PanaritiumL03.1

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Onycholysis semilunaris purulenta

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Definition

Sammelbegriff für alle eitrigen Infektionen der Finger und Zehen. 

 

Einteilung

Je nach Lokalisation, Ausdehnung und Tiefe der Infektion unterscheidet man:

  1. Paronychie (Entzündung des Nagelbettes)
    • Akute Paronychie (Sonderfall: Bulla repens)
    • Chronische Paronychie.
  2. Panaritium subcutaneum, tendinosum, articulare, periostale (entspricht einer Phlegmone).

Ätiopathogenese

Die akute Paronychie ist eine polymikrobielle Infektion; meist wird sie durch Staphylokokken ausgelöst. Weitere mögliche Erreger sind: Streptokokken, Pseudomonas aeruginosa, Proteus mirabilis sowie Candida albicans. Seltener sind  Viren (z.B. Herpes-simplex-Viren) oder nicht-infektiöse Usachen (medikamentös-induzierte chronische Paronychien wie z.B. nach Therapie mit Retinoiden oder nach EGFR-Inhibitoren).

Klinisches Bild

Meist nach Bagatellverletzungen des Nagelhäutchens mit sekundärer bakterieller Infektion auftretend. Meist ist nur 1 Finger betroffen. Schmerzhafter, ödematös geschwollener, roter Bezirk, klopfendes Gefühl, Abszedierung. Da die Fingerhaut mit einer dicken Hornschicht versehen ist, kann es an unterschiedlichen Stellen der digitalen Endpahalanx zur Ausbildung eines Eitersees kommen, ein Befund der als Bulla repens bezeichnet wird. Die zunächst oberflächliche Entzündung kann als Phlegmone in die Tiefe fortschreiten mit Aussbreitung auf den Sehnenscheidenapparat und evtl. auf knöcherne Strukturen. 

Eine chronische Paronychie, die sich meist an Daumen und Zeigefinger manifestiert, entsteht oft auf Grund rezidivierender Mikrotraumata, z.T. bei Handarbeiten in einem feuchten Milieu. Ein Diabetes mellitus kann prädisponierend sein.     

Diagnose

Eindeutiger klinischer  Befund; bakteriologische Untersuchung, Resistogramm.

Therapie

Bei unkomplizierten Paronychien genügen i.a. topische Antibiotika mit okkludierenden Pflasterverbänden. An den Füßen empfiehlt sich zudem das Überziehen von warmen Socken (Leggit JC 2017). Eine systemische antibiotische Therapie ist in diesen Fällen nicht notwendig. 

Cave: Bei der Paronychie des Zehennagels ist differenzialdiagnostisch ein Unguius incarnatus abzugrenzen, der eine andere Ätiologie besitzt und einer anderen Therapie bedarf (Lomax A et al. 2016).

Bei Befall tieferer Gewebepartien ist in der Regel eine sofortige operative Sanierung mit Inzision, ggf. Ausräumung und Drainage notwendig. Anschließend Ruhigstellung mittels Böhler Schiene, offene Wundbehandlung, Wundspülung mit Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ), desinfizierende Wundverbände mit Polyvidon-Jod (z.B. Braunovidon Salbe). Applikation systemischer Antibiotika nach Antibiogramm.

Initial penicillinasefeste Penicilline wie Dicloxacillin (z.B. InfectoStaph®) p.o. 2-4 g/Tag in 4-6 ED.

Literatur

  1. Capriotti KD et al.(2019) A randomized phase 2 trial of the efficacy and safety of a novel topical povidone-iodine formulation for Cancer therapy-associated Paronychia. Invest New Drugs doi: 10.1007/s10637-019-00825-0. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31240513
  2. Dulski A et al. (2019) Paronychia. StatPearls. Treasure Island (FL)
  3. Flevas DA et al.(2019) Infections of the hand: an overview. EFORT Open Rev 4:183-193.
  4. Leggit JC (2017) Acute and Chronic Paronychia.Am Fam Physician 96:44-51.
  5. Lomax A et al. (2016) Toenail paronychia. Foot Ankle Surg 22:219-223.

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