FusariosenB 46.5

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Fusariose; Fusariosis; Schimmelpilzinfektion

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Erstbeschreiber

Link, 1809 (Erstbeschreiber der Fusarien)

Definition

Unter Fusariose werden verschiedenartige Krankheiten zusammengefasst, die durch Schlauchpilz-Arten der Gattung Fusarium ausgelöst werden. Die Bezeichnung Fusariose wird sowohl beim Schimmelpilzbefall Befall von Pflanzen als auch bei Schimmelpilzerkrankungen des Menschens angewandt.

Erreger

Schimmelpilzgattung mit über 20 Unterarten. Die meisten Fusarium-Spezies sind pflanzenschädigende (phytopathogene) Parasiten. 

Humapathogene Fusarien sind v.a. Fusarium solani (50 % aller Fälle), Fusarium oxysporum, Fusarium verticillioides und Fusarium moniliforme. Fusarien können v.a.  bei immunsupprimierten Patienten eine Schimmelpilzifektion mit Tendenz zur Angioinvasion hervorrufen.  Eine invasive Fusariose, früher ein sehr seltenes Ereignis, ist inzwischen eine wichtige Todesursache bei immunsupprimierten Kindern, insbesondere nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation (Schwartz KL et al. 2015). 

Vorkommen/Epidemiologie

Schimmelpilze der Gattung Fusarium leben v.a. im Boden oder auf und in Pflanzen. So infiziert Fusarium solani bevorzugt Kartoffeln, Fusarium sambucinum wächst auf Holunder und Fusarium poae auf Gräsern. Viele Fusarium-Arten findet man auf Kulturpflanzen wie z.B. auf Getreide. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schimmelpilzen, die ihre Sporen über die Luft verbreiten, werden die Sporen von Fusarium v.a. durch Tieren verbreitet. Die Sporen von Fusarium-Arten werden in schleimigen Aggregaten, sog. Sporodochien gebildet, die sich im Fell von Tieren anheften.

Fusarium im Haushalt: Fusarium-Spezies können in Haushalten auf Lebensmitteln, Futtermitteln, Anstrichen, Tapeten und Textilien auftreten. Auf Lebensmitteln werden sie besonders häufig auf Mais- und Weizenprodukten gefunden.

Fusarium als Krankheitserreger:  als Die Besiedlung der Haut von immunsupprimierten hämatologischen Patienten mit Fusarien wurde in einer größeren Studie mit 52% angegeben (Varon AG et al. 2014). Klinische Zeichen einer mykologischen Hautinfektion (7,2% der Patienten) waren eine intertriginöse Mykose oder eine Nagelmykose. Immunsupprimierte Patienten mit einer lokalisierten Schimmelpilzerkrankung sind somit prädestiniert eine invasive Fusariose zu entwickeln.

 

Klinisches Bild

Unterschiedliche Krankheitsbilder je nach Ausbreitungsgrad der Erkrankung:

Lokalisierte Erkrankung durch Inokulation (ganz überwiegend sind  langzeitig immunsupprimierte Pat. betroffen), Haut (Onychomykose, intertriginöse Mykose), Auge (Keratitis), Gelenke, z.B. Kniegelenke (eitrige Arthritis), Osteomyelitis, Lunge, ZNS, Urogenitaltrakt (Khetan S et al. 2017).

Invasive Fusariose (Generalisierung): die klinischen Symptome der Generalisierung nach Fungämie sind Zeichen der schweren Infektionskrankheit mit Fieber, Myalgien, sekundärer Haut- und Lungenbeteiligung sowie weiteren Organmanifestationen. 

Allergische Reaktionen auf Fusariumsporen: Möglich sind auch allergische (meist allergischen Atemwegserkrankungen) Reaktionen auf Fusariumsporen (s. u. Schimmelpilzallergie). 

Diagnose

Kultureller Nachweis aus Blutkultur oder aus Biopsiematerial; serologischer  Nachweis mittels Galactomann-Antigen-Test. Dieses Testsystem ist geeignet sowohl eine frühe Infektion oder auch eine spätere Disseminierung zu erkennen (Nucci M et al. 2014).

Interne Therapie

Voriconazol

Alternative: liposomales Amphotericin B.

Hinweis(e)

Bei Pflanzen verursacht Fusarium-Befall vielfältige Krankheitsbilder. So Auflauf- und Fußkrankheiten, Blattflecken, Weißährigkeit, partielle Taubährigkeit sowie Schrumpfkörner. Bei verschiedenen Nutzgetreidearten kann die Fusariose zu sehr starken Ernteminderungen führen. Auf traditionellen Freilandgurken-Anbauflächen (ca. 4jährige Fruchtfolge, 4 – 8maliger Anbau) ist mit dem Auftreten von mehr oder weniger starkem Befall durch Fusariosen zu rechnen.

Mykotoxine: Die Gattung Fusarium gehört wie Aspergillus, Penicillium, Alternaria und Claviceps zu den 5 häufigsten Mykotoxinbildner. Hinsichtlich der Entstehung von Mykotoxinen wird unterschieden zwischen Pilzgiften, die bereits vor der Ernte auf dem Feld gebildet werden (durch Feldpilze wie Fusarium) und denen die nach der Ernte durch unsachgemäße Lagerung gebildet werden (Aspergillus und Penicillium). 

Literatur

  1. Khetan S et al. (2017) Urinary tract infection due to Fusarium oxysporum in an immunocompetent patient with chronic kidney disease. J Biomed Res. doi: 10.7555/JBR.32.20160128. 
  2. Nucci M et al. (2014) Earlier diagnosis of invasive fusariosis with Aspergillus serum galactomannan testing. PLoS One 9:e87784. 
  3. Schwartz KL et al. (2015) Invasive Fusariosis: A Single Pediatric Center 15-Year Experience. J Pediatric Infect Dis Soc 4:163-170. 
  4. Varon AG et al. (2014) Superficial skin lesions positive for Fusarium are associated with subsequentdevelopment of invasive fusariosis. J Infect 68:85-89. 

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024