Griscelli-SyndromE70.3

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor:Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Synonym(e)

Griscelli-Prunieras-Syndrom; OMIM: 214450 (GS1); OMIM 607624 (GS2); OMIM 609227 (GS3)

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Erstbeschreiber

Griscelli et al., 1978

Definition

Seltene, autosomal-rezessive Erkrankung mit diffuser Hypopigmentierung von Haut und Haaren. Das Syndrom tritt in 3 unterschiedlichen Varianten (GS Typ 1 bis 3) auf.

  • Das Gricelli-Syndrom Typ 1 verläuft ohne immunologische Defekte.
  • Beim Gricelli-Syndrom Typ 2 treten immunologische Störungen auf. Histologisch nachweisbar sind im Haarschaft liegende große Pigmentaggregate. Weiterhin ist in Melanozyten die Zahl der reifen Melanosomen erhöht.
  • Das Gricelli-Syndrom Typ 3 zeichnet sich lediglich durch eine Hypomelanose mit silberfarbenen Haaren und blasser Haut aus (Nouriel A et al. 2015). 

Ätiopathogenese

Das Syndrom ist genetisch heterogen.

Ursachen liegen Mutationen im MYO5A-Gen, das für Myosin VA kodiert (GS1), oder im RAB27A-Gen (GS2) vor. Das RAB27A- und das MYO5A-Gen liegen in der Chromosomenregion 15q21. Patienten mit RAB27A-Mutationen manifestieren neben der Pigmentanomalie auch zytotoxische Defekte und eine unkontrollierte Aktivierung von T-Lymphozyten und Makrophagen. Die Folge ist eine sog. hämophagozytische Lymphohistiozytose. Patienten mit einem Defekt von Myosin-VA haben neben der Pigmentstörung eine früh beginnende neurologische Symptomatik, ohne Störungen des Immunsystems.

Bei GS3 (OMIM 609227) liegt eine Mutation im MLPH-Gen vor, das für das Protein Melaophilin kodiert. 

Pathophysiologie

Melanosomen werden durch einen bidirektionalen Transport vom Zentrum zur Spitze der Melanozytendriten transportiert. Dies geschieht über Mikrotubuli durch die Motorproteine Kinesin (antegrad) und Dynein (retrograd). Sie werden im Aktinfilament an der Spitze durch Bindung an das Myosin-Va(MyoVa)-Protein über die Linkerproteine Rab 27a (s.u. RAB27A-Gen) und Melanophilin (Mlph) festgehalten. Ist eines der Mitglieder des dreiteiligen Motor-Komplexes (MyoVa, Rab 27a, Mlph) defekt, ist der Melanosomentransport beeinträchtigt, was zu einer perinukleären Anhäufung von Melanosomen führt. Dies äußert sich in einer Hypopigmentierung der Haut und silbrig-grauem Haar. Bei allen drei Varianten des Griscinelli-Syndroms kommt es zu einer diffusen Hypopigmentierung der Haut, zu silbrig-grauen Haaren, blasser Haut jedoch mit anhaltender Bräunungsneigung bei Sonneneinstrahlung-weiterhin zu Augenveränderungen als Folge der Pigmentverminderung. 

Klinisches Bild

Diffuse Hypopigmentierung von Haut und Haaren, je nach Typ ggf. assoziiert mit neurologischen Störungen und Immundefekten. Unbehandelt verläuft die Erkrankung tödlich. Charakteristisch sind fieberhafte Krankheitsschübe mit Hepatomegalie, Lymphadenopathie; Suppression der Zellen der Hämatopoese sowie neurologische Störungen. Im Gegensatz zu den anderen syndromalen Albinismusformen etnwickeln Pat. mit einem GS keine Augenbeteiligungen (s.u. Okulokutanem Albinimus)

Differentialdiagnose

Hinweis(e)

Die Genprodukte sind entscheidend am intrazellulären Vesikel-Transport beteiligt. RAB27A reguliert spezifisch die Exozytose zytotoxischer Granula. Mutationen im RAB27A-Gen verursachen ein hämophagozytotisches Syndrom. In diesen Fällen sind Knochenmark-Transplantationen zwingend notwendig.

Fallbericht(e)

Zwei Geschwister (ein 14-jähriger Junge und ein 10-jähriges Mädchen) wurden von der Augenabteilung zur Beurteilung silbergrauer Haare überwiesen. Die Kinder stammten aus einer nicht blutsverwandten Ehe und hatten seit ihrer Geburt eine Hypopigmentierung der Haut mit silbrig-grauen Haaren auf der Kopfhaut, dem Körper, den Augenbrauen und den Wimpern. Die Großmutter mütterlicherseits hatte eine ähnliche Anamnese mit silbergrauen Haaren. Es gab keine Anamnese von Fieber, reizbarem Verhalten, Bauchschmerzen, Gelbsucht, Lichtempfindlichkeit, geistiger Retardierung, Krampfanfällen, Kopfschmerzen, Blutungsneigung oder wiederkehrenden Infektionen. Augenanomalien wie Hypermetropie, Strabismus, Nystagmus, Iris-Transilluminationsdefekte und beidseitige partielle Foveahypoplasie waren bei beiden Geschwistern vorhanden. Der Rest der allgemeinen und systemischen Untersuchung war normal (Gupta I et al. 2022)

Literatur

  1. Griscelli C, Durandy A, Guy-Grand D, Daguillard F, Herzog C, Prunieras M (1978) A syndrome associating partial albinism and immunodeficiency. Am J Med. 65: 691-702
  2. Griscelli C, Prunieras M (1978) Pigment dilution and immunodeficiency: a new syndrome. Int J Dermatol 17): 788-791
  3. Gupta I et al. (2022) Griscelli Syndrome Type 3 in Siblings. Int J Trichology. 14:38-40.
  4. Habermehl S et al. (2003) Griscelli-Syndrom: Ein Fallbericht. Klinische Pädiatrie 215: 82-85
  5. Nouriel A et al.(2015) Griscelli Syndrome Type 3: Two New Cases and Review of the Literature.
  6. Pediatr Dermatol 32:e245-248.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024