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Letrozol
Synonym(e)
Definition
Letrozol (Summenformel: C17H11N5) ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Aromatasehemmer. Durch die Blockade der Aromatasen sinkt die verbliebene Östrogenproduktion in und nach den Wechseljahren noch einmal deutlich ab. Zudem hemmt Letrozol in den Tumorzellen direkt die Aromatase und begrenzt so das Wachstum und die Ausbreitung der Tumorzelllen.
Letrozol hat keine gestagene, androgene oder estrogene Wirkung. Die Wirkung und Stärke des Präparates ähnelt der des Anastrozols.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Aromatasehemmer wie Letrozol schalten das Enzym Aromatase aus. Dieses Enzym ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Frauen auch nach den Wechseljahren in geringem Umfang Östrogene bilden können. Diese Östrogenproduktion geschieht beispielsweise in der Leber, den Nebennieren oder in Fettgewebe, außerdem in hormonrezeptorpositivem Brustkrebszellen. Indem Letrozol die Östrogenproduktion stoppt, begrenzt es auch das Wachstum von östrogenabhängigen Tumoren wie Brustkrebskarzinomen und verringert in gewissem Maß die Wahrscheinlichkeit, dass Brustkrebs neu aufflammen kann.
In der Hormonbehandlung von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch wird Letrozol bislang ohne Zulassung experimentell angewendet, um die Reifung von befruchtungsfähigen Eizellen zu stimulieren. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung hat Letrozol hier den Vorteil, im Vergleich mit den Standardtherapeutika Gonadotropin und Clomifen die Zahl der Mehrlingsgeburten deutlich zu senken.
Indikation
Fortgeschrittenes oder metastasiertes Mammakarzinom bei postmenopausalen Patientinnen
Dosierung und Art der Anwendung
Erwachsene und ältere Patientinnen: Die empfohlene Dosierung beträgt einmal täglich 2,5 mg Letrozol.
Therapiedauer:
- fortgeschrittenes oder metastasiertes Mammakarzinom: bis zur Progression der Tumorerkrankung
- adjuvante und die erweiterte adjuvante Therapie: über 5 Jahre bzw. bis zum Tumorrezidiv
- sequenzielle Behandlung (2 Jahre Letrozol gefolgt von 3 Jahren Tamoxifen) in der adjuvanten Therapie möglich
- neoadjuvante Therapie: sollte 4 bis 8 Monate fortgeführt werden, um eine optimale Tumorreduktion zu erreichen
- bei nicht ausreichender Wirksamkeit, sollte die Behandlung beendet werden und andere Behandlungsoptionen besprochen werden
Kinder und Jugendliche
- Letrozol wird bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen, da die Sicherheit und Wirksamkeit von Letrozol bei Kindern und Jugendlichen bis zu 17 Jahren nicht erwiesen ist.
Unerwünschte Wirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen von Letrozol ergeben sich aus der anti-hormonellen Wirkung und ähneln denen von Östrogenmangel-bedingten Wechseljahresbeschwerden.
Hitzewallungen und Flush
Müdigkeit
Kopfschmerzen
Übelkeit
Depressionen
Schlafstörungen
Verschlechterung der Cholesterinwerte
Osteoporose
Seltener Hautveränderungen: Vaskulitiden, unspezifische Dermatitiden, Erythema nodosum, subakut kutaner Lupus erythematodes (s. u. Aromatasehemmer)
Letrozol wurde im Zusammenahng mit einer Radiation Recall Dermatitis beschrieben (Sweren E et al. 2021).
Hinweis(e)
Der Wirkstoff wurde 2008 von der World Anti-Doping Agency (WADA) auf die Verbotsliste gesetzt. Ein Besitz von mehr als 75 mg wird nach dem Arzneimittelgesetz, gemäß der Dopingmittel-Mengen-Verordnung als „nicht geringe Menge“ gewertet.
Literatur
- Mamounas EP et al. (2019) Use of letrozole after aromatase inhibitor-based therapy in postmenopausal breast cancer (NRG Oncology/NSABP B-42): a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol 20: 88-99.
- Rugo HS et al. (2019) Palbociclib plus letrozole as first-line therapy in estrogen receptor- positive/human epidermal growth factor receptor 2-negative advanced breast cancer with extended follow-up. Breast Cancer Res Treat 174:719-729.
-
Sweren E et al. (2021) Radiation recall dermatitis following letrozole administration in patient with a remote history of radiation therapy. NPJ Breast Cancer 7:62.