Lassa-FieberA96.2
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Erreger
Vorkommen/Epidemiologie
Erstbeschreibung 1969 in Nigeria: eine amerikanische Missionsschwester erkrankte und verstarb, eine weitere erkrankte und wurde in den USA behandelt; dort wurde erstmals das Virus sioliert; Benennung nach der Stadt, in der die Krankenschwester gearbeitet hat.
Endemisches Vorkommen in Westafrika: Nigeria, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Mali, Senegal, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Ghana, Elfenbeinküste.
Hohe regionale Durchseuchung (bis zu 50% der Bevölkerung).
In Westafrika ca. 100.000-300.000 Fälle von Lassa-Fieber jährlich, etwa 70% verlaufen subklinisch.
Case Fatality Rate: 2-30% (insbes. Schwangere).
Lassa-verwandtes Virus ist das Mopeia-Virus in Südafrika, Mosambik, Simbabwe.
In Deutschland sind seit Erstbeschreibung nur sehr wenige Fälle bekannt geworden.
Ätiopathogenese
- Herdförmige Nekrosen in Leber, Nebennieren, Milz.
- Generalisierte, viral verusachte Endothel- und Thrombozytendysfunktion.
Klinisches Bild
Inkubationszeit: 8-10 Tage. Schleichendes, uncharakteristisches Bild.
1.-2. Krankheitswoche: Hochschmerzhafte Pharyngitis, Husten, retrosternale Schmerzen. Virusexantheme können auftreten. Es besteht massive Blutungsneigung in/aus den Konjuktiven (Injektion) und anderen Schleimhäuten. Hämorrhagien und Purpura sind häufig schwer ausgeprägt. Zudem bestehen Ödeme im Gesichts- und Halsbereich, Lymphadenopathie, Pleura- oder Perikardergüsse, ggf. blutige Diarrhoen, Krämpfe als Zeichen der Enzephalopathie, hypovolämischer Schock, Anurie, Koma.
Labor
Lymphozytopenie, eventuell Neutrophilie
Anstieg des Reststickstoffs
Anstieg des Hämatokrits
Proteinurie
Thrombozytopenie
Anstieg der Transaminasenwerte.
Diagnose
- Isolierung des Erregers aus Blut, Rachenspülwasser und Urin
- Virusantigennachweis (ELISA)
- Antikörpernachweis (Immunfluoreszenz und ELISA).
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
In der Schwangerschaft schwerstes Krankheitsbild mit hoher Letalität.
Bei Überleben der Erkrankung lansame Erholung, vorübergehender Haarverlust und Schwerhörigkeit.
Therapie
Ribavirin (Virazole): initial 1mal/Tag 30 mg/kg KG für 6 Tage, dann 1mal/Tag 16 mg/kg KG für 4 Tage, dann 1mal/Tag 8 mg/kg KG i.v. für 2 Tage.
Merke! In Deutschland ist Virazole nur zur Applikation per inhalationem zugelassen, international aber auch zur i.v.-Applikation. Es besteht hier eine Ausnahmeindikation zur i.v-Applikation!
Früher Applikation von Rekonvalszentenplasma (aufgrund der möglichen Übertragung von Hepatitis B-, C- und HI-Virus verlassen worden).
Prophylaxe
Nagerbekämpfung. Einhaltung allgemeiner Hygiene in der Krankenversorgung.
Erkrankte müssen strikt isoliert werden.
Präexpositionelle Ribavirin-Einnahme für Laborpersonal, Mediziner u.a.
Postexpositionelle Ribavirin-Einnahme wird kritisch diskutiert und wird allgemein nicht empfohlen.
Hinweis(e)
Merke! Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod sind nach §6 IfSG durch den Arzt namentlich an das Gesundheitsamt meldepflichtig. Nach § 7 IfSG besteht Meldepflicht bei direktem oder indirektem Nachweis des Virus.
Literatur
- Akpede GO et al. (2018)Lassa fever outbreaks in Nigeria. Expert Rev Anti Infect Ther 16:663-666.
- Frame JD, Baldwin JM, Gocke DJ, Troup JM (1970) "Lassa fever, a new virus disease of man from West Africa. I. Clinical description and pathological findings". Am J Trop Med Hyg 19: 670-676
-
The Lancet Infectious Diseases (2018). Lassa fever and global health security. Lancet Infect Dis 18:357.