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BotryomykoseL98.0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Seltene, chronische, häufig durch Staphylokokken, aber auch durch andere Bakterien ausgelöste, klinisch und histologisch der Aktinomykose ähnelnde, ursprünglich als kutane Mykose fehlinterpretierte (Pseudomykose), chronische, bakterielle Infektionserkrankung, die v.a. die Haut, die angrenzende Organsysteme aber auch als " viszerale Botryomykose" sämtliche andere Organe befallen kann. Eine systemische Botryomykose ist v.a. bei immuninkompetenten Patienten zu erwarten (Sirka CS et al. 2019).
Einteilung
Kutane u. viszerale Formen der Botryomykose.
Vorkommen/Epidemiologie
Sehr selten. Gehäuft bei immunsupprimierten Patienten: HIV-Infektion, Diabetes mellitus, immunsuppressiver Therapie, zystischer Fibrose, Osteomyelitis, Zahn- oder Kieferinfektionen.
Ätiopathogenese
Bakterielle Infektionen, am häufigsten durch S. aureus (40%) hervorgerufen, seltener durch P. aeruginosa (20%), Bacillus spp., Proteus spp., E. coli, Streptokokkus spp., Neisserien.
Manifestation
Klinisches Bild
Haut: Die Haut ist in den allermeisten der bekannt gewordenen Fälle von Botryomkose (rund 60%) als rein kutane Botryomykose befallen. Bei immunsuffizienten Patienten liegt im Allgemeinen nur ein lokalisierter Prozess vor.
Als Eintrittspforte fungiert häufig eine oberflächliche Hautverletzung.
Klinisch zeigen sich, lokalisierte, disseminierte oder auch sporotrichoid verteilte, therapieresistente, chronisch persistierende oder auch chronisch fortschreitende, wenig schmerzhafte, meist ulzerierte, rote Papeln, tiefliegende abszedierende Knoten (die immer wieder inzidiert werden müssen) oder entzündliche Plaques. Insbesondere bei immuninkompetenten Patienten (erworbener oder hereditärer Immundefekt) kann es zu generalisierten, unbehandelt auch tödlich verlaufenden Krankheitsbildern, mit flächenhaften Schwellungen, sowie sporotrichoiden Knoten und Ulzerationen kommen.
Die Infektion neigt zur fortgeleiteten Invasion der subkutan liegenden Systeme (Faszien, Muskulatur oder Knochen). Bei Nichtbehandlung ist ein ständiger, chronisch abszedierender, entzündlicher, indurierender Prozess die Folge (s.Abb.).
Systemischer Befall: Befall von Lunge, Gehirn, Peritoneum, Prostata, Leber, Nieren.
Histologie
Diagnose
Klinik, Histologie, Antibiogramm nach Abstrichentnahme aus den Hauteffloreszenzen. Ausschluss von tiefen Mykosen.
Differentialdiagnose
Therapie
Therapie einer zugrunde liegenden Grunderkrankung. Häufig bedarf es einer mehrwöchigen antibiotischen Systemtheapie.
Externe Therapie
Interne Therapie
Antibiose gegen staphylogene Erreger mit Flucloxacillin (z.B. Staphylex Kps.) 3 g/Tag (max. 12 g/Tag) in 3 ED p.o. oder Dicloxacillin (z.B. InfectoStaph) 2-3 g/Tag p.o. in 4 ED.
Erfolge werden auch mit Sulfamethoxazol/Trimethoprim berichtet (z.B. Cotrimoxazol 2mal/Tag 2 Tbl. p.o.).
Sobald möglich Antibiose nach Antibiogramm.
Hinweis(e)
Der Begriff "Botryomykose" leitet sich von den griechischen Worten "botrys" für Trauben und Mykes für Pilze.
Hinweisend auf die Ätiologie der Erkrankung sind die eosinophilen granulierten Drusen (wie bei Aktinomkykose) in den Abszessen, ein Phänomen das nach den Erstbeschreibern als "Splendore-Hoeppli-Phänomen" bezeichnet wird.
Fallbericht(e)
Bei dem 72 Jahre alten Patienten ist ein schweres atopisches Ekzem seit der Kindheit bekannt, das einer ständigen großflächigen Behandlung mit Glukokortikoidexterna bedurfte. Mehrfach waren stationäre Behandlungen notwendig - wegen eines Ekzema herpeticatum, wegen rezidivierender Pyodermien und auf Grund des immer wieder exazerbierten schweren atopischen Ekzems.
Seti etwa 4 Jahren bildeten sich am linken Oberschenkel wenig symptomatische, kaum schmerzende, rote Papeln und Pusteln, auch tiefliegende abszedierende Knoten, die immer wieder gespalten werden mussten.
Die mehrfach aus Eiter gewonnenen Kulturen ergben stets den Nachweis von Staphylokokkus aureus. Mykologische Untersuchungen verliefen stets negativ. Erst die histologische Untersuchung einer tiefreichenden Exzsionsbiopsie ergab die Diagnose der "Botrymokose" (Nachweis von eosinophilen Granula in einem zentralen Abszessabschnitt). Nach konsequenter 8-wöchiger Therapie mit Flucloxacillin erfolgte eine Abheilung des Prozesses.
Literatur
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