Heparine niedermolekulare

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

fraktionierte Heparine; Niedermolekulare Heparine

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Definition

Eine Weiterentwicklung des klassischen Heparins ist das fraktionierte Heparin mit Kettenlängen, die einem Molekulargewicht von 4000 bis 6000 D entsprechen. Dieses Heparin wird niedermolekulares Heparin oder Low-molecular-weight (LMW)-Heparin genannt. Es handelt sich dabei um Fraktionen bzw. Fragmente von Heparin aus Schweinedarmmukosa oder der Rinderlunge.
Die einzelnen niedermolekularen Heparine unterscheiden sich in ihrer Molekülgröße und in ihrer Aktivität, sodass für jedes niedermolekulare Heparin eine eigene Dosierungsvorschrift besteht. Gewonnen werden die NMW-Heparine enzymatisch aus dem unfraktionierten Heparin mit Heparinase oder durch Spaltung mit Isocyanylnitrit.
Im Gegensatz zum nicht fraktionierten Heparin binden die niedermolekularen Heparine über die Pentasaccharidstrukturen nur an das Antithrombin III und wirken so überwiegend über die Hemmung des Faktors Xa. Die Moleküle des unfraktionierten Heparins enthalten nur 8-14 Monosaccharide, sodass die Wirkung der niedermolekularen Heparine auf das Antithrombin deutlich niedriger ist als die der unfraktionierten Heparine. Das Verhältnis von Antifaktor Xa zu Antifaktor IIa ist für niedermolekulare Heparin 2-4:1, für das unfraktionierte Heparin 1:1.

 

Wirkungsspektrum

Niedermolekulare Heparine stimulieren, ähnlich wie das unfraktionierte Heparin, die endotheliale Heparansynthese und setzen TFPI aus dem Endothel frei. Im Vergleich zum Heparin ist die Bioverfügbarkeit mit ca. 90% deutlich größer. Heparine sind nicht plazentagängig und können in beiden Formen, unfraktioniert und fraktioniert, in der Schwangerschaft gegeben werden.

 

Anwendungsgebiet/Verwendung

In der klinischen Anwendung, insbesondere bei der postoperativen Prophylaxe oder in der Therapie von Venenthrombosen sind die fraktionierten und die unfraktionierten Heparine in ihrer Wirkung identisch. Die niedermolekularen Heparine müssen jedoch im Vergleich zu den hochmolekularen nur einmal am Tag verabreicht werden. Der Vorteil des niedermolekularen Heparins besteht im Wesentlichen darin, dass die HIT-2 deutlich seltener auftritt. Bei Fieberzuständen werden in der Regel höhere Heparindosen gebraucht als bei normaler Körpertemperatur.
Als Antidot für die Heparintherapie wirkt das Protamin. Um 100 Einheiten Heparin zu neutralisieren, benötigt man 1 mg Protamin. Antagonisten des Heparins sind das Polylysin und der Plättchenfaktor 4. Die Blutungsgefahr unter einer Heparintherapie liegt bei 4-6%. Extrem selten kommt es zu Allergien.

Heparin wird intestinal praktisch nicht resorbiert und deshalb subkutan verabreicht. Seine Bioverfügbarkeit liegt bei 30%.
Die Überwachung der Therapie mit niedermolekularem Heparin erfolgt durch den Anti-F-Xa-Test, bzw. durch den Pefakit-Test (PiCT= Prothrombinase-included Clotting Time). Es handelt sich dabei um einen koagulometrischen Test. Eine andere Möglichkeit besteht in der Anwendung von chromogenen Substraten, wobei das Substrat meist mit p-Nitroanilin verbunden ist. Der enzymatisch freigesetzte Farbstoff wird photochemisch gemessen.

 

Präparate

 

 

Niedermolekulare Heparine (Übersicht)

Bezeichnung

Mittlere Mol-Masse

Herstellungsverf.

Handelsname

Dosierung zur Thromboseprophylaxe (IE)

Dalteparin-Natrium

4000-6000

Depolymerisation durch Nitritspaltung von Heparin

Fragmin

1 x 5000

Nadroparin-Calcium

4500

Fraktionierung-Ethanolpräzipitation

Fraxiparin

1 x 2850

Enoxaparin-Natrium

4000-5000

Depolymerisation des Benzylesters von Heparin

Clexane

1 x 4000

Reviparin-Natrium

3500-4500

Depolymerisation durch Nitritspaltung

Clivarin

1 x 1750

Certoparin-Natrium

5000-7000

Depolymerisation durch Nitritspaltung

Monoembolex

1 x 3000

Tinzaparin

3000-6000

Heparinase-Abbau

Innohep Logiparan

1 x 35000

 

 

Literatur

  1. Ansell JE (2016) Reversing the Effect of Oral Anticoagulant Drugs: Established and Newer Options. Am J Cardiovasc Drugs 16:163-170.
  2. Feng W et al. (2015) Oral direct factor Xa inhibitor versus enoxaparin for thromboprophylaxis after hip or knee arthroplasty: Systemic review, traditional meta-analysis, dose-response meta-analysis and network meta-analysis. Thromb Res 136:1133-1144.
  3. HA Neumann (2014) Das Gerinnungssystem. ABW-Wissenschaftsverlag GmbH Berlin
  4. Squizzato A et al. (2016) Effect of thromboprophylaxis with anticoagulant drugs on the incidence of arterial thrombotic events in medical inpatients: a systematic review. Intern Emerg Med 11:467-476.
  5. Smythe MA et al. (2016) Guidance for the practical management of the heparin anticoagulants in the treatment of venous thromboembolism. J Thromb Thrombolysis 41:165-186.

 

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