Cutis laxa, autosomal dominante Q82.8
Synonym(e)
Definition
Als Cutis laxa wird eine heterogene Gruppe hereditärer Erkrankungen bezeichnet, deren Leitsymptom durch eine hängende, unelastische (im Gegensatz zum Marfan-Syndrom und zum Ehlers-Danlos-Syndrom) Haut gekennzeichnet ist. Diese kutanen Eigenschaften sind fast immer auf Verlust, Fragmentierung oder auf eine starke Desorganisation der elastischen Fasern zurückzuführen. Die systemische Bedeutung dieser Störung der Elastogenese wirkt sich auf unterschiedliche Organsysteme aus. Neben dem Hautbefall sind v.a. Lunge, Gefäße betroffen. Die hereditären Formen der Cutis laxa werden durch Mutationen in unterschiedlichen Genen (z.B. PYCR1, LTBP4, ATP6V0A2; Elastin-Gen u.a.) ausgelöst, die funktionell am Auf- oder Abbau oder in der Organisation von elastischen Fasern involviert sind. Grundsätzlich lassen sich, unabhängig von der Gensystematik, autosomal dominante von autosomal rezessiven Formen unterscheiden. Betrachtet man differenzialdiagnostisch das klinische Phänomen „Cutis laxa“ oder besser „Cutis-laxa-artige Hautveränderungen“ so sind weitere, hereditäre wie auch erworbene Krankheitsbilder zu berücksichtigen.
Vorkommen/Epidemiologie
Prävalenz: <1 / 1 000 000; weltweit beschrieben sind etwa 50 Fälle.
Ätiopathogenese
Die autosomal dominante Cutis laxa (ADCL) wird durch Mutationen am Elastin-Gen (ELN-Gen, Genlokation 7q11.23) hervorgerufen, ein Gen das für Elastin kodiert. Die meisten Patienten weisen eine Frameshift-Mutation in einem der fünf letzten Exons des ELN-Gens (ADCL1, OMIM: 123700) auf. Bei einem Patienten wurde eine Tandem-Duplikation im FBLN5-Gen (ADCL2, OMIM: 614434) beschrieben (Duz MB et al. 2017)
Manifestation
Neugeborenenzeit, Kleinkindesalter;
Klinisches Bild
Das klinische Spektrum der autosomal dominanten Cutis laxa beschränkt sich im wesentlichen auf die Haut. Organbeteiligungen sind hinsichtlich ihres Schweregrades deutlich geringer ausgeprägt als bei den autosomal rezessiv vererbten Formen.
Neben den Zeichen der Cutis laxa (progeroider Aspekt der Kinder) finden sich Lungenemphysem und Aortenaneurysma. In der Regel sind jedoch Beteiligungen innerer Organe eher selten und weniger schwer als bei den autosomal-rezessiven Formen der Cutis laxa. Mögliche Begleitsymptome sind:
Hernien, Anomalien der Herzklappen (redundante Mitral- und Trikuspidalklappen), kardiovaskuläre Manifestationen (Pulmonalstenose, erweiterte und geschlängelte Arterien und Aorta), gastro-intestinale Divertikel und Emphysem (Szabo Z et al. 2006).
Therapie allgemein
Eine spezifische Therapie für die Cutis laxa gibt es nicht, nur symptomatische Maßnahmen für begleitende Störungen sind möglich.
Hinweis(e)
Homozygote FBLN5-Mutationen sind mit dem autosomal-rezessiven Typ 1 der Cutis-laxa-Syndrome (ARCL1) verbunden, die durch eine schwere Verlaufsform gekennzeichnet ist.
Literatur
- Duz MB et al. (2017) A novel case of autosomal dominant cutis laxa in a consanguineous family: report and literature review. Clin Dysmorphol 26:142-147.
- Okuneva EG et al. (2019) A novel elastin gene frameshift mutation in a Russian family with cutis laxa: a case report. BMC Dermatol 19:4.
- Szabo Z et al. (2006) Aortic aneurysmal disease and cutis laxa caused by defects in the elastin gene. J Med Genet 43:255-258.
- Vodo D et al. (2015) Autosomal-dominant cutis laxa resulting from an intronic mutation in ELN. Exp Dermatol 24:885-887.
- Xiao H et al. (2019) Analysis of ELN gene mutation in a pedigree affected with cutis laxa. Zhonghua Yi Xue Yi Chuan Xue Za Zhi 36:785-788.