Gemmotherapie
Synonym(e)
Definition
Heilmittel aus Pflanzenknospen, neue Sonderform der Phytotherapie: Frisches, teilungsfähiges Pflanzengewebe, hauptsächlich Knospen (lateinisch gemma) und Sprossen, werden mittels Ethanol und Glycerin mazeriert und extrahiert. Erntezeit und der Ort beeinflussen die Zusammensetzung der Knospen deutlich. Aktuell nicht als medizinisches Verfahren anerkannt.
Bereits vor fast 2400 Jahren wird in der chinesischen und ayurvedischen Medizin die Wirkung von Knospen beschrieben. Hildegard von Bingen setzte ebenfalls die Wirkung der Knospen ein. Als Gemmotherapie wurde diese Behandlung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von dem Arzt Dr. Pol Henry zusammen mit dem französischen Homöopathen Dr. Max Tetau und anderen Therapeuten entwickelt. Im Seit Europäischen Arzneibuch wird sie seit 2011 geführt und ist den homöopathischen Arzneimitteln zugeordnet.
Die Knospen und Triebe enthalten Wachstumsfaktoren, einen hohen Protein-Gehalt, Oligosaccharide, Vitamine und Mineralstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Saponine und sekundäre Pflanzenstoffe.
Wirkungen
Regulierend, ausleitend, entzündungshemmend, antiallergisch, antirheumatisch, beruhigend, schmerz- und krampfstillend.
Indikation
Akute und chronische Störungen z.B. Schlafstörungen, Magenbrennen, Allergien, Heuschnupfen oder Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden.
Eingesetzt werden Knospen der schwarzen Johannisbeere, Apfel, Birke, Esskastanie, Esche, Silberlinde, Bergföhre, Besenheide, Brombeere, Edeltanne, Eiche, Gewöhnliche Esche, Feigenbaum, Feldahorn und -ulme, Hagebutte, Roter Hartriegel, Haselnuss, Heidelbeere, Himbeere, Roter Hornstrauch, Grau-Erle, Legföhre, Mammut- und Olivenbaum, Preiselbeere, Rosmarin, Rotbuche, Silberbirke, Spierling, Wacholder, Walnussbaum, Weißbuche, Weißdorn, Weißtanne, Weinbeere, Wolliger Schneeball.
Beispiele:
Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum): Allergische und entzündliche Prozesse bei Bronchitis, Schnupfen, Heuschnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung, Entzündungshemmung für Bewegungsapparat und Magen-Darm-Trakt
Grauerle (Alnus incana): Alzheimer, Parkinson
Bergföhre (Pinus montana): Arthrose, Arthritis, Rheuma
Haselnusstrauch (Corylus avellana): Asthma, chronische Bronchitis, Lungenemphysem
Feldahorn (Acer campestris): Arteriosklerose
Olivenbaum (Olea europaea): Hoher Blutdruck, Schwindel, Arterienverkalkung und Altersbeschwerden
Walnussbaum (Juglans regia): Darmbeschwerden wie Meteorismus, Durchfall nach Antibiotikatherapie
Roter Hartriegel (Cornus sanguinea): Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße, Infarktvorbeugung, Nachbehandlung bei Herzinfarkt und/oder Stentimplantation
Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Arrhythmie, koronare Herzerkrankung: Weißdorn (Crataegus oxyacantha)
Himbeere (Rubus idaeus): Frauenbeschwerden wie Menstruationsstörungen, Wechseljahresbeschwerden und hormonelle Störungen
Feldulme (Ulmus campestris): Gicht
Edeltanne (Abies pectinata): Knochenbildung und ihre Probleme inkl. kindlichen Wachstumsstörungen
Mammutbaum (Sequoia gigantea): Nervliche Störungen - dann als Beruhigungsmittel -, Schwäche und Alterungsbeschwerden, Osteoporose, Förderung der Heilung von Knochenbrüchen
Silberlinde (Tilia tormentosa): Schlaflosigkeit
Hagebutte (Rosa canina): Schmerz- und Krampfzustände, Kopf- und Nervenschmerzen und Migräne
Speierling (Sorbus domestica): Tinnitus, Schwerhörigkeit
Durchführung
Knospenmazerate werden als Mundspray verwendet
Literatur
- Kovalikova Z et al. (2921) The Influence of Locality on Phenolic Profile and Antioxidant Capacity of Bud Extracts. Foods. 12: 1608
- https://www.kloesterl-apotheke.de/blog/was-ist-gemmotherapie/
- https://www.phytodoc.de/heilpflanzen/gemmotherapie-heilen-mit-knospen-und-wurzelspitzen