Vaginose, bakterielleN76.81

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Amin-Kolpitis; bakterielle Vaginose; Gardnerella vaginalis-Infektion

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Erstbeschreiber

Gardner, 1955

Definition

Häufig vorkommende Dysbakteriose der Scheidenflora mit Überwucherung durch obligat anaerobe Bakterien und Gardnerella vaginalis.

Vorkommen/Epidemiologie

Weltweites Vorkommen v.a. bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Geschätzte Prävalenz bei Frauen, die eine STI-Klinik aufsuchen: 20-30 %.
Bei Frauen mit höherem ST I-Risiko, beispielsweise bei Sexworkern, liegt die geschätzte Prävalenz sogar bei 50-60 %  (Bautista Ct 2016)

Die Wahrscheinlichkeit eine bakterielle  Vaginose zu entwicklen, ist höher wenn:

  • eine höhere Zahl von Sexualpartnern angegeben wird
  • bei unverheirateten Frauen
  • bei Frauen, die sehr früh den ersten Geschlechtsverkehr hatten
  • bei Sexworkern
  • bei regelmäßig durchgeführten Vaginalduschen

 

 

Ätiopathogenese

Wahrscheinlich stellt die Infektion mit Gardnerella vaginalis, einem sexuell übertragenen, gramnegativen bis gramvariablen, kurzen, unbeweglichen Stäbchen, die primäre Ursache dar. Sekundär kommt es zur Vermehrung gramnegativer Erreger.

Klinisches Bild

Vulvovaginitis und Kolpitis mit dünnflüssigem, homogenem, grau-weißlichem Fluor vaginalis. Charakteristischer, penetranter, fischartiger Geruch (hervorgerufen durch verschiedene, von den überwuchernden Anaerobiern gebildete Amine).

Diagnose

Diagnostische Kriterien (nach Amsel 1983):

  1. Dünnflüssiger, homogener Fluor
  2. pH Wert > 4,5
  3. Fischartiger (Amin-) Geruch des Vaginalsekrets, der sich nach Zugabe von 10%igem Kaliumhydroxid verstärkt
  4. "Cue-Cells" oder " Schlüsselzellen " (von Bakterien bedeckte, charakteristisch getüpfelt erscheinende Vaginalepithelien) mit einem Anteil von  >20% der Epithelzellen

die Diagnose einer bakteriellen Vaginose gilt als gesichert, wenn mindestens drei der vier aufgeführten Kriterien vorliegen.

Der kulterelle Nachweis wird zur Primärdiagnose nicht empfohlen (G.-vaginalis Selektivagar; dessen  Grundlage ist der Columbia-Blutagar mit 5-10% Kaninchenblut oder humanem Blut). 

Externe Therapie

Vaginale Spülungen mit desinfizierenden Zusätzen z.B. Polyvidon-Jod Lösung R203 oder Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ). Desinfizierende Vaginalsuppositorien (z.B. Betaisodona Vaginal-Suppositorien) oder Vaginalsuppositorien mit Antibiotikazusatz wie Metronidazol (z.B. Arilin Vaginalzäpfchen).

Interne Therapie

Metronidazol (z.B. Clont, Flagyl) 2–3mal 400 mg/Tag p.o. oder 2–3mal 500 mg/Tag i.v. über 5 Tage. Alternativ: Tinidazol (z.B. Simplotan) 2 g/Tag p.o. als Einmaldosis.

Merke! Mitbehandlung des Geschlechtspartners, bei Männern kann Gardnerella vaginalis über Monate asymptomatisch in der Urethra persistieren.

Literatur

  1. Amsel R et al. (1983) Nonspecific vaginitis. Diagnostic criteria and microbial and epidemiologic associations. Am J Med 74: 18-22
  2. Bautista CT et al.(2016) Bacterial vaginosis: a synthesis of the literature on etiology, prevalence, risk factors, and relationship with chlamydia and gonorrhea infections. Mil Med Res 3:4
  3. Egan ME et al. (2000) Diagnosis of vaginitis. Am Fam Physician 62: 1095-1104
  4. Gardner HL, Dukes CD (1955) Haemophilus vaginalis vaginitis: a newly defined specific infection previously classified "nonspecific" vaginitis. Am J Obstet Gynecol 69: 962-976
  5. Guaschino S et al. (2003) Treatment of asymptomatic bacterial vaginosis to prevent pre-term delivery: a randomised trial. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 110: 149-152
  6. Hackel H et al. (1991) Stellenwert der Gardnerella-vaginalis-Kultur bei BV-Score-gesicherter bakterieller Vaginose. Hautarzt 42: 173–175
  7. Hartmann AA et al. (1984) Gardnerella vaginalis-Infektion-eine weitere STD. Hautarzt 35: 512–516
  8. Lamont RF (2002) Antibiotics for the prevention of preterm birth. N Engl J Med 342: 581-583
  9. Leitich H (2003) Bacterial vaginosis as a risk factor for preterm delivery: a meta-analysis. Am J Obstet Gynecol 189: 139-147
  10. Manhart LE et al. (2003) Mucopurulent cervicitis and Mycoplasma genitalium. J Infect Dis 187: 650-657
  11. Nelson DB et al. (2003) Self-collected versus provider-collected vaginal swabs for the diagnosis of bacterial vaginosis: an assessment of validity and reliability. J Clin Epidemiol 56: 862-866

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