Der Blutdruck in den Venen ist deutlich niedriger als in den Arterien. Venen gehören mit den Kapillaren und den Venolen zum Niederdrucksystem des Blutkreislaufs. Während im Liegen der Venendruck der Extremitäten bei etwa 10mmHG leigt, steigt er an den Unterschenkeln im Stehen auf 90-100mmHg an.
Der Blutfluss in den Venen wird durch Fuß- und Beinmuskulatur (Muskelpumpe) sowie durch die abdominothorakale Zweiphasenpumpe gewährleistet. Durch die ständigen Anspannungen der Extremitätenmuskeln sowie durch die Atemtätigkeit wird das Blut aus der Gefäßperipherie gegen die Schwerkraft in Richtung Herz gepumpt. Hierbei wird die Richtung des Blutflusses durch Ventilsysteme in den Venen, den sog. Venenklappen definiert. Eine Muskelkontraktion wie z.B. durch einen Zehenspitzenstand ausgelöst, hat das Verschieben von etwa 200ml Blut zur Folge.
Venenklappen: Im Unterschied zu Arterien sind viele kleine und mittelgroße Venen mit Venenklappen ausgestattet. Venenklappen sorgen dafür, dass das Blut bei der Entspannung des Muskels nicht wieder, der Schwerkraft folgend, nach unten zurückfließt. Bei einer Erweiterung der Venen (Varikose) ist die Ventilfunktion der Venen nicht mehr oder nur noch ungenügend gewährleistet. Es kommt zu einer Klappeninsuffizienz mit einem bidirektionalen Blutfluss. Die Folgen sind Veränderungen des Wandaufbaus der Venen, Ödembildungen und sonstige Zeichen der chronischen venösen Insuffizienz.
Aufbau der Venen: Venen sind auf Grund einer geringer entwickelten Muskulatur dünnwandiger als Arterien. Der grundsätzliche Aufbau beider Gefäßsysteme ist jedoch mit einer charakteristischen Dreischichtung der Wand weitgehend identisch.
Die innerste Schicht der Vene wird als Tunica interna (Intima) bezeichnet. Nach außen folgt die Tunica media (Media) und letztlich die Außenschicht der Vene die Adventitia.
Intima: Die Intima der Vene besteht aus einem einschichtigen Endothel mit unterschiedlich dicker Basalmembran. Das Endothel erfüllt mehrere wichtige Aufgaben:
- Barrierefunktion zwischen Blut und Interstitium
- Antithrombosefunktion (Produktion und Exkretion von Prostaglandinen)
- Ausbildung von Venenklappen bei mittelgroßen peripheren Venen
- Regulierung des Gefäßtonus (Abgabe von sog. Vasokininen wie Endothelinin-1, PAF, Prostazykline)
- Reparation von Endothelschäden
Die Reparation von Endothelschäden erfolgt durch Abgabe des von-Willebrand-Faktors (vWF) und des Faktors VIII aus den sog. Weibel-Palade-Körperchen. Hierbei handelt es sich um besondere Organellen der Endothelien. Der von-Willebrand-Faktor initiiert die Aggregation von aktivierten Thrombozyten durch Anheftung an die GPllb-/GPIIIa-Rezeptoren der Thrombozyten. In einem weiteren Schritt vermittelt der von-Willebrand-Faktor die Adhäsion der Thrombozyten an die freiliegenden Kollagenfibrillen des verletzten Endothels.
Media: Die Muskulatur der Media ist bei den Venen im Verhältnis zu den Arterien nur schwach ausgebildet. Es fehlt die zirkuläre Schichtung. Ihre Dicke ist von der anatomischen Örtlichkeit bestimmt. Die Media der unteren Beinvenen ist muskelzellreicher als die der Armvenen.
Adventitia: Die Media der Venen geht ohne scharfe Angrenzung in die Adventitia über, über das die Venen mit ihrer Umgebung verankert sind. In der Adventitia verlaufen reichlich sensible und vegetative Nerven sowie die versorgenden Vasa vasorum.