Seborrhoische Dermatitis des SäuglingsL21.9

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Dermatitis seborrhoides infantum; Ekzem seborrhoisches des Säuglings; Infantile seborrhoeic dermatitis; Infantile seborrhoische Dermatitis; Seborrheic dermatitis; Seborrhoisches Ekzem; Seborrhoisches Ekzem des Säuglings

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Definition

Manifestationsform der seborrhoischen Dermatitis im Säuglingsalter

Vorkommen/Epidemiologie

Häufige Erkrankung des Säuglings die etwa bei 2-5% der Säuglinge auftritt.

Ätiopathogenese

Ungeklärt, bei > 90% der betroffenen Kinder kann eine Darmkandidose nachgewiesen werden. 

Unter dem Einfluss einer hohen temporären endogenen Androgenbildung durch die Nebennierenrinde sind die Talgdrüsen des Neugeborenen aktiv, werden später wieder inaktiv und bleiben inaktiv bis zu Beginn der Pubertät.

Manifestation

Meist in den ersten 3 Lebensmonaten schon manifest. Damit ergibt sich ein deutlicher Unterschied zur atopischen Dermatitis des Säuglings, das erst nach dem 3. Lebensmonat manifest wird.

Lokalisation

Prädilektionsstellen: Kapillitium (Scheitelregion) auch als Gneis bezeichnet, Gesicht, Hals- und Brustregion sowie Intertrigines.

Klinisches Bild

Fettige, gelbe Schuppenkrusten auf dem Kopf oder retroaurikulär, auch im Bereich der Augenbrauen, der Nasolabialfalten und der Wangen. Auch trockene Schuppung am Stamm und in den Intertrigines tritt nicht selten auf. Bei Generalisation spricht man von Erythrodermia desquamativa (Begriff der heute weitgehend velassen wurde).

Differentialdiagnose

Atopische Dermatitis: in den ersten Lebensmonaten ist diese DD schwierig zu stellen, da sich das klinische Bild der Atopie erst mit zunehmendem Lebensalter einstellt (nicht vor dem 3 Lebensmonat).

Psoriasis capitis: bei ausgeprägten Formen ist eine Psoriasis (capitis) auszuschließen.

Langerhans-Zell-Histiozytose: Diese seltene Diagnose ist bei therapieresisten klinischen Verläufen zu berücksichtigen.    

Therapie allgemein

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Ausgleich des Körpergewichtes, häufiger Wäschewechsel, leichte Bekleidung.

Externe Therapie

Insgesamt austrocknend und entzündungshemmend.

Kopfherde: Bei leichter Schuppung Kopfwäsche mit blanden Externa (z.B. Dermowas, Satina, Sebamed-flüssig). Stark schuppende bzw. krustende Kopfherde können schuppenablösend mit 0,5-2% Salicylsäure-Öl (Grundlage Olivenöl) über mehrere Tage mit einem Kopfverband behandelt werden. Cave! Resorption von Salicylsäure! Bei Säuglingen nur umschrieben auftragen!

Bewährt haben sich Gerbstoffe, z.B. Tannolact, zunächst als Lotio, bei Beruhigung des Hautzustandes auch in Cremeform. Nässende Beugen und Falten können mit abtrocknenden Pasten (APP Kindersalbe, Candio Hermal Softpaste) behandelt werden. Alternativ kommt der Einsatz von Zinköl (vor Einsatz gut schütteln) in Frage.

Bei mykotischer Superinfektion des seborrhoischen Ekzems sollten antimykotische Externa eingesetzt werden, aufgrund des Alters bevorzugt Clotrimazol, bei reiner Kandidose Nystatin.

Bei bakterieller Überlagerung: Versuch mit topischen Antibiotika wie mit einer Fucidinsäure-haltigen Creme.

Handwarme Bäder mit entzündungswidrigen Zusätzen wie Weizenkleie- und Haferstrohextrakt (Silvapin).

Interne Therapie

Bei starkem Juckreiz Antihistaminika wie Doxylaminosuccinat (z.B. Mereprine Sirup 1-2mal/Tag 1 Teelöffel) für Säuglinge ab 6 Monaten. Bei positivem Stuhlbefund Sanierung mit Nystatin-haltigen Externa (Candio Hermal Suspension, Moronal) jeweils 4mal/Tag 1 ml p.o.

Eine systemische Therapie mit einem Glukokortikoid (Prednisolon 1,0mg/kgKG) ist nur in Ausnahmefällen notwendig.

Antibiotika sind bei Bedarf (Zeichen der bakteriellen Superinfektion) nach Antibiogramm einzusetzen.

Hinweis(e)

Klinisch. Bei nässenden Veränderungen sollte eine bakterielle/mykotische Überlagerung mittels Abstrich ausgeschlossen werden. Kontrolle Stuhl auf Hefen.

Literatur

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  2. Foley P et al. (2003) The frequency of common skin conditions in preschool-aged children in Australia: seborrheic dermatitis and pityriasis capitis (cradle cap). Arch Dermatol 139: 318-322
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  8. Victoire A et al. (2019) Interventions for infantile seborrhoeic dermatitis (including cradle cap).
    Cochrane Database Syst Rev 3:CD011380.
     

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