et al.(2014) S2k-Leitlinie zur Akuttherapie und Management der Anaphylaxie. Allergo J Int 23: 96–112.
Tabellen
Wesentliche Wechselwirkungen von β2-Sympathomimetika
Anticholinergika |
Herzrhythmusstörungen, Tachykardie |
Antidepressiva, trizyklische |
kardiale NW von β2-Sympathomimetika ↑ |
Herzglykoside |
Herzrhythmusstörungen, Herzglykosid-Toxizität ↑ |
Insulin |
Hyperglykämie |
MAO-Hemmer |
RR-Abfall, Herzrhythmusstörungen, Kombination meiden |
Hyperglykämie |
|
β -Rezeptorenblocker |
Bronchospasmus, β-sympathomimetische Wirkung ↓ |
Hyperglykämie |
|
Sympathomimetika |
wechselseitige Toxizität ↑ |
Theophylline |
Herzrhythmusstörungen, Tachykardie |