Tecovirimat

Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2024

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Definition

Tecovirimat (TPOXX®) ist ein antiviraler Wirkstoff mit Aktivität gegen Orthopoxviren wie Pocken und Affenpocken.

Halbwertzeit

Mittlere Halbwertszeit: ca. 19.0 Stunden.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Tecovirimat hemmt die Aktivität des VP37-Proteins von Orthopoxviren, das in allen Mitgliedern der Gattung Orthopoxvirus von einem hoch konservierten Gen kodiert wird. Hierbei blockiert Tecovirimat die Interaktion von VP37 mit der zellulären Rab9-GTPase und TIP47, was die Bildung von austrittskompetenten umhüllten Virionen verhindert, die für die Verbreitung des Virus von Zelle zu Zelle erforderlich sind.

Pharmakokinetik

Mittlere Halbwertszeit: ca. 19.0 Stunden; 

Q0-Wert: 0.0

Anwendungsgebiet/Verwendung

Tecovirimat ist in Form von Hartkapseln zur oralen Anwendung erhältlich und sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eingenommen werden. Idealerweise erfolgt die Anwendung innerhalb von 30 Minuten nach einer mäßig oder stark fetthaltigen Mahlzeit.

Indikation

Tecovirimat ist indiziert zur Behandlung folgender Virusinfektionen:

  • Pocken
  • Affenpocken
  • Kuhpocken

Darüber hinaus kann Tecovirimat auch zur Behandlung von Komplikationen infolge der Replikation des Vaccinia-Virus nach der Pockenimpfung bei Erwachsenen und Kindern mit einem Körpergewicht von mindestens 13 kg angewendet werden.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft: Bisher liegen weder Erfahrungen mit der Anwendung von Tecovirimat bei Schwangeren, noch ausreichende tierexperimentelle Studien in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität vor. Die Anwendung von Tecovirimat während der Schwangerschaft wird deshalb  nicht empfohlen.

Stillzeit: Es ist nicht bekannt ob Tecovirimat/Metabolite in die Muttermilch übergehen. Die zur Verfügung stehenden toxikologischen Daten/Sicherheitsdaten vom Tier zeigten, dass Tecovirimat in die Milch übergeht. Da ein Risiko für das Neugeborene/Kind nicht ausgeschlossen werden kann, soll das Stillen während der Behandlung mit Tecovirimat unterbrochen werden.

Dosierung und Art der Anwendung

Die empfohlene Dosis richtet sich nach dem Gewicht des Patienten:

  • 13 kg Körpergewicht bis weniger als 25 kg Körpergewicht: 200 mg alle 12 Stunden über 14 Tage
  • 25 kg Körpergewicht bis weniger als 40 kg Körpergewicht: 400 mg alle 12 Stunden über 14 Tage
  • 40 kg Körpergewicht und mehr: 600 mg alle 12 Stunden über 14 Tage.

Besondere Patientengruppen

  • Ältere Patienten: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich (siehe Abschnitt 5.2).
  • Eingeschränkte Nierenfunktion: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich (siehe Abschnitt 5.2).
  • Eingeschränkte Leberfunktion: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich (siehe Abschnitt 5.2).
  • Kinder und Jugendliche: Tecovirimat sollte Kindern mit einem Körpergewicht von weniger als 13 kg nicht gegeben werden. Es wurden keine Dosierungsempfehlungen festgelegt.

Tecovirimat ist in Form von Hartkapseln zur oralen Anwendung erhältlich und sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eingenommen werden. Idealerweise erfolgt die Anwendung innerhalb von 30 Minuten nach einer mäßig oder stark fetthaltigen Mahlzeit.

 

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Tecovirimat sind:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Abdominale Beschwerden
  • Diarrhoe
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Hauterscheinngen: Zu den möglichen Hautreaktionen gehören: Makulöse Exantheme, Urtikaria, in sehr seltenen Fällen Angioödeme (Lippen, Lidbereiche); Pruritus ;  

Bemerkung: Wenn innerhalb von 30 Minuten nach der Einnahme von Tecovirimat Hartkapseln Erbrechen auftritt, kann sofort eine weitere Dosis angewendet werden. Wenn später als 30 Minuten nach der Einnahme von Tecovirimat Hartkapseln Erbrechen auftritt, sollte keine weitere Dosis angewendet werden und die Einnahme sollte nach 12 Stunden wie gewohnt fortgesetzt werden.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen müssen bei der Anwendung von Tecovirimat beachtet werden:

  • Sensitive CYP3A4- oder CYP2B6-Substrate: Tecovirimat und sein M4-Metabolit sind Induktoren von Cytochrom P450 (CYP)3A und CYP2B6, weshalb es zu einer verminderten Plasmaexposition von sensitiven CYP3A4- oder CYP2B6-Substraten kommen kann.
  • Sensitive CYP2C8- oder CYP2C19-Substrate: Die gleichzeitige Anwendung mit Tecovirimat kann zu einer erhöhten Plasmaexposition von sensitiven CYP2C8- oder CYP2C19-Substraten führen, was vermehrte unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge haben kann.
  • Pocken-Lebendimpfstoff: Einige Tierstudien weisen darauf hin, dass die gleichzeitige Verabreichung von Tecovirimat und Pocken-Lebendimpfstoff (Vaccinia-Virus) die Immunantwort auf den Impfstoff verringern kann.

Kontraindikation

Tecovirimat darf nicht angwendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Hinweis(e)

Es sind keine Fälle von natürlich vorkommenden Orthopoxviren mit Resistenz gegen Tecovirimat bekannt, obwohl sich durch Arzneimittelauswahl eine Tecovirimat-Resistenz entwickeln kann.

Tecovirimat hat eine relativ niedrige Resistenzbarriere, und bestimmte Aminosäuresubstitutionen im Zielprotein VP37 können die antivirale Aktivität von Tecovirimat stark verringern. Die Möglichkeit einer Resistenz gegen Tecovirimat sollte bei Patienten in Betracht gezogen werden, die entweder nicht auf die Therapie ansprechen oder bei denen es nach einer anfänglichen Ansprechphase zu einem erneuten Ausbruch der Krankheit kommt.

Patienteninformation(en)

Tecovirimat hat geringen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, da es unter der Anwendung zu einem Schwindelgefühl kommen kann.

Literatur

  1. Brüssow H (2023) Pandemic potential of poxviruses: From an ancient killer causing smallpox to the surge of monkeypox. Microb Biotechnol 16:1723-1735
  2. Duraffour S et al. (2010) Tecovirimat, a p37 envelope protein inhibitor for the treatment of smallpox infection. IDrugs 13:181-191.
  3. Halani S et al. (2022) Tecovirimat for monkeypox. CMAJ 194:E1573.
  4. Khan M et al. (2023) Managing Monkeypox Virus: Characterizing Common Cutaneous Manifestations and Antiviral Efficacy. J Drugs Dermatol 22:282-287.
  5. Karagoz A et al. (2023) Monkeypox (mpox) virus: Classification, origin, transmission, genome organization, antiviral drugs, and molecular diagnosis. J Infect Public Health 16:531-541.

Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2024