Bromelain
Synonym(e)
Definition
Die Bezeichnung „Bromelain“ steht als (einzähliger) Name für 2 Enzyme aus der Familie der Proteasen. Hierbei handelt es sich um sulfhydrylhaltige Cysteinproteasen (Glykoproteine), die aus den Fruchtstielen von Ananas cosmosus (Fam Bromeliaceae) gewonnen werden. Bromelain ist in Wasser schwer, in Ethanol und Ether kaum löslich. Das Enzym entwickelt seine optimale proteolytische Aktivität im Bereich von pH 4 -10.
Ebenfalls als Bromelain werdden die aus der Ananas gewonnenen Extrakte bezeichnet, die neben den Cysteinproteasen zusätzlich Papain-ähnliche Endopeptidasen, mehrere Protease-Inhibitoren, eine Peroxydase, saure Phosphatase und organisch gebundenes Kalzium enthalten .
Kommission E-Monographie: akute Schwellungszustände, postoperativ, posttraumatisch, v.a. Gesichtsbereich, Nasennebenhöhlen.
Erfahrungsheilkunde: Sportverletzungen, traumatische Ödeme, Thrombophlebitiden, rheumatischer Formenkreis, Verdauungsbeschwerden bei Pankreasinsuffizienz
Wirkungen
Bromelain und die mit ihm exogen zugeführten Enzyme werden zum Teil als intakte Proteine über den Magendarmtrakt resorbiert. Beim Menschen lassen sich messbare Konzentrationen der Bromelain-spezifischen Proteasen mittels quantitativer Bestimmungsverfahren proportional zur verabreichten Dosis detektieren (Castell 1997). Die höchsten Bromelain-Blutkonzentrationen finden sich ca. 1 Stunde nach der oralen Gabe. Im Blut wird Bromelain rasch an das alpha2-Makroglobulin (AMG) komplexiert wobei die spezifische Enzymaktivität jedoch erhalten bleibt (Kelly GS -1996; Maurer HR 2001). Die Bromelain-Effekte sind bereits 20-60 Minuten nach oraler Applikation nachweisbar und nach ca. 24 Stunden wieder abgeklungen.
Bromelain-Effekte werden als antiödematös, antiinflammatorisch, antithrombotisch und fibrinolytisch beschrieben (Cooreman WM-1976, Leipner J et al.2001, Taussig SJ 1998). Die Vielzahl von präklinischen, pharmakologischen, tier- und zellexperimentellen Befunden bieten eine sichere wissenschaftlich begründeten Basis für weitere randomisierte und kontrollierte klinische Interventionsstudien.
Anwendungsgebiet/Verwendung
Das Monopräparat Bromelain wurde im Jahre 1994 durch die Kommission E monographiert mit Vorschläge für Dosierung und Indikationen.
- Systemischer Einsatz: Arzneilich werden Bromelaiinpräparate bevorzugt als Begleittherapie bei Erkrankungen mit entzündlichen, posttraumatischen und -operativen Weichteilödemen eingesetzt. Sie sind somit auch medizinisch und v.a. sportmedizinisch und traumatologisch von Interesse. Die Bromelaingabe stellt in der Behandlung von Sportverletzungen mit posttraumatischen Schwellungs- und Ödemzuständen eine Alternative zur Therapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) dar.
- postoperative Schwellungen für 4-5 Tage
Weiterhin:
- Substitutionstherapie bei Verdauungsstörungen
- Technisch kommt die Droge in der Vorbehandlung von Fleisch (Weichmachereffekt) zum Einsatz.
Unerwünschte Wirkungen
Als vorrübergehende Nebenwirkungen werden neben allergischen Reaktionen gelegentlich auftretende gastrointestinale Symptome wie Durchfälle und Magenbeschwerden beschrieben.
Verlängerung der Blutungszeit verlängert, Verringerung der Thrombozytenaggregation
Absetzen vor geplanten Operationen!
Normkonzentration
Initialdosis 4x40mg/p.o./Tag; Erhaltungsdosis 4x20mg/p.o./Tag
Bromelain Pos 1 Kps enthält 500 F.I.P. Einheiten, entsprechend 56,25-95 mg Bromelain
Kontraindikation
Einnahme von Gerinnungshemmern. Mögliche Überempfindlichkeit gegen Bromelain. Schwangerschaft, Laktation (hierzu liegen keine klinischen Angaben vor). Geplante Operation
Wechselwirkungen
MöglicheVerstärkung der Blutungsneigung bei gleichzeitiger Therapie mit Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern.
Handelsnamen
Monopräparate:
- Bromelain-POS®, Traumanase®, Traumanase forte®, Wobenzym mono® (D), Bromelain-R.A.N®.
Kombinationspräparate:
- Innovazym® , Phlogenzym®, Wobenzym®, DOG TG
Hinweis(e)
Arzneilich wird Bromelain sowohl als Mono- wie auch als Kombinationspräparat genutzt.
Literatur
- Castell JV et al. (1997) Intestinal absorption of undegraded proteins in men: presence of bromelain in plasma after oral intake. Am J Physiol 273 139-146.
- Chandler DS et al. (1998) Bromelain protects piglets from diarrhea caused by oral challenge with K88 positive enterotoxigenic Escherichia coli. Gut 43: 196-202.
- Cooreman WM etg al. (1976) Bromelain, biochemical and pharmacological properties. Pharm Acta Helv 51: 73-97.
- Kelly GS (1996) Bromelain: A literature review and discussion of its therapeutic applications. Alt Med Rev 1: 243-257.
- Leipner J et al. (2001) Therapy with proteolytic enzymes in rheumatic disorders. Bio Drugs 15: 779-789.
- Maurer A (1996) On the bioavailability of bromelain containing in two different formulas after multiple oral dosage. Eur J Clin Pharmacol 50: 549.
- Maurer HR (2001) Bromelain: biochemistry, pharmacology and medical use. Cell Mol Life Sci 58: 1234-1245.
- Pavan R et al. (2012) Properties and therapeutic application of bromelain: a review. Biotechnol Res Int:976203.
- Rathnavelu V et al. (2016) Potential role of
- bromelain in clinical and therapeutic applications. Biomed Rep 5:283-288.
- Taussig SJ et al. (1988) Bromelain, the enzyme complex of pineapple (Ananas comosus) and its clinical application. An update. J Ethnopharmacol 22:191-203.
- Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 90