Agammaglobulinämie (X-chromosomal) Mutation in IL2RGD81.4

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Agammaglobulinämie, Schweizer Typ; Agammaglobulinemia Swiss Type; Gamma Chain Deficiency; Il2rg Scid, T- B+ Nk-; Imd4; Immunodeficiency 4; OMIM: 300400; Scidx; Scid-X1; Scid X-Linked; Scid, X-Linked; Severe Combined Immunodeficiency; Severe Combined Immunodeficiency Due to Adenosine Deaminase Deficiency; Severe Combined Immunodeficiency T- B+ Due to Gamma Chain Deficiency; Severe Combined Immunodeficiency, X-Linked; Severe Combined Immunodeficiency X-Linked T Cell-Negative/b Cell-Positive/nk Cell-Negative; Severe Combined Immunodeficiency X-Linked T-Cell Negative/b-Cell Positive/nk-Cell Negative; Severe Combined Immunodeficiency X-Linked T-Cell-Negative/b-Cell-Positive/nk-Cell-Negative; Severe Combined Immunodeficiency, X-Linked, T Cell-Negative, B Cell-Positive, Nk Cell-Negative; T-B+ Scid Due to Gamma Chain Deficiency; T-B+ Severe Combined Immunodeficiency Due to Gamma Chain Deficiency; T-B+ Severe Combined Immunodeficiency, X-Linked; T- B+, X-Linked; Thymic Epithelial Hypoplasia; X-Linked Combined Immunodeficiency Diseases; X-Linked Scid; X-Linked Severe Combined Immunodeficiency Scidx; Xscid; X-Scid; X-SCID

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Erstbeschreiber

Das X-chromosomale SCID wurde früher als "Agammaglobulinämie vom Schweizer Typ" oder Thymusepithelhypoplasie bezeichnet (Nezelof 1992). Die schwere kombinierte Immunschwäche, die ursprünglich als "Agammaglobulinämie vom Schweizer Typ" bezeichnet wurde (zur Unterscheidung von der Agammaglobulinämie kongenitale Typ  Bruton) wurde erstmals von Hitzig und Willi (1961) in der Schweiz beschrieben. Diese Fälle zeigten einen autosomal rezessiven Erbgang (siehe 601457).

Definition

X-SCID, auch Agammaglobulinämie, Schweizer Typ, oder Severe Combined Immunodeficiency, X-Linked, ist ein seltener, autosomal-rezessiv vererbter, schwerer, kombinierter Immundefekt (s.u. Primäre Immundefekte Klassifikation) mit völligem Fehlen der Gammaglobuline, des lymphatischen Gewebes sowie der B- u. T-Lymphozyten; hohe Infektanfälligkeit v.a. für virale u. opportunistische Infektionen. Zu den Anzeichen und Symptomen, die oft schon im frühen Säuglingsalter auftreten, gehören Gedeihstörungen, orale Candidiasis, fehlende Tonsillen und Lymphknoten, wiederkehrende, anhaltende Infektionen, Exantheme, Durchfall, Fieber und Pneumonien.

Vorkommen/Epidemiologie

In einer Studie mit 108 SCID-Patienten stellten Buckley et al. (1997) fest, dass ein IL2RG-Mangel für etwa 42 % der Fäle mit Agammaglobulinämie verantwortlich war.

Ätiopathogenese

X-SCID wird durch Mutationen im IL2RG-Gen verursacht das für die Gamma-Untereinheit des Interleukin-2-Rezeptors (IL2RG; 308380) kodiert. Die Erkrankung betrifft nur das männliche Geschlecht und verläuft in der Regel in den ersten beiden Lebensjahren tödlich, es sei denn, sie wird mit einer Knochenmarktransplantation oder Gentherapie behandelt.

Klinisches Bild

Die schwere kombinierte Immunschwäche unterscheidet sich von der Agammaglobulinämie kongeitale Typ Bruton (300755) durch das zusätzliche Vorhandensein einer Lymphozytopenie, ein früheres Sterbealter, die Anfälligkeit für Virus- und Pilzinfektionen sowie bakterielle Infektionen, das Fehlen einer Typ IV-Reaktivität, die Atrophie des Thymus und den fehlenden Nutzen einer Gammaglobulinverabreichung.

Differentialdiagnose

Auch die weniger schwer verlaufende X-chromosomale, kombinierte Immundefizienz (312863) wird durch eine Mutation im IL2RG-Gen verursacht.

Eine autosomal rezessive Form von T-, B+, NK- SCID (600802) wird durch eine Mutation im JAK3-Gen (600173) auf Chromosom 19p13 verursacht.

Fallbericht(e)

Rosen et al. (1966) berichteten über drei Familien mit SCID, die X-chromosomal rezessiv vererbt wurden: Alle Patienten waren männlich, und in einer Verwandtschaft gab es neun betroffene Männer in fünf Geschwisterpaaren über drei Generationen, die durch Frauen verbunden waren.

Gitlin und Craig (1963) berichteten über 15 Jungen mit Hypogammaglobulinämie und stellten fest, dass sie aufgrund ihres klinischen Verlaufs in zwei fast gleich große Gruppen unterteilt werden konnten. Bei der ersten Gruppe begannen die Infektionen früh im Leben, oft vor dem 3. Lebensmonat, gefolgt von Lymphopenie und anhaltender Pneumonitis, Candidiasis und häufigen Exanthemen. Die Erkrankung verlief im Säuglingsalter meist tödlich, selbst bei Kindern, die mit Gammaglobulin behandelt wurden. Die Autopsie ergab einen abnorm kleinen Thymus mit thymischer Lymphoplasie.

Bei der zweiten Gruppe von Patienten traten die Infektionen etwas später auf, in der Regel im Alter von 6 bis 18 Monaten. Die Infektion war eher intermittierend als persistent, und Gammaglobulin war klinisch nützlich. Diese Patienten wiesen keine Lymphopenie auf, und bei denjenigen, die starben, war der Thymus nicht klein, obwohl in den Lymphknoten Keimfollikel und Plasmazellen fehlten. Etwa die Hälfte der Patienten in jeder Gruppe hatte eine Familiengeschichte mit schweren Infektionen bei männlichen Verwandten. Die zweite Gruppe ist der X-chromosomalen Agammaglobulinämie nach Bruton zuzuordnen.

(Nezelof, 1992) berichtete über eine Form der "Thymusdysplasie" die X-chromosomal bedingt ist. Thymusdysplasie tritt bei SCID auf (Nezelof, 1992).

Yount et al. (1978) untersuchten ein Kind mit X-chromosomalem SCID. Die Werte der Adenosindesaminase (ADA; 608958) und der Nukleosidphosphorylase (PNP; 164050) waren normal. Der Patient hatte praktisch keine reaktiven Lymphozyten. Trotz einer Fülle von B-Lymphozyten wies er eine tiefgreifende humorale Immunschwäche auf. Die Autoren vermuteten, dass die B-Zellen nicht in der Lage waren, sich in Plasmazellen zu differenzieren, die Immunglobuline synthetisieren und sezernieren können. Ein Bruder des von ihnen untersuchten Patienten starb im Alter von 10 Monaten an einer Pneumocystis-carinii-Pneumonie, kompliziert durch eine disseminierte Influenza-Infektion (Hongkong-Stamm). Die Autopsie ergab einen hypoplastischen Thymus ohne Epithelkörperchen und das Fehlen von Keimzentren in den Lymphknoten und der Lamina propria des Darms.

Conley et al. (1984) stellten fest, dass bei zwei nicht verwandten Männern mit SCID und thymischer Lymphoplasie die T-Zellen einen typisch weiblichen XX-Karyotyp aufwiesen und wahrscheinlich mütterlichen Ursprungs waren, während die B-Zellen einen männlichen XY-Karyotyp aufwiesen. Die Autoren vermuteten, dass die SCID bei diesen Patienten das Ergebnis einer Graft-versus-Host-Disease (GVHD; siehe 614395) war.

Kellermayer et al. (2006) berichteten über einen Jungen mit X-chromosomalem SCID, der durch eine genetische Analyse bestätigt wurde. Der Patient wies eine leichte bis mittelschweren rezeidivierende Dermatitis auf die mit einer spontanen Graft-versus-Host-Krankheit vereinbar war.

Speckmann et al. (2008) berichteten über einen Jungen mit einer relativ milden Form von X-chromosomalem SCID, der im Alter von 5 Jahren durch Molekularanalyse diagnostiziert wurde (308380.0013). Das wichtigste klinische Symptom war eine wiederkehrende Bronchitis. Immunologische Untersuchungen ergaben eine verminderte Anzahl zirkulierender T- und NK-Zellen und eine normale Anzahl von B-Zellen. Seine nicht betroffene Mutter war Trägerin der Mutation.

Literatur

  1. Buckley RH (2004)  Molecular defects in human severe combined immunodeficiency and approaches to immune reconstitution. Annu Rev Immun 22: 625-655.
  2. Conley ME et al. (1990) X-linked severe combined immunodeficiency: diagnosis in males with sporadic severe combined immunodeficiency and clarification of clinical findings. J Clin Invest 85: 1548-1554.
  3. Dooren LJ et al. (1968) Sex-linked thymic epithelial hypoplasia in two siblings: attempt at treatment by transplantation with fetal thymus and adult bone marrow. J Pediat 72: 51-62.
  4. Gitlin D et al. (1963) The thymus and other lymphoid tissues in congenital agammaglobulinemia. I. Thymic alymphoplasia and lymphocytic hypoplasia and their relation to infection. Pediatrics 32: 517-530.
  5. Hitzig WH et al. (1961) Hereditary lymphoplasmocytic dysgenesis (Lymphocytose mit Agammaglobulinämie). Schweiz Med Wschr 91: 1625-1633.
  6. Kellermayer R et al. (2006) A novel IL2RG mutation associated with maternal T lymphocyte engraftment in a patient with severe combined immunodeficiency. J Hum Genet 51: 495-497.
  7. Nezelof C (1992) Thymic pathology in primary and secondary immunodeficiencies. Histopathology 21: 499-511.
  8. Rosen FS (2002) Successful gene therapy for severe combined immunodeficiency. (Editorial) New Eng J Med 346: 1241-1243.
  9. Speckmann C et al. (2008) Clinical and immunological consequences of a somatic reversion in a patient with X-linked severe combined immunodeficiency. Blood 112: 4090-4097.
  10. Stephan JL et al. (1993) Severe combined immunodeficiency: a retrospective single-center study of clinical presentation and outcome in 117 patients. J Pediat 123: 564-572.
  11. Yount WJ et al.(1978) Lymphocyte subpopulations in X-linked severe combined immunodeficiency (SCID): evidence against a stem cell defect; transformation response to calcium ionophore A23187. Am J Med 65: 847-854.

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