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Notalgia paraestheticaG58.8
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Astwazaturow 1934
Definition
Nicht seltene, umschrieben am Rücken lokalisierte, isolierte Mononeuropathie (neuropathische Pruritusform) ungeklärter Genese.
Ätiopathogenese
Schädigung der primären Äste der Rami posteriores unbekannter Ursache. Diskutiert werden mechanische Irritationen und Schädigungen durch traumatische oder degenerative Veränderungen der betroffenen Wirbelsäulensegmente. Die Pigmentierung des Areals wird als Reizanwort auf das ständige Reiben an dieser Stelle verstanden. In >10 der Fälle liegt eine Friktionsamyloidose vor.
Manifestation
Etwa 70% der Betroffenen sind Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 57 Jahren (25-80 Jahre).
Lokalisation
Über oder zwischen den Schulterblättern (Segment C7-Th6).
Klinisches Bild
In Studien mit größeren Kollektiven werden die Symptome "unterschiedlich intensiver, lokalisierter Pruritus" sowie ein umschriebener, verwaschener, braun-grauer Fleck der Haut beschrieben (wahrscheinlich reaktiv entstanden durch Reiben und Scheuern der befallenen Areale). Weiterhin werden (seltener) intermittierende Schmerzen (30%), Parästhesien (28%) und Hyperästhesien (11%) angegeben.
Radiologisch findet man in den Wirbelsäulenabschnitten der betreffenden Segmente (am häufigsten Th4 und C7) bei etwa 80% der Patienten degenerative Veränderungen und/oder Nucleus pulposus-Hernien.
Histologie
In einer größeren Studie zeigten sich histologisch bei 71,4% Einzelzellnekrosen in der Epidermis, bei 74,3% eine epidermale Hyperpigmentierung, bei 80% eine dermale Hyperpigmentierung.
Amyloidablagerungen in dem Papillarkörper waren bei 11,4% der Patienten zu erheben. 5,7% der Patienten wiesen keine der genannten histologischen Merkmale auf (s.a. Friktionsamyloidose; s.u. Kutane Amyloidose)
Die Anzahl der peripheren Nerven ist in läsionaler Haut signifikant reduziert.
Differentialdiagnose
Therapie
Die besten Erfolge werden mit 0,025-0,05% Capsaicin-Salbe (z.B. Dolenon, Capsamol) 3-5x/Tag über einen Behandlungszeitraum von mehreren Monaten erreicht. Die Anwendung von Capsaicin führt lokal anfangs zu Brennen und Juckreiz (Aufklärung des Patienten!).
Besserungen lassen sich auch über lokalanästhesierende Cremes erreichen (z.B. EMLA Creme).
Behandlungen mit antipruriginösen Substanzen wie Kampher oder Menthol (Pruricalm®) können versucht werden.
In anderen Kollektiven konnten Erfolge mit Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin) erzielt werden.
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen (noton=Rücken - algie=Schmerz) ab.
Literatur
- Astwazaturow M (1934) Über parästhetische Neuralgien und eine besondere Form derselben - Notalgia parästhetica. Dt Z Nervenheilkd 133: 188-196
- Cerroni L et al. (1993) Notalgia paresthetica, "posterior pigmented pruritic patch" and macular amyloidosis. Three stages of a disease. Hautarzt 44: 777-780
- Huesmann T et al. (2012) Notalgia paraesthetica: a descriptive two-cohort study of 65 patients from Brazil and Germany. Acta Derm Venereol 92:535-540
- Inaloz HS et al. (2002) Notalgia paresthetica with a significant increase in the number of intradermal nerves. J Dermatol 29: 739-743
- Layton AM et al. (1991) Notalgia paraesthetica - report of three cases and their treatment. Clin Exp Dermatol 16: 197-198
- Leibsohn E (1992) Treatment of notalgia paresthetica with capsaicin. Cutis 49: 335-336
- Metz M et al. (2011) Treatment of notalgia paraesthetica with an 8% capsaicin patch. Br J Dermatol 165:1359-1361
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- Savk E et al. (2002) Immunohistochemical findings in notalgia paresthetica. Dermatology 204: 88-93
- Savk E et al. (2000) Notalgia paresthetica: a study on pathogenesis. Int J Dermatol 39: 754-759
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