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Fußsyndrom diabetischesE10.70 oder E11.70
Synonym(e)
Definition
Einteilung
- Risikofuß, keine Ulzeration, ggf. Fußdeformität
- Oberflächliche Ulzeration (meist durch unsachgemäßes Schuhwerk; s.u. Malum perforans)
- Fußdeformität
- Tiefes Ulkus bis zur Gelenkkapsel, zu Sehnen oder Knochen
- Tiefes Ulkus mit Abszess, Osteomyelitis oder Infektion der Gelenkkapsel
- Begrenzte Nekrose im Vorfuß- oder Fersenbereich
- Nekrose des gesamten Fußes.
Vorkommen/Epidemiologie
Ätiopathogenese
Durch Glyzierung (nicht-enzymatische Glykosylierung) kommt es zu unkontrollierter Einlagerung von Glukose in zahlreiche Gewebe, so z.B.in Gefäßen, Nerven, Bindegewebe u.a.
Die Folgen sind:
- autonome, motorische und sensible Nervenstörungen (diabetogene Neuropathien)
- Immunsuppression durch die Glyzierung immunkompetenter Zellen (v.a. Makrophagen, Leukozyten)
- Veränderungen der Fließeigenschaften durch Viskositätserhöhung des Blutes
- Makroangiopahien (Carotis, große Gefäße der Beine: PAVK, in typischer Weise unterhalb des Knies).
Risikofaktoren für das diabtische Fußsyndrom sind:
- Lange Diabetesdauer:
- Hohe Blutzuckerwerte
- Hypercholesterinämie
- Nikotinabusus
- Vorhandensein von Retinopathie, Nephropathie oder Neuropathie
- Verminderte Sensibilität
- Schwielenbildung durch Fehlbelastungen (durch Neuropathie nicht oder nur vermindert schmerzhaft)
- Herabgesetzte Muskelkraft (eingeschränkte Stabilisierung des Fußes)
- Manifestes Ulcus cruris oder Ulcus in der Anamnese
- Arterielle Hypertonie
- Bewegungsmangel
- CVI (chronische venöse Insuffizienz mit Verminderung der Gelenkmobilität im Sprungegelenk - arthrogenes Stauungssyndrom)
- Eingeschränkte Gelenkmobilität
- Plantare Hyperkeratosen
- Ungeeignetes Schuhwerk.
Klinisches Bild
Initial: warme, trockene, rote Füße bei verminderter Sensibilität, mit meist ausgeprägter Schwielenbildung an Druckstellen.
Fortschreitend: Bildung von polyneuropathischen, schmerzlosen Ulzera an druckexponierten Stellen des Fußes (s.u. Acropathia ulcero-mutilans non-familiaris).
Spätkomplikationen:
- Infektionen: mykotische und bakterielle Infektionen unterschiedlicher Schweregrade (Erysipel, gramnegativer Fußinfekt, Fußphlegmone, nekrotsisierende Fasziitis, Osteomyelitis)
- Charcot-Arthropathie
- Zunehmende krankheitsinduzierte, erzwungende Immobilität der Patienten mit deren Folgesymptomen.
Diagnose
Sorgfältige Inspektion der Füße: neuropathische, nicht schmerzhafte, an Druckstellen auftretende Ulzera sind das typische Leitsymptom des diabetischen Fußsyndroms
Gezielte Anamnese
Prüfung der Berührungssensibilität
Fußpulse
Knöchel-Arm-Index
Ggf. radiologische Diagnostik: DSA oder Angio-MRT.
Therapie
Die Therapie beruht auf mehreren Säulen:
- Diabetesoptimierung
- Druckentlastung
- Infektionskontrolle (bakteriologische Überwachung, auch gramnegative Keime, z.B. Escherichia coli)
- modernes Wundmangement mit Wundreinigung, ggf. Nekrosektomie
- Konsequente und Situations-adaptierte Therapie der Gefäßerkrankung.
Bei der Wundbehandlung sind Wundverbände mit Silber-Aktivkohle-Auflagen empfehlenswert. Später kann die Granulation der Wunde mit einer Kalzium-Alginat-Auflage gefördert werden. Je nach Schwere der Schädigung sind u.U. Minoramputationen (geringfügige Amputationen) erforderlich. Schulung des Patienten (Wund- und Diabetesschulung).
Literatur
- Hertel T et al (2014) Diabetisches Fußsyndrom. Haut14:190-195
- Risse A (2014) Das diabetische Fußsyndrom. Vasomed 26:191-196