DrakunkuloseB72.x0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Velschius, 1674; Rudolphi, 1819; Forbes, 1838; Bastian, 1863;
Definition
Seit Jahrhunderten bekannte Nematodeninfektion mit dem Medinawurm, zu den Filariosen zählend.
Erreger
Dracunculus medinensis, Medinawurm, Guineawurm. Das Männchen erreicht eine Länge von 3-4 cm, das Weibchen bis zu 1 m.
Vorkommen/Epidemiologie
Weltweit sind heute nur noch einige hundert Patienten befallen (Inzidenz wegen eines Eradikationsprogrammes der WHO weiterhin sinkend; das Ziel der WHO die Darunkulose komplett auszurotten scheint in naher Zukunft realistisch).
Auftreten bevorzugt in trockenen tropischen Gebieten. Endemisch in Afrika (frühere Verteilung: insbes. Sudan, Mali, Ghana), Arabien, Iran, Irak, Türkei, Afghanistan, Indien, Myanmar, Russland, Karibische Inseln, Südamerika. Heute nur noch Fälle im Südsudan).
Ätiopathogenese
Wirt der Larven ist der Ruderfußkrebs Cyclops.
Übertragung der Larven des Medinawurms über nicht abgekochtes Trinkwasser. Diese gelangen durch Verschlucken der etwa 4mm großen Ruderfußkrebse bei der Aufnahme von Trinkwasser in den menschlichen Organismus. Ausbreiten der Larven im Magen des Menschen, Durchdringen der Magenwand durch die Weibchen (Männchen sterben ab), Ansiedlung in der Subkutis der unteren Extremität und Reifung zu erwachsenen Formen. Der reife Wurm erreicht im Gewebe eine Länge bis zu 100 cm. 10-14 Monate nach der Infektion durchbricht das trächtige Weibchen bei Wasserkontakt die Haut und stößt seine Larven ab, wobei das Wurmende rupturiert. An dieser Stelle kommt es zu einer lokalen Entzündung und zur Blasenbildung, später zur Ausbildung eines Ulkus.
Der Vorgang wiederholt sich bei erneutem Wasserkontakt, bis alle Larven abgestoßen sind. Der Wurm stirbt dann ab und kann aus der Haut herausgezogen werden.
Lokalisation
In > 90% sind v.a. Füße und Unterschenkel betroffen. Meist Befall nur durch 1 Wurm, seltener 2; maximal bis zu 50. Ungewöhnliche Lokalisationen sind Skrotum oder Auge.
Klinisches Bild
Inkubationszeit 8-12 Monate. Allergische Phänomene mit Fieber, Urtikaria, Brechreiz, Diarrhoe, Dyspnoe, Eosinophilie, Arthritiden, sterile Abszesse.
Hautveränderungen: 2-3 cm große, pemphigoide, juckende Blasen. Nach Einreißen der Blasendecke Entwicklung flacher Ulzerationen und Ödem der Umgebung. Chronische Eiterung, Zystenbildung u. Verkalkungen.
Externe Therapie
Kontrastmitteldarstellung zur Lokalisation des Wurms, anschließend chirurgische Entfernung des Wurmes mittels mehrerer Inzisionen. Lokale Applikation von 5-10% Tiabendazol-Salbe (z.B. Tiabendazol 10%-Betamethason 0,1%-Creme (O/W) erleichtert die Entfernung.
In manchen tropischen Gebieten wird der teilweise > 1 m lange Wurm mit einem Streichholz von der Hautoberfläche her über mehrere Tage bis zu 2 Wochen langsam aufgespult. Bei zu schnellem Vorgehen besteht Gefahr der Ruptur, der Restwurm ist dann von außen nicht mehr greifbar. Verbleibt ein Rest, muss dieser chirurgisch entfernt werden. Bei diesem Vorgehen kommt es häufig zu Sekundärinfektionen, die eine systemische Antibiose nach Antibiogramm notwendig machen.
Interne Therapie
Prophylaxe
Hinweis(e)
Diagnostik und Therapie sollte erfahrenen Tropenmedizinern vorbehalten bleiben.
Aufgrund eines erfolgreichen Eradikationsprogramms ist die Darunkulose heute nahezu vollständig ausgerottet.
Literatur
- Cairncross S et al. (2002) Dracunculiasis (Guinea worm disease) and the eradication initiative. Clin Microbiol Rev 15: 223-246
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (2003) Progress toward global eradication of dracunculiasis, January-June 2003. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 52: 881-883
- Forbes D (1838) Extracts from the half yearly reports of the diseases prevailing at Dharwar in the 1st Grenadier Regiment, N.I. for the year 1836. Trans Med Phys Soc Bombay 1: 215–225
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Rawla P et al. (202q) Dracunculiasis. 2020 Jun 2. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing PMID: 30855819.
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Rudolphi CA (1819) Entozoorum Synopsis cui accedunt mantissima duplex et indices locupletissima. Sumptibus Augusti Rücker, Berlin
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Velschius GH (1674) Exercitationes de vena medinensis et de vermiculis capillaribus infantium. Auguste Vindel, Augsburg