Ammoniumpersulfat
Definition
Ammoniumpersulfat stellt das wichtigste Allergen aus der Gruppe der Persulfate dar, zu denen auch Natrium- und Kaliumpersulfat gehören. Sie werden fast ausschließlich in Blondierungsmitteln im Friseurhandwerk eingesetzt.
Allgemeine Information
- Die bedeutsamste Exposition entsteht aus dem regelhaften Einsatz von Ammoniumpersulfat und Kaliumpersulfat in Haarblondierungs-Produkten in Konzentrationen von bis zu 60%. In Produktionsbetrieben für Persulfate und vor allem der Blondierungsmittel werden Ekzeme und Atemwegsreaktionen beobachtet.
Klinisches Bild
- Spättypreaktionen treten unter dem klinischen Bild des allergischen Kontaktekzems auf. Epidemiologische Auswertungen des IVDK zeigen, dass Ammoniumpersulfat mit über 20% das häufigste Berufsallergen im Friseurhandwerk darstellt.
- Soforttypreaktionen reichen von einer Kontakturtikaria und Schleimhautreaktionen mit Rhinitis und Konjunktivitis über bronchiale Reaktionen bis hin zu schwerem Asthma bronchiale und anaphylaktischen Reaktionen.
Hinweis(e)
- Auf Grund der nicht seltenen Kombination aus Spättyp- und Soforttypsensibilisierungen, sollte die Epikutantestung eine frühe Ablesung 20 Minuten nach Aufkleben der Testsubstanzen beinhalten und grundsätzlich mit Teilsymptomen soforttypallergischer Reaktionen gerechnet werden.
- Da Blondierungen in der heutigen Zeit sehr häufig angewendet werden, kann bei einer Kontaktsensibilisierung gegen Ammoniumpersulfat zwar in größeren Friseursalons arbeitsorganisatorisch der direkte Umgang eventuell vermieden werden, der Stoff lässt sich jedoch nicht grundsätzlich eliminieren. Auch das Ausweichen auf ein Produkt mit ausschließlicher Verwendung von Kaliumpersulfat ist wegen der hohen Kreuzallergenität der Persulfate keine Lösung. Treten aerogene Kontaktekzeme bei ausgeprägter Sensibilisierung auf, so sind diese ebenso wenig wie Schleimhautreaktionen durch Präventionsmaßnahmen zu verhindern, da dies den Einsatz schwerer Atemschutzmittel erfordern würde.
- Bei der Bewertung einer BK 5101 ist von geringgradigen Auswirkungen der Allergie, in seltenen Einzelfällen mit anaphylaktischen Reaktionen auf moderate Allergenmengen von mittelgradigen Auswirkungen auszugehen.
- Soweit neben Hautsymptomen auch Atemwegsreaktionen auftreten, die nicht zu persistierenden Veränderungen führen, wird dies - analog zur Sensibilisierung gegen Latex - als sogenannte Systemerkrankung wie ein Versicherungsfall behandelt und eine Gesamt-MdE geschätzt.
Literatur
- Becker D et al. (2010) Bewertung der Auswirkung einer berufsbedingten Sensibilisierung durch Ammoniumpersulfat im Rahmen der Feststellung einer Minderung der Erwerbstätigkeit gemäß der Nr. 5101 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (BeKV). Dermatol Beruf Umwelt 58:185-189