Wunddebridement

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Bio-Debridement; Debridement; Débridement; Wunddébridement; Wundtoilette

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Medizinisches Vorgehen zur Entfernung von avitalem, häufig infiziertem und schlecht heilendem fibrinösem Gewebe aus chronischen Wunden (s.u. Ulkus der Haut). Ziel ist es, den Heilungsprozess anzustoßen, eine fortschreitende Sekundärinfektion von umgebendem gesunden Gewebe zu verhindern und auch eine bessere optische Kontrolle der Wundsituation zu gewährleisten. Ein konsequentes Wunddebridement konditioniert den Wundgrund für die nachfolgende Wundbehandlung. Voraussetzung für ein effektives Wunddebridement ist die ausreichende Durchblutung des noch vitalen Gewebes.

Allgemeine Information

Folgende unterschiedliche Verfahren werden eingesetzt:

  • Chirurgisches Debridement (Methode der 1. Wahl): Die Durchführung erfolgt wenn notwendig (Schmerzhaftigkeit) in Lokalanästhesie (ggf. kombiniert mit einer systemischen Analgesie) mittels lokalanästhesierender Externa (EMLA Creme) oder durch Injektion eines Lokalanästhetikums. Selten ist das Debridement in Narkose notwendig. Zum Einsatz kommen Skalpell, scharfer Löffel oder Ringkürette. So können Fibrinbeläge und Nekrosen entfernt und gleichzeitig die bakterielle Last verringert werden. DRG-relevante  Débridements werden in der Regel im OP in einer lokalen Anästhesie (z.B. Emla) vorgenommen, wobei die Débridement-Grenze im vitalen Gewebe verläuft. Während der chirurgischen Prozedur wird die gereinigte Wunde mit isotonischer Kochsalzlösung oder mit Leitungswasser ausgespült. Die Grenze der operativen Prozedur orientiert sich am Verlauf von größeren Gefäßen oder Nerven. Oft ist auch die wiederholte chirurgische Behandlung nötig, z. B., wenn die Nekrosebildung nach dem Débridement noch fortschreitet.
  • Enzymatisches Debridement: Es werden proteolytische Enzyme, die Peptidverbindungen hydrolysieren können, eingesetzt. Clostridiopeptidase A, eine bakterielle Kollagenase, bricht die Tripelhelix verschiedener Kollagene auf, die entstehenden Peptide induzieren eine weitere Degradation des Kollagens. Streptokinase katalysiert die Generierung von Plasmin aus Plasminogen, Plasmin degradiert Fibrin, Fibrinogen, Faktor V und VIII. Streptodornase und Desoxyribonuklease spalten doppelsträngige DNA selektiv in avitalem Gewebe. Fibrinolysin inaktiviert Fibrinogen und die Gerinnungsfaktoren I, V und VII. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Fibrinolysin wird die Applikation alle 6-8 Stunden empfohlen. Beispiele sind u.a. Kollagenase-Clostridiopeptidase A (Iruxolum mono Salbe), Streptokinase/Streptodornase (Varidasegel), Desoxyribonuklease/Fibrinolysin (Fibrolansalbe).
  • Biologisches Debridement (Biochirurgie): Madentherapie: unter Verwendung von Fliegenlarven (Lucilia sericata, Goldfliege aus der Familie der Schmeißfliegen), die in speziellen Säckchen (sog. Bio-bags) geliefert werden. Diese Bio-bags verbleiben 5 Tage auf der Wunde. Hierbei wirken mehrere Angriffspunkte: Die mechanische Reizung und Proteasen aus dem Verdauungssekret der Maden fördern das Debridement. Die antimikrobielle Wirkung des Madensekrets ist bedingt durch Sekretion von Ammoniak und Calcium Bicarbonat mit Verschiebung des pH-Wertes des Wundsekretes aus dem überwiegend sauren in den alkalischen Bereich. Die Stimulation der Wundheilung erfolgt durch Wachstumsfaktoren aus dem Verdauungssekret und weitere teilweise noch unbekannte Mechanismen.
  • Autolytisches Debridement: Selektive Nekrolyse durch Freisetzung körpereigener proteolytischer Enzyme. Diese kann durch sog. Nasstherapeutika (Polyacrylate) oder Hydrogele eingeleitet werden.
  • Weitere Arten des Debridements:
    • Wasserstrahl-Débridement: Einsatz von Wasserstrahlgeräten zur mechanischen Säuberung einer Wunde.
    • Ultraschall-Débridement: Effiziente Form der Wundreinigung. Hierbei wird die Wunde mit einer Spülflüssigkeit gespült und mit Ultraschall beschallt.
    •  Vakuumtherapie ( VAC): Sehr gute Erfolge der Wundreinigung werden mit einer permanenten Unterdrucktherapie erzielt, die v.a. in der postoperativen Phase einer Wunde eingesetzt wird.

Experimentell: Lyophilisierte Extrakte von Lucilia sericata werden unter dem Namen Larveel® im Handel angeboten.

Hinweis(e)

Seit 01.01.2009 führen nur noch das großflächige Wunddebridement (OPS 5-893.1x) sowie das großflächige Wunddebridement mit Anwendung biochirurgischer Verfahren bzw. die Madentherapie (OPS 5-893.3x) in die klassische Fuß-DRG (K13Z bzw. K01C). Kleinflächige Wunddebridements führen in eine niedriger bewerte DRG (K09x). Das kleinflächige Wunddebridement (OPS: 5-893.x) wird im ICD-10-GM wie folgt beschrieben: Länge bis 3,0 cm oder Fläche bis 4,0 qcm (4 qcm Fläche kreisförmige Wunddebridement entspricht in etwa einem Durchmesser der Wunde = < 2,26 cm).

Literatur

  1. Heinlin J et al. (2010) Wundheilung. Hautarzt 61: 611-628
  2. Jansen TG et al. (2014) Laeveel als neue Strategie für das Management von chronischen Wunden. Fälle Fakten Pharmaka. 17. Tag. der DWFA,Köln S.18    

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024