Artischocke
Synonym(e)
Definition
Eine der ältesten Gemüsepflanzen der Welt die zu der Familie der Korbblütler (Compositae) gehört. Im Mittelmeergebiet und in vielen anderen Ländern als Gemüsepflanze angebaut. Bereits den Griechen und Römern bekannt. Etwa im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa, später auch nach Amerika eingeführt. Ursprüngliche Herkunft vermutlich Äthiopien, zwischenzeitlich Kulturpflanze in Europa, USA, Nordafrika, Südamerika.
Traditionelles pflanzliches Arzneimittel für leichte Verdauungsbeschwerden
Phytotherapeutisch verwendet werden die getrockneten Blätter von einjährigen Artischocken-(Artischockenblätter - Cynarae folium), aber auch der Frischpflanzenpresssaft
Anwendungsgebiet/Verwendung
Cynara scolymus enthält Phenolcarbonsäuren, insbes. (etwa 15) Derivate der Kaffeesäure und Cyanarin, sowie versch. Bitterstoffe wie das Sesquiterpenlacton Cynaropikrin, weiterehin versch. Flavonoide und Monsaccharide.
Medizinische Verwendung: Als Lipidsenker und zur Anregung der Gallenproduktion werden Artischockenextrakte (s.u. Cynarae folium) in mehr als 40 Fertigpräparaten (u.a. als Saft, Tinktur) angeboten.
Die diuretische und choleretische Wirkung wird dem Inhaltsstoff Cynarin zugeschrieben.
Funktionelle Dyspepsie, also Völlegefühl nach dem Essen, frühes Sättigungsgefühl, Oberbauchschmerzen, Unwohlsein und Magenbrennen.
Wegen der Bitterkeit werden Auszüge aus Artischocken als Anregung der Magensekretion (Aperitif) in Spanien und Italien zu Likörwein verarbeitet.
Aktuelle Untersuchungen sprechen für die Senkung des postprandialen Blutzuckerspiegels und hochsignifikante Senkung des Nüchternblutzuckerspiegels bei Diabetikern.
Kosmetische Verwendung: In kosmetischen Präparaten wird Cynara scolymus extract (INCI) als hautschützende Substnaz eingesetzt.
Dosierung
Präparatspezifisch, allgemein 3 x 300 mg Trockenextrakt
Unerwünschte Wirkungen
Bis zu sieben Sesquiterpenlactone liegen in der Artischocke vor. Die sensibilisierende Wirkung ist bisher nur für Cynaropizin und Grosheimin erbracht. Sensibilisierungspotenz: Mittelstark. Sensibilisierungshäufigkeit: Gelegentlich.
Klinisches Bild
Es wurden bei Artischockenpflückern mit berufsbedingter allergischer Kontaktdermatitis eine Vielzahl von Kreuzreaktionen auf 49 verschiedene andere Kompositenarten, u.a. Chrysanthemen, Arnika, Kamille und Pyrethrum, beobachtet. Bei Kompositenallergikern ist daher auch die Gefahr der Rezidivauslösung bei Kontakt mit Artischocken gegeben. Handekzeme sind häufig.
Literatur
- Wegener T et al. (2017) Wirkungen des Pressaftes aus Artischockenblütenknospen beim metabolischen Syndrom. Z Phytother 5: 206-211
- Wegener T et al. (1995) Artischockenblätterextrakt - Lipidsenkung auf pflanzlicher Basis. Ärztezeitschrift Naturheilverfahren 36: 378-389
- Winter Y et al. (2009) Zuverlässige Wirkungen des Pressaftes aus Artischockenblütenknospen bei Verdauungsbeschwerden- Ergebnisse einer praxisnahen Therapiestudie. Z Phytother 30: 111-116
- https://arzneipflanzenlexikon.info/artischocke.php
- Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S.72-73
- https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-datenbank