BejelA65.x
Synonym(e)
Definition
Bejel, auch bekannt als endemische Syphilis, ist eine (nicht venerische) endemische Treponematose. Betroffen ist v.a. die Bevölkerung die im mittleren Hygienestatus lebt. Die These einer nicht-vnerischen Infektion scheint jedoch nicht mehr haltbar zu sein nachdem Untersuchungen an syphilitischen Patienten den hacweis von Treponema pallidum subsp. endemicum ergaben. S.u. Hinweise (Noda AA et al. 2018)
Vorkommen/Epidemiologie
Afrika, vorderer Orient; Südamerika. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es jährlich 12 Millionen neue Syphilisfälle gibt, und die Gesamtzahl der Fälle von Bejel, Yaws und Pinta liegt bei etwa 2,5 Millionen weltweit, obwohl hierzu keine guten epidemiologischen Daten verfügbar sind. Die durch T. pallidum verursachten Infektionen sind durch Perioden aktiver klinischer Erkrankungen gekennzeichnet, die von Episoden asymptomatischer latenter Infektionen unterbrochen werden, und können bei unbehandelten Personen lebenslange Infektionen verursachen (Centurion-Lara A et al. 2006; Nyatsanza F et al. 2016)
Ätiopathogenese
Phylo-genomische, pan-genomische, core-genomische und singleton-Analysen offenbaren die enge Verbindung zwischen allen Stämmen von T. pallidum. Basierend auf einer Genomplastizitätsanalyse können Unterschiede im Vorhandensein/Abwesenheit von Pathogenitätsinseln (PAIs) und genomischen Inseln (GIs) auf Subsp.-Basis nachgewiesen werden. Es finden sich einige Gene, die mit der Lipid- und Aminosäurebiosynthese zusammenhängen, die nur in der subsp. von T. pallidum vorhanden waren, im Vergleich zu T. pallidum subsp. endemicum und T. pallidum subsp. pertenue. Die Unterarten T. pallidum subsp. endemicum und T. pallidum subsp. pertenu sind sich so ähnlich, dass sie serologisch nicht unterschieden werden können. Sie sind antigenisch kreuzreaktiv (Jaiswal AK et al. 2020). Auch ist ihre Morphologie nicht unterscheidbar. In den 1980er Jahren wurde eine sehr begrenzte genetische Diversität zwischen diesen Erregerspezies festgestellt. Später konnte nachgewiesen werden, dass die Genome von Syphilis-, Yaws- und Bejel-Treponemen eine Gesamtähnlichkeit von 97-100 % aufweisen und auch die molekulare Organisation identisch ist. Dieser Nachweis legt nahe, dass nur kleine genetische Veränderungen in Schlüsselgenen zwischen diesen Organismen für die berichteten Unterschiede in der Krankheitspathogenese verantwortlich sind. Bei der Betrachtung der Gene in PAIs und GIs ist feststellbar, dass es in allen Unterarten keine Pathogenitätsinseln gibt. Gene, die in Pathogenitätsinseln (PAIs) oder genomischen Inseln (GIs) der Subspezies pallidum vorhanden sind, fehlen in den Subspezies endemicum und pertenue (Jaiswal AK et al. 2020).
Pathophysiologie
Übertragung der Spirochäten durch Schmierinfektion oder Gegenstände des täglichen Lebens.
Klinisches Bild
Die Primärläsion bleibt meist unerkannt. Sekundär- und Tertiärläsionen verlaufen wie bei der Syphilis acquisita, teilweise auch ähnlich wie bei der Frambösie. Selten Geburt eines Kindes mit Syphilis connata bei an endemischer Syphilis erkrankter Mutter.
Diagnostik
Der Stamm Bosnien A wurde 1950 in Bosnien, Südeuropa, isoliert. Das komplette Genom des Bosnia A-Stammes wurde amplifiziert und sequenziert und gilt als Referenz für T. pallidum subsp. endemicum. Die Größe des Bosnia A-Genoms beträgt 1.137.653 bp, d.h. 1,6-2,8 kbp und ist damit kürzer als alle bisher veröffentlichten Genome von nicht kultivierbaren pathogenen Treponemen. Im Vergleich zu anderen sequenzierten Syphilis- und Yaws-Treponemen wurde im Bosnia A-Genom eine konservierte Gensyntenie gefunden. Das TEN-Bosnia A-Genom unterscheidet sich von dem Genom der T. pallidum subsp. pertenue (TPE)-Stämme, ist ihnen aber sehr ähnlich. Das Bosnia A Genom enthält mehrere Sequenzen, die bisher nur in Syphilis-Treponemen eindeutig identifiziert wurden (Staudová B et al. 2014).
Labor
Positive Syphilisserologie (Erklärung s. u. Diagnostik).
Hinweis(e)
Bejel, verursacht durch Treponema pallidum subsp. endemicum (TEN), wurde bisher als eine nicht-venerische Krankheit betrachtet, die in Gebieten mit heißem und trockenem Klima endemisch ist. In einer unlängst durchgeführten Untersuchung an syphilitischen Patienten in Cuba mit molekularer Identifizierung der Erreger, ergab in einem hohen Prozentsatz den Nachweis von Treponema pallidum subsp. endemicum. Die Untersuchungen zeigen die Grenzen einer Diagnose auf, die ausschließlich auf Serologie, geographischem Vorkommen, klinischen Symptomen und anamnestischen Daten basiert. Dieser Befund hat wichtige Implikationen für die globalen öffentlichen Gesundheitssysteme, einschließlich eines Paradigmenwechsels in Bezug auf den Ort endemischer Ausbrüche, klinische Aspekte und die Übertragung dieser vernachlässigten Krankheit (Noda AA et al. 2018).
Literatur
- Centurion-Lara A et al. (2006) Molecular differentiation of Treponema pallidum subspecies. J Clin Microbiol 44:3377–3780.
- Giacani L et al. (2014) . The endemic treponematoses. Clin Microbiol Rev 27:89–115.
- Jaiswal Arun Kumar et al. (2020) The pan-genome of Treponema pallidum reveals differences in genome plasticity between subspecies related to venereal and non-venereal syphilis BMC Genomics 21: 33
- Mitja O et al. (2013) Advances in the diagnosis of endemic treponematoses: yaws, bejel, and pinta. PLoS Negl Trop Dis 7:e2283.
- Noda AA et al. (2018) Bejel in Cuba: molecular identification of Treponema pallidum subsp. endemicum in patients diagnosed with venereal syphilis. Clin Microbiol Infect 24:1210.e1-1210.
- Nyatsanza F et al. (2016) Syphilis: presentations in general medicine. Clin Med (Lond) 16:184–188.
- Radolf JD et al. (2016) Treponema pallidum, the syphilis spirochete: making a living as a stealth pathogen. Nat Rev Microbiol 14:744–759.
- Staudová B et al. (2014) Whole genome sequence of the Treponema pallidum subsp. endemicum strain Bosnia A: the genome is related to yaws treponemes but contains few loci similar to syphilis treponemes. PLoS Negl Trop Dis;8(11):e3261.