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KryptosporidioseA07.2
Erstbeschreiber
Definition
Die Kryptosporidiose ist eine parasitäre, fäkal-oral übertragene Darmerkrankung. Sie wird durch eine Infektion mit einem Kokzidienparasiten der Gattung Cryptosporidium verursacht. Ursprünglich glaubte man, dass die Kryptosporidiose beim Menschen nur durch eine Spezies verursacht wird, aber seit dem Aufkommen molekularer Studien wurden 15 weitere Spezies entdeckt, die diese Infektion verursachen. Unter ihnen sind Cryptosporidium hominis und Cryptosporidium parvum die am häufigsten vorkommenden Arten (Sharma K et al. 2023).
Erreger
Protozoon (Genotypen: C. parvum und C. hominis). Bisher sind 15 Spezies bekannt, die Menschen, Säugetiere, Reptilien und Fische befallen können. C. parvum infiziert Menschen und Tiere, C. hominis infiziert nur den Menschen. Fäkal-orale Übertragung.
Vorkommen/Epidemiologie
Neben Giardiasis eine der häufigsten intestinalen, parasitären Erkrankungen beim Menschen.
Seit den 1980ern zunächst deutliche Zunahme der Erkrankungsfälle, insbesondere bei HIV-Infizierten, aktuell rückläufige Zahlen aufgrund von HAART.
Vorwiegend in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen sowie bei Farmern mit Tierhaltung auftretend. 1-3% bei Immunkompetenten in Industrieländern, 7-10% in Entwicklungsländern; die Seroprävalenzraten scheinen deutlich höher zu sein: in den USA: 25-60%, in Entwicklungsländern: 65-95%.
Manifestation
Klinisches Bild
Inkubationszeit: ca. 10 Tage.
Asymptomatische Infektion, milde Diarrhoe und schwere Enteritis sind möglich, ebenso akute und chronische Verläufe.
Bei Immunkompetenten zeigt sich meist eine selbstlimitierende Gastroenteritis mit Diarrhoe (3-10 Tage).
Begleitsymptome: Gewichtsverlust, Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen sowie abdominelle, krampfartige Schmerzen (Tenesmen).
Extraintestinale Symptome: Arthraglien, Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit.
Das Gallengangssystem kann betroffen sein. Dann zeigen sich Cholezystitis, sklerosierende Cholangitis, Strikturen, Ikterus.
Pulmonale Beteiligung: unspezifische respiratorische Symptome wie Husten.
Diagnose
Mikroskopie (Oozysten-Nachweis im Stuhl, Gewebe, Duodenal-, Bronchial- und Gallenflüssigkeit): frische Stuhlprobe oder Formalin-fixiert; Stuhlkonzentration durch Flotation; Licht- oder Phasenkontrastmikroskopie. Färbung: Kinyoun (säurefeste Färbung), HE, Giemsa, Auramin, Malachit-Grün.
Antigen- und Antikörper-Tests (ELISA)
PCR.
Differentialdiagnose
Therapie
Spontane Heilung nach 10-14 Tagen bei Immunkompetenten möglich.
Bei Kindern und Immunsupprimierten sind lange und schwere Verläufe häufiger.
Immunkompetente Patienten (einschließlich Kinder): Nitazoxanid (Alinia oder Cryptaz): 2mal/Tag 500 mg p.o. für 3 Tage. Beide Präparate sind nicht in Deutschland gelistet und über die internationale Apotheke erhältlich.
Immunsupprimierte Patienten: Nitazoxanid 2mal/Tag 500 mg p.o. für 3 Tage. Alternativ: Paromomycin (Humatin) 25-35 mg/kg KG/Tag p.o. für 2-8 Wochen, ggf. in Kombination mit Azithromycin (Zithromax) 1mal/Tag 500 mg/Tag p.o. für 3 Tage.
Laut Studien gut wirksam ist Rifaximin (Xifaxan): 2mal/Tag 200 mg p.o. Das Präparat ist nicht in Deutschland gelistet und über die internationale Apotheke erhältlich.
Volumen- und Elektolytsubstitution.
Bei HIV-Infizierten: ggf. HAART einleiten, fortsetzen oder optimieren.
Verlauf/Prognose
Schwere und prolongierte Verläufe bei Patienten mit Störungen in der zellulären und humoralen Immunantwort.
Bei immuninkompetenten Patienten entwickeln mehr als die Hälfte eine chronische Erkrankung. Ca. 10% der Fälle nehmen einen fulminanten Verlauf.
Prophylaxe
Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene.
Toilettenhygiene.
Sporen können durch Frieren, Erhitzen, Ammoniak und Formalin eliminiert werden.
Fragliche Prophylaxe durch Clarithromycin und Rifabutin.
Hinweis(e)
Merke! Bei der Versendung von Stuhlproben explizit auf den Verdacht einer Kryptosporidiose hinweisen. Andernfalls werden Kryptosporidien nicht selten übersehen.
Merke! Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 10 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Cryptosporidium parvum, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.
Literatur
- Caccio SM (2005) Molecular epidemiology of human cryptosporidiosis. Parassitologia 47: 185
- Fox LM, Saravolatz LD (2005) Nitazoxanide: a new thiazolide antiparasitic agent. Clin Infect Dis 40: 1173
- Sharma K et al. (2023) Cryptosporidiosis in India and the World: A Review. Infect Disord Drug Targets. 23:e030423215404.
- Smith HV, Corcoran GD (2004) New drugs and treatment for cryptosporidiosis. Curr Opin Infect Dis 17: 557
- Blanshard C, Shanson DC, Gazzard BG (1997) Pilot studies of azithromycin, letrazuril and paromomycin in the treatment of cryptosporidiosis. Int J STD AIDS 8: 124