Aktive Immunisierung

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Aktive Impfung; aktive Vakzinierung

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Definition

Eine aktive Immunisierung (s.a. passive Immunisierung)  ist definiert als Verabreichung des Immunogens (Impfstoff) mit dem Ziel einen langfristig wirksamen Schutz gegen einen Erreger oder gegen dessen Toxine aufzubauen.

Einteilung

Totimpfstoffe: enthalten abgetötete Erreger

Subunit- und Spaltimpfstoffe: enthalten keine kompletten abgetöteten Erreger, sondern nur daraus gewonnene oder gentechnisch hergestellte Biomoleküle. Die meisten Grippeimpfstoffe sind Spaltimpfstoffe.

Konjugatimpfstoffe sind Subunitimpfstoffe:  bei diesen wird das Erregermoleküle nicht direkt in den Impfstoff eingebracht, sondern zuvor an Proteine (Konjugate) gebunden, die eine Trägersubstanz darstellen.

Sonderform der Totimpfstoffe:Toxoidimpfstoffe (Formalin-inaktiviertes Toxin = Toxoid)

Lebendimpfstoffe: enthalten attenuierte in ihrer Virulenz geschwächte Erreger

Beispiele für Lebend- (L) und Tot-Impfstoffe (T):

  • Cholera (T)
  • FSME = Frühsommer-Meningoenzephalitis (T)
  • Genitalwarzen durch humane Papillomviren (HPV) (T))
  • Haemophilus-influenzae-b-Infektion (Hib-Infektion) (T)
  • Hepatitis A (T)
  • Hepatitis B (T)
  • Herpes zoster (Gürtelrose) (L, T)
  • Hirnhautentzündung oder Sepsis durch Meningokokken der Serogruppen A, B, C, W135 und Y (T)
  • Influenza (saisonale echte Grippe) (L, T)
  • Krebsarten im genitalen / analen Bereich durch humane Papillomviren (HPV) (T)
  • Japanische Enzephalitis (T)
  • Lungen- und Mittelohrentzündung durch Pneumokokken (T)
  • Pertussis (Keuchhusten) (T)
  • Polio (T)
  • Tetanus = Wundstarrkrampf (T)
  • Tollwut (T)
  • Typhus (L, T)
  • Humane Papillomaviren (HPV) (T)

RNA-Impfstoffe: bestehen wie bspw. BNT162/BioNTech/Fosun/Pfizer und mRNA-1273/Moderna/NIAID, in der Regel aus einzelsträngiger messenger Ribonukleinsäure (mRNA). Diese enthält die genetische Information für den Aufbau eines Proteins. Im Zytosol wird die mRNA von Ribosomen gebunden und ein Peptid aufgebaut. Die RNA in den Impfstoffen ist meist in Liposomen oder Lipid-Nanopartikeln (LNP) verpackt. Da das Antigen in den körpereigenen Zellen und in großen Mengen produziert wird, ist die Immunreaktion i. A. stark ausgeprägt.

DNA-Impfstoffe: bestehen aus einem in  Bakterienplasmid inserierten DNA-Stück. Dieses kodiert für das Antigen und wird in die Zielzelle aufgenommen und abgelesen. Ein in der Corona-Impfstoff-Entwicklung befindlicher DNA-Impfstoff ist INO-4800 - Inovio Pharmaceuticals.

Vektorviren-Impfstoffe: hierbei wird das Gen des betreffenden Erregers - z.B. dem Ebola-Virus- harmlosen Viren mitgegeben. Diese können zwar in menschliche Zellen eindringen und sich eventuell dort auch vermehren, führen aber nicht zum Krankheitsausbruch. Die befallene Zelle produziert daraufhin eine Zeit lang auf Basis des Gens das Erregerantigen = Antikörper.

 

Allgemeine Information

Beispielsweise werden bei aktiven Immunisierung mit Lebendimpfstoffen attenuierte, d.h. in ihrer Virulenz geschwächte Erreger, die aber durchaus noch vermehrungsfähig sind,  selbst aber keine ernsthafte Erkrankung mehr verursachen können, oder auch Bruchstücke von Erreger verabreicht. Dies führt zu einer subklinischen Infektion, die die Wildinfektion nachahmt.

Der Organismus reagiert auf diese subklinische Infektion mit der Bildung von Antikörpern und Memory-cells (Gedächtniszellen). Der Aufbau einer messbaren und belastbaren Immunität (Grundimmunisierung) dauert mindestens 7-10  Tage.

Viele aktive Immunsierungen lösen eine lebenslange Immunität aus (Varizellen, Rotaviren, BCG, Gelbfieber, Typhus). Andere aktiven Immunisierungen müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden. Die einzelnen Impfzeitpunkte sind im so genannten „Impfschema“ festgelegt. Derartige Auffrischungsimpfungen dienen somit einer erneuten "Erinnerung" des Immunsystems und halten den Impfschutz aufrecht.

Voraussetzung ist jedoch, dass der Geimpfte (Impfling) immunkompetent ist. Die aktive Impfung versagt z.B. bei iatrogener Immunsuppression, bei hereditären Immundefekten, bei Leukämie oder auch nach einer akuten EBV-sowie bei einer HIV-Infektion. Auch alte Menschen reagieren wegen einer Immunoseneszenz oft nicht mehr regelrecht.  

 

Literatur

  1. Hof H (2019). Impfungen. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S 738

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024