ObstallergieT78.1

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Allergie gegen Obst, Obst-Allergie

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Definition

Der Begriff Obst ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Pflanzenteile, Früchte, Scheinfrüchte und Samen. Die Unterscheidung zwischen Obst und Gemüse ist unscharf. In der Regel stammt Obst von mehrjährigen Pflanzen,  Gemüse von einjährigen Pflanzen. Paprika, Tomaten, Kürbisse, Zucchini, Auberginen und Gurken gehören ebenfalls zum Obst.  

Die Einteilung von Obst in Obstartengruppen (Kernobst, Steinobst, exotische Früchte usw.) ist die im Handel übliche. Dank ihres Gehalts an Vitaminen und Mineralsalzen stellt Obst eine wichtige Ergänzung zur Nahrung dar (Franke W 1997).

Die wichtigsten Vertreter gehören zu den Familien (Jäger L et al. 2001):

  • Rosaceae (Apfel, Birne, Qitte, Kirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsich, Himbeere, Erdbeere, Mandel)
  • Musaceae (Banane)
  • Bromeliaceae (Ananas)
  • Caricaceae (Papaya)
  • Rutaceae (Orange, Zitrone, Pampelmuse, Grapefruit)
  • Saxifragaceae (Stachelbeere, rote Johannisbeere)
  • Punicaceae (Granatapfel)
  • Lauraceae (Avocado, Lorbeerbaum, Zimt)

Einteilung

Zwischen den einzelnen Familien v.a. auch innerhalb der Vertreter der einzelnen Familien, können in unterschiedlichem Maße kreuzreaktive allergische Reaktionen auftreten (Asero R et al. 2018). Allergologisch noch bedeutsamer sind die häufig auftretenden, unerwarteten Kreuzreaktionen zwischen Gräser- und Baumpollen (v.a. Birke) und den unterschiedlichen Obstsorten. 

Die Allergene der verschiedenen Obstsorten finden sich verstärkt im Schalenbereich. Sie sind Folge von dort lokalisierten Ansammlungen von PR-Proteinen (pathogenesis related Proteine). PR-Proteine werden von höheren Pflanzen als Antwort auf Infektionen durch Pilze, Bakterien und Viren gebildet. Bisher wurden 14 solcher Familien identifiziert. Sie zeigen sowohl funktionelle als auch strukturelle Homologien und sind damit auch für Kreuzreaktivitäten (Pollen-Obst-Syndrom; Latex-Obst-Syndrom) zuständig. Die PR-10-Familie ist am besten bekannt und hat wahrscheinlich die größte klinische Bedeutung. Zu dieser Familie gehören die Bet-v-1-homologen-Proteine die weit verbreitet im Apfel (Mal d 1), Süßkirsche (Pru av 1), Aprikose (Pru ar 1), Birne (Pyr c 1) sowie in Birkenpollen und in den Pollen anderer Fagalesarten vorkommen.

Ebenso von erheblicher kreuzreaktiver Bedeutung sind die Lipid-Transfer-Proteine, die an Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger beteiligt sind, wie auch an der Produktion von extrazellulärem Material wie Kutin und Wachse (Sánchez-Monge R et al. 1999). Lipid-Transfer-Proteine sind maßgebliche Allergene der Pruneoideae (Birne, Aprikose, Pflaume und Kirsche). Sie werden auch in Tomate und Mais gefunden. Wie die Bet-v-1-homologen Proteine finden sich LTPs v.a. in der äußeren Schale, und weniger im Fleisch der Früchte, was für ihre Abwehrfunktion von Bedeutung ist.

Profiline, die die Signaltransduktion von Pflanzen beeinflussen und eine Rolle beim Aufbau des Zytoskeletts spielen, sind für Kreuzreaktionen zwischen Bet-v-2-homologen Strukturen in Apfel, Birne (Pyr c 4), Karotte, Sellerie (Api g 4) und Kartoffel verantwortlich. Sie sind auch als Verursacher allergischer Reaktionen in Litschi, Tomaten und Kürbiskernen verantwortlich.

Noch nicht endgültig geklärt ist die Rolle der Isoflavon-  bzw. Phenylcumarin-Benzyl-ether-Reduktase-Homologe. Bei der Birke gehört das Minor-Allergen Bet-v-6 in diese Gruppe. Ihm entspricht das Pyr c 5 der Birne. Ähnliche Verbindungen kommen in Apfel, Birne und Orange vor.

Hinweis(e)

In Deutschland liegt der durchschnittliche tägliche Verzehr von Obst und Obsterzeugnissen bei Männern bei 230 Gramm und bei Frauen bei 278 Gramm.

Literatur

  1. Asero R et al. (2018) Allergy to LTP: to eat or not to eat sensitizing foods? A follow-up study. Eur Ann Allergy Clin Immunol 50:156-162. 
  2. Franke W (1997) Nutzpflanzenkunde: nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 6. Auflage, Thieme, Stuttgart
  3. Jäger L et al. (2001) Nahrungsmittelallergene. In Jäger L et al (Hrsg) Nahrungsmittelallergien und – intoleranzen. Urban&Fischer Verlag S.136-137
  4. Pastorello EA et al. (1994) Allergenic cross-reactivity among peach, apricot, plum, and cherry in patients with oral allergy syndrome: an in vivo and in vitro study. J Allergy Clin Immunol 94:699-707.
  5.  Sánchez-Monge R et al. (1999) Lipid-transfer proteins are relevant allergens in fruit allergy. J Allergy Clin Immunol 103:514-519.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024