Arzneimittelexanthem makulo-papulösesL27.0

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autoren:Dr. med. Jeton Luzha, Hadrian Tran

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Exanthem Arzneimittelexanthem

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Definition

Häufigste kutane unerwünschte Arzneimittelreaktion, die wahrscheinlich zu dem Typ B der kutanen arzneimittelinduzierten Reaktionen gezählt werden kann (Typ B-Reaktionen sind offenbar z.T. unabhängig von der Dosis und aufgrund der pharmakologischen Eigenschaft des Medikamentes nicht voraussagbar). Bei den meisten makulo-papulösen Arzneimittelexanthemen liegt eine spezifische Reaktion des Immunsystems (Immunglobuline, T-Zellen) gegen das Medikament oder dessen Metaboliten vor.

Ätiopathogenese

Beim Arzneimittelexanthem handelt es sich nach der Klassifikation von Coombs und Gell um eine allergische Reaktion vom Typ IV (Allergische Reaktion vom Spättyp). In den meisten Fällen ist dies eine spezifische Reaktion des Immunsystems gegen ein Medikament oder dessen Metaboliten, nicht selten in Kombination mit einem "banalen" Infekt auftretend. Aktivierte T-Zellen sowie basale Keratinozyten und Endothelzellen exprimieren verschiedene Aktivierungsmarker sowie co-stimulatorische Moleküle und Adhäsionsmoleküle wie HLA DR (MHC-Klasse-II- Moleküle), CD11a, CD18 (LFA-1), CD62L (L-Selektin) und CD54 (ICAM-1). Daneben werden Typ-I- Zytokine wie INF-gamma als auch Typ-II-Zytokine wie IL-5 produziert. Die verstärkte Produktion von IL-5 wie auch Eotaxin (CCL-11) bietet eine Erklärungsmöglichkeit für die Eosinophilie, welche typischerweise bei diesen Medikamentallergien vorhanden ist.

Lokalisation

Ausbreitung auf Rumpf und Extremitäten, seltener Beteiligung des Gesichts.

Klinisches Bild

Die Hauterscheinungen treten meistens zwischen dem 7. und 12. Tag nach Therapiebeginn auf, aber auch erst nach mehreren Wochen oder nach Absetzen des Medikamentes. Bei bereits überempfindlichen Patienten kann es bereits zu Sofortreaktionen "Immediate" (sofort bis 60 Minuten) oder verzögerten Reaktionen "non-Immediate" (>1 Stunde bis mehrere Wochen) kommen. Dies kann sich als Flush, Urtikaria, Angioödem, Bronchospasmus oder Anaphylaxie äußern. 

Generalisiertes, stamm- und extremitätenbetontes, unterschiedlich dichtes Exanthem mit  roten Flecken, Patches, Papeln und Plaques.  Meist begleitender Juckreiz  (Juckreiz kann auch komplett fehlen). Je nach Größe und Art der Effloreszenzen wird das Exanthem u.a. auch als: rubeoliform, skarlatiniform, morbilliform, psoriasiform oder lichenoid  bezeichnet. Eine topografische Variante ist das sog. Baboon-Syndrom (auch SDRIVE genannt).      

Histologie

  • Histologie: Oberflächliches gemischtzelliges Infiltrat, typischerweise liegt eine Grenzflächendermatitis mit Vakuolisierung der Basalmembranzone und Einzelzellnekrosen vor.
  • Immunhistologie: Im Infiltrat überwiegen CD3+ T-Zellen; CD4+ > CD8+ Zellen (s. hierzu im Gegensatz: Arzneimittelexanthem, bullöses).

Diagnose

Anamnese; klassisches Exanthembild mit synchroner Monomorphie der Effloreszenzen. Ausschluss eines infektiösen Exanthems (Störung des AZ, Fieber, Enanthem, Rhinitis, Pharyngitis, Bronchitis, LK-Schwellungen; CRP-Erhöhung).

Therapie

  • Absetzen des auslösenden Medikamentes.
  • Je nach klinischer Symptomatik Behandlung mit systemischen Glukokortikoiden: Initial Prednisolon 50-150 mg/Tag p.o./i.v., im weiteren Verlauf Dosis krankheitsadaptiert reduzieren.

Externe Therapie

Milde topische Glukokortikoide wie Glukokortikoidcremes (z.B. Pandel Creme), anschließend forcierte Körperpflege (z.B. 5% Olivenöl in Ungt. emulsif. aq.) bis zum Abklingen der Hauterscheinungen.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024