Dracunculcus medinensis

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Drachenwurm; Guineawurm; Medinawurm

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Erstbeschreiber

Velschius, 1674; Rudolphi, 1819; Forbes, 1838; Bastian, 1863;

Definition

Dracunculcus medinensis ist der Erreger der seit Jahrhunderten bekannten Darakunkulose. Vor einigen Jahrzehnten betrug die Zahl der Infizierten rund 3,5 Millionen Menschen. Durch entsprechende Vorbeugemaßnahmen und Therapien konnte die Zahl der Infizierten auf wenige hundert Fälle reduziert werden. Die Infektion grassiert praktisch nur noch im Südsudan.

Pathophysiologie

Das Männchen erreicht eine Länge von 3-4 cm, das Weibchen bis zu 1 m. Wirt der Larven ist der Ruderfußkrebs Cyclops.

Die Übertragung der Larven des Medinawurms erfolgt über nicht abgekochtes Trinkwasser. Diese gelangen durch Verschlucken der etwa 4mm großen Ruderfußkrebse bei der Aufnahme von Trinkwasser in den menschlichen Organismus. Ausbreiten der Larven im Magen des Menschen, Durchdringen  der Magenwand durch die Weibchen (Männchen sterben ab), Ansiedlung in der Subkutis der unteren Extremität und Reifung zu erwachsenen Formen. Der reife Wurm erreicht im Gewebe eine Länge bis zu 100 cm. 10-14 Monate nach der Infektion durchbricht das trächtige Weibchen bei Wasserkontakt die Haut und stößt seine Larven ab, wobei das Wurmende rupturiert. An dieser Stelle kommt es zu einer lokalen Entzündung und zur Blasenbildung, später zur Ausbildung eines Ulkus.  Der Vorgang wiederholt sich bei erneutem Wasserkontakt, bis alle Larven abgestoßen sind. Der Wurm stirbt dann ab und kann aus der Haut herausgezogen werden.  In > 90% sind v.a. Füße und Unterschenkel betroffen. Meist Befall nur durch 1 Wurm, seltener 2; maximal bis zu 50. Ungewöhnliche Lokalisationen sind Skrotum oder Auge. 

Klinisches Bild

Inkubationszeit 8-12 Monate. Allergische Phänomene mit Fieber, Urtikaria, Brechreiz, Diarrhoe, Dyspnoe, Eosinophilie, Arthritiden, sterile Abszesse.

Hautveränderungen: Der erste Temperaturreiz, der den Wurm anlockt, führt zu  einer 2-3 cm großen, juckenden Blasen. Nach Einreißen der Blasendecke Entwicklung flacher Ulzerationen und Ödem der Umgebung. Die eigentliche Gefahr besteht in der bakteriellen Superinfektion. Auch Infektionsgfahr mit Clostridium tetani. Chronische Eiterung, Zystenbildung u. Verkalkungen.

Therapie

Kontrastmitteldarstellung zur Lokalisation des Wurms, anschließend chirurgische Entfernung des Wurmes mittels mehrerer Inzisionen. Lokale Applikation von 5-10% Tiabendazol-Salbe  (z.B. Tiabendazol 10%-Betamethason 0,1%-Creme (O/W) erleichtert die Entfernung.

In manchen tropischen Gebieten wird der teilweise > 1 m lange Wurm mit einem Streichholz von der Hautoberfläche her über mehrere Tage bis zu 2 Wochen langsam aufgespult. Bei zu schnellem Vorgehen besteht Gefahr der Ruptur, der Restwurm ist dann von außen nicht mehr greifbar. Verbleibt ein Rest, muss dieser chirurgisch entfernt werden. Bei diesem Vorgehen kommt es häufig zu Sekundärinfektionen, die eine systemische Antibiose nach Antibiogramm notwendig machen.

Therapie allgemein

Abkochen oder Filtrieren des Trinkwassers mit engmaschigen Filtern.

Interne Therapie

Erleichternd für die Entfernung des Wurmes ist die orale Gabe von Metronidazol 2mal/Tag 5 mg/kg KG für 10-20 Tage oder 2mal/Tag 25 mg/kg KG Tiabendazol (Mintezol) für 3 Tage. An Tetanus-Impfung denken!

Hinweis(e)

Diagnostik und Therapie sollte erfahrenen Tropenmedizinern vorbehalten bleiben.

Literatur

  1. Cairncross S et al. (2002) Dracunculiasis (Guinea worm disease) and the eradication initiative. Clin Microbiol Rev 15: 223-246
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (2003) Progress toward global eradication of dracunculiasis, January-June 2003. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 52: 881-883
  3. Forbes D (1838) Extracts from the half yearly reports of the diseases prevailing at Dharwar in the 1st Grenadier Regiment, N.I. for the year 1836. Trans Med Phys Soc Bombay 1: 215–225
  4. Rawla P et al. (202q) Dracunculiasis. 2020 Jun 2. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing PMID: 30855819.

  5. Rudolphi CA (1819) Entozoorum Synopsis cui accedunt mantissima duplex et indices locupletissima. Sumptibus Augusti Rücker, Berlin

  6. Velschius GH (1674) Exercitationes de vena medinensis et de vermiculis capillaribus infantium. Auguste Vindel, Augsburg

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024