Autoantikörper bei Diabetes mellitus
Synonym(e)
Definition
Der Bestimmung von Autoantikörper kommt eine zentrale Rolle bei der Differenzierung des Diabetes mellitus zu, insbesondere bei der Differenzierung zwischen Typ 1- und Typ 2-Diabetes sowie zwischen LADA und Typ 1/2-Diabetes.
Die wichtigsten Antikörper beim Typ 1-Diabetes sind:
- Zytoplasmatische Inselzell-Antikörper (ICA)
- Insulin-Autoantikörper (IAA)
- Antikörper gegen Glutamatdecarboxylase (Anti-GAD65)
- Antikörper gegen die Tyrosinkinase IA-2 (Anti-IA-2A)
- Antikörper gegen den Zink-Transporter-8 (Anti ZnT8).
Die heterogen zusammengesetzte Familie der zytoplasmatischen Inselzellantikörper (ICA) sind in der Manifestationsphase des Typ 1-Diabetes bei Jugendlichen häufig als erstes nachweisbar (Prävalenz 60–90%). Ihre Wertigkeit wird heute allerdings im Vergleich zu den anderen Beta-Zell-Antikörpern zunehmend geringer eingeschätzt. Für LADA gilt, dass diagnostisch am aussagekräftigsten das Auftreten von Antikörpern gegen GAD65 sind. Diese treten auch bei älteren Patienten mit hoher Prävalenz (ca. 80%) auf und bleiben im Krankheitsverlauf des Diabetes länger als jeder andere Beta-Zellantikörper nachweisbar. Daher können sie auch noch Jahre nach Erkrankungsbeginn einen autoimmunen Diabetes bestätigen.
Diagnose
Die größte Bedeutung für das Screening und die Differenzialdiagnose von LADA und Typ-2-Diabetes besitzen die GAD65-Autoantikörper. Positive Befunde belegen das Vorliegen eines Autoimmunprozesses, negative GADA-Befunde schließen eine autoimmunologische Genese mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Bei negativem Befund kann man zur Verbesserung der Sensitivität zusätzlich andere Antikörper gegen Inselzellen oder Insulin bestimmen. Ihr Auftreten ist zum Teil altersabhängig. So finden sich IA-2-Antikörper gegen eine Tyrosinphosphatase in der Inselzellmembran eher bei jugendlichen Patienten. Insulinantikörper dienen der Risikoeinschätzung für die Entwicklung eines Diabetes bei Kleinkindern. Ihre Bestimmung unter Insulintherapie ist wenig sinnvoll, da dann keine Unterscheidung zwischen Antikörpern gegen exogenes oder endogenes Insulin möglich ist.
ZnT8-Ak zeigen eine gute (negative) Korrelation mit der Masse und Restfunktion der Beta-Zellen und können nachweisbar sein, ohne dass ein weiterer Diabetes-spezifischen Autoantikörper positiv reagiert (25–30% der Fälle). Die zusätzliche Bestimmung der ZnT8-Ak steigert die Gesamtsensitivität der Antikörperdiagnostik beim Typ-1-Diabetes auf > 90%.
Hinweis(e)
Das Auftreten von Diabetes-spezifischen Autoantikörpern ist bereits während der symptomfreien Entwicklungsphase eines Autoimmundiabetes nachweisbar. Ein generelles Screening, z.B. bei Schulkindern, macht keinen Sinn, da keine wirksamen Maßnahmen zur Verhinderung der Krankheit eingeleitet werden können.
Literatur
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