Nitroprussidnatrium

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Natrium-Nitroprussid; Natriumpentacyanidonitrosylferrat(II)-dihydrat; Natriumpentacyanonitrosylferrat(II)-dihydrat; Nitroprussid-Natrium

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Nitroprussid (auch Natrium-Nitroprussid oder Nitroprussid-Natrium) ist eine anorganische Verbindung mit der Summenformel: Na2[Fe(CN)5NO] • 2 H2O, die zu NO-Donatoren (Nitrovasodilatatoren) und zu den Cyaniden zählt. Es senkt den Tonus von Widerstands- und Kapazitätsgefäßen gleichermaßen. Dadurch sinken der Blutdruck und die Vor- und Nachlast des Herzens ab. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der Substanzklasse (GTN, ISMN, ISDN) vermittelt es seine Wirkung - wie übrigens auch Molsidomin - auf nicht-enzymatischem Weg, weshalb bei Nitroprussidnatrium und Moslidomin keine nitrat-typische Toleranzentwicklung zu erwarten ist. 

Nitruprussidnatrium kann wegen seiner vollständigen Inaktivierung im Gastrointestinaltrakt nur i.v. verabreicht werden. Es wird mit einer Halbwertszeit von 3-4min aus dem Plasma eliminiert. Beim Abbau in der glatten Muskulatur entstehen Cyanid und NO. Ein Enzym der Leber (Rhodanase) und endogenes oder in therapeutischer Absicht Absicht zugeführtes exogenes Thiosulfat sorgen für die Cyanid-Entgiftung zu Thiocyanat. Thiocynat wird dann entgiftet.  

Indikation

Hypertone Krisen, kontrollierte Hypotension bei Operationen. 

Schwangerschaft/Stillzeit

Nitroprussid sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden

Unerwünschte Wirkungen

Vereinzelt kann es wegen der Wirkung auf venöse und arterielle Gefäßmuskulatur zu erheblichen Blutdruckabfällen kommen, weshalb eine invasive, arterielle Blutdruckmessung während und nach der Gabe von Nitroprussid empfohlen wird.

Wegen der Freisetzung von Cyaniden bei Anwendung über längere Zeiträume ist in solchen Fällen die Gabe von Natriumthiosulfat zur entsprechenden Entgiftung erforderlich.

 

Wechselwirkungen

Nitroprussidnatrium sollte in Kombination mit anderen Arzneimitteln, die blutdrucksenkend wirken (z. B. Vasodilatatoren wie Nitrate, Betarezeptorenblocker, Calciumantagonisten, andere Arzneimittel gegen Bluthochdruck oder trizyklische Antidepressiva sowie Neuroleptika, mit Vorsicht angewendet werden, da deren blutdrucksenkende Wirkung verstärkt werden kann.

Aufgrund einer möglichen gegensätzlichen Wirkung von Stickstoffmonoxid-Donatoren, wie z.B. Mutterkornalkaloiden sollte die gleichzeitige Anwendung vermieden werden.

Kontraindikation

Nitroprussid soll nicht angewendet werden bei:

  • Aortenisthmusstenose
  • Leberscher Optikusatrophie
  • Tabakamblyopie
  • Vitamin B12-Mangel
  • metabolischer Azidose
  • Hypothyreose
  • intrapulmonalen arteriovenösen Shunts
  • Nitroprussid sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden

Präparate

Nitroprussid ist unter dem Handelsnamen Nipruss® seit Mai 2017 in Deutschland wieder verfügbar. 

Hinweis(e)

Nitroprussidnatrium ist ein Wirkstoff aus der Familie der Nitrovasodilatatoren, einer Gruppe von Pharmaka, die in der glatten Muskulatur der Gefäße des großen und kleinen Kreislaufs und der ableitenden Harn- und Gallenwege abgebaut werden und dabei NO freisetzen (NO-Donatoren). Nitroprussidnatrium ist für eine Dauertherapie nicht geeignet.

Alle therapeutisch angewandten Nitrovasodilatatoren entfalten ihre antiischämische Wirksamkeit uniform über den gleichen Mechanismus. Sie setzen, wenn auch über unterschiedliche Bioaktivierungswege radikales NO frei. Dabei hat NO den größten Relaxationseffekt dort, wo der größte Mangel an physiologischem NO besteht. 

Literatur

  1. Graefe KH et al. Pharma mit Wirkungen auf das Gefäßsystem.In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart S.177-181
  2. Reden J (1990)  Molsidomine. Blood Vessels 27:282-294

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024