Polyglanduläres Autoimmunsyndrom Typ 2E31.0
Synonym(e)
Definition
Seltenes, polyglanduläres Autoimmunsyndrom des Erwachsenen mit Nebenniereninsuffizienz, Schilddrüsenautoimmunerkrankung und/oder Diabetes mellitus.
Im Gegensatz zum Polyglanduläres Autoimmunsyndrom Typ 1 (s.u. Chronische mukokutane Candidose), der juvenilen Form,
liegt beim Polyglandulären Autoimmunsyndrom Typ 2, der adulten Form (auch Schmidt- Syndrom genannt)
kein erkennbarer Gendefekt vor. Pathophysiologisch handelt es sich demnach um eine reine Autoimmunerkrankung, deren Pathogenese bisher jedoch ungeklärt ist. Eine positive Familienanamnese mit Stoffwechselstörungen sowie die HLA-Konstellation: HLA-B8-DR3, sind Hinweise auf diese Symptomenkonstellation (Betterle C et al. 2004).
Vorkommen/Epidemiologie
Die Prävalenz liegt in Europa bei 1,4–2/100.000.
Ätiopathogenese
Die Ätiologie ist fast immer autoimmunogen. Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung von Autoimmunität gehören:
genetische Faktoren (zu den genetischen Faktoren gehören die AIRE-Gen-Mutation, die Typ 1 verursacht)
Nachweis von :HLA-B8-DR3
Auslösende Umweltfaktoren (virale Infektionen? Ernährungsfaktoren?)
Manifestation
Während der Typ 1 des Polyglandulären Autoimmunsyndroms bereits im Kindesalter auftritt (juvenile Form) und monogenetisch vererbt wird (s.u. Chronische mukokutane Candidiasis), handelt es sich beim Typ 2 um ein familiär gehäuft auftretendes Syndrom des Erwachsenenalters (adulte Form).
Klinisches Bild
Das Syndrom ist durch folgende Symptomenkonstellation gekennzeichnet:
- primäre Nebennierenrindeninsuffizienz
- Autoimmunthyreopathie
- Diabetes mellitus Typ 1
Inkonstant werden folgende Symptome beobachtet: Zöliakie, perniziöse Anämie, Vitiligo, Alopecia areata; Myasthenia gravis, primärer Hypogonadismus (Singh G et al. 2021).
Je nach Organmanifestation sind die Symptome häufig unspezifisch und variabel. Beobachtet werden: Müdigkeit und Addison-typisch verteilten Hyper- und zugleich Hypopigmentierung der Haut, Depigemtnierungen (Vitiligo), oder auch (seltener) eruptive Pigmentnaevi (Sünkel S et al. 2001).
Diagnostik
Laborchemische Untersuchungen werden je nach Symptomen empfohlen.
Eine Familienanamnese ist essenziell, um Differenzialdiagnosen abzuklären.
Ca. 10 % der PAS-2-Patienten mit Nebenniereninsuffizienz haben Verwandte ersten Grades mit Nebenniereninsuffizienz.
Rund 10 % der Patienten mit PAS-2 und DM Typ 1 haben Verwandte ersten Grades mit gleicher Erkrankung, noch häufiger findet sich eine Autoimmunthyreoiditis.
Antikörpernachweise, die schon vor Ausbruch der vollen Symptomatik die Autoimmungenese beweisen können, sind ggf. gegen 21-Hydroxylase (M. Addison), GAD-65 und IA2 (DM1), TSH-Rezeptor und Thyreoperoxidase (Autoimmunthyreoiditis) nachweisbar.
Diagnose
Mindestens 2 der typischen Erkrankungen müssen vorhanden sein
Nachweis von Autoantikörpern
Therapie
Die Therapie besteht im Wesentlichen aus konsequenter Hormonersatztherapie sowie aus symptomorientierter Therapie von auftretenden Komplikationen.
Literatur
- Betterle C et al. (2004) Autoimmune polyglandular syndrome Type 2: the tip of an iceberg? Clin Exp Immunol 137:225-233.
- Kahaly GJ et al. (2018) Polyglandular autoimmune syndromes. J Endocrinol Invest 41:91-98.
- Singh G et al. (2021) Polyglandular Autoimmune Syndrome Type II In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing PMID: 30252248.
- Sünkel S et al. (2001)Pigmentvermehrung bei Schmidt-Syndrom (polyglanduläres Autoimmunsyndrom Typ II) Der Hautarzt 52: 974–976