Hodenbiopsie
Definition
Entnahme eines 1–2 mm großen Hodenparenchymstückes in Lokalanästhesie (ohne Adrenalinzusatz!) und anschließender Gewebefixierung in Bouin'scher Lösung (Pikrinsäure ges. wäss. 15,0; Formaldehyd 40%ig 5,0; Eisessig 1,0) oder Glutaraldehyd 5,5% in Phosphatpuffer (für Semidünnschnittechnik) zur histologischen Untersuchung.
Indikation
- Azoospermie, hochgradige Oligozoospermie bei normaler Hodengröße und normalen Gonadotropinwerten ( FSH und LH) mit der Frage eines Verschlusses der ableitenden Samenwege.
- Hochgradige Oligozoospermie bei herabgesetzten Hodenvolumina, z.T. nach Maldescensus testis zur Klärung von Spermiogenesestörungen.
- Verdacht auf Carcinoma in situ (nur bei Aufarbeitung in Semidünnschnitttechnik).
- Verdacht auf Hodentumoren, Hodenhochstand, ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion).
Durchführung
Stets beide Hoden biopsieren. Skrotalhaut straff über den Testes spannen. 2 cm langer Hautschnitt über dem lateralen Hodendrittel, Tunica vaginalis mit Präparierschere von Skrotalhaut lösen und darstellen, Spaltung der Tunica vaginalis, Einsetzen eines selbsthaltenden Lidspreizers, Inzision der Tunica albuginea, Schnitt max. 0,5 cm; Hodengewebe quillt spontan über das Niveau der Hodenkapsel, kann mit kleiner gebogener Schere abgeschnitten werden. Anschließend schichtweiser Verschluss; zunächst Tunica albuginea (Fadenstärke 5–0), dann Tunica vaginalis (Fadenstärke 4–0) und Skrotalhaut mit atraumatischem resorbierbarem Nahtmaterial. Cave! Verletzung des Nebenhodens oder Samenstranges!
Literatur
- Aridogan IA et al. (2003) Comparison of fine-needle aspiration and open biopsy of testis in sperm retrieval and histopathologic diagnosis. Andrologia 35: 121-125
- Kaufmann R et al. (1987) Dermatologische Operationen. 1. Auflage. Thieme Verlag Stuttgart
- Petres J et al. (1996) Operative Dermatologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York