GalopprhythmusR00.8
Synonym(e)
Definition
Unter einem Galopprhythmus versteht man das Auftreten eines pathologischen 3. oder 4. Herztons. Einfache Tonspaltungen zählen jedoch nicht dazu (Herold 2022 / Michel 1968).
Einteilung
Man differenziert beim Galopprhythmus zwischen:
- Dritter- Ton- Galopprhythmus
Es handelt sich hierbei um einen protodiastolischen Ton, der frühdiastolisch auftritt und bei der ventrikulären Füllung durch Vibration der Ventrikelwand entsteht. Die Auskultation erfolgt über der Herzspitze, wo der Ton niederfrequent auskultierbar ist. Bei Kindern und Jugendlichen kann dieser Ton physiologisch sein (Thomsen 2018).
- Vierter- Ton- Galopprhythmus
Hierbei kommt es zu einem präsystolischen Vorhofton. Dieser entsteht durch die atriale Anspannung. Der vierte Ton führt zu einer Verlängerung der PQ- Zeit im EKG. Auch dieser Ton kann bei Kindern und Jugendlichen physiologisch sein (Thomsen 2018).
- Summations- Galopprhythmus
Von einem Summations- Galopprhythmus spricht man dann, wenn sowohl ein 3. als auch ein 4. Herzton vorliegen. Es entsteht zusammen mit den Klappenschlusstönen ein Viererrhythmus. Dieser kann bei einer erhöhten Herzfrequenz zu einem sog. Summations- Galopprhythmus verschmelzen (Thomsen 2018).
Ätiopathogenese
Der Galopprhythmus ist bei Kindern und Jugendlichen, wenn er protodiastolisch auftritt, physiologisch. Er kann aber auch im Rahmen vieler Grunderkrankungen auftreten, so z. B. bei:
- Endokardfibroelastose
- univentrikulärer AV- Konnektion
- Sepsis
- Glykogenspeicherkrankheit Typ II, Pompe
- totaler Lungenfehlmündung
- Truncus arteriosus (Michalk 2021)
- Mitralklappeninsuffizienz (Thomsen 2018)
Therapie allgemein
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Grunderkrankung.
Verlauf/Prognose
Mohr beurteilt im Jahre 1960, zusammen mit mehreren Autoren, das Auftreten eines Galopprhythmus als ein prognostisch ungünstiges Zeichen.
Auch Ganten (2013) beschreibt das Auftreten eines Galopprhythmus im Rahmen einer Herzinsuffizienz als ungünstig.
Literatur
- Böhm M, Bäumer A T, Böhm M, Cremers B, Eichstaedt H C, Flesch M, Kilter H, Laufs U, Maack C, Mehlhorn U, Nickenig G, Schnabel P, Seeland C, Seeland U, Südkamp M, von Scheidt W, Waßmann S, Zolk O (2000) Referenzreihe Kardiologie: Herzinsuffizienz. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 35
- Ganten D, Ruckpaul K et al. (2013) Handbuch der Molekularen Medizin: Herz- Kreislauferkrankungen. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 151
- Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 212
- Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
- Michalk D, Schönau E et al. (2021) Differentialdiagnose Pädiatrie. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 334, 341, 343, 346, 348 - 349
- Michel D, Zimmermann W (1968) Galopprhythmus. In: Differentialdiagnose der Herztöne und Herzgeräusche. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 74 – 77
- Mohr L, Staehelin R, von Bergmann G, Frey W, Schwiegk H (1960) Handbuch der Inneren Medizin: Herz und Kreislauf. Springer Verlag Berlin / Göttingen / Heidelberg 1141
- Thomsen C, Wich M K H (2018) Körperliche Untersuchung – Anleitung in Bildern für Studium und Praxis: Status praesens und Orthopädie. Walter de Gruyter Verlag Berlin / Boston 3.2.2