Armvenenthrombose Paget-von-SchroetterI80.81

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Achselvenenstau akuter; Achselvenensyndrom; Achselvenenthrombose; Armvenenstau; Axillarvenenthrombose; Claudicatio venosa intermittens (Löhr); Effort-Syndrom venöses; Effort-Thrombose; effort thrombosis; Paget-von-Schroetter-Syndrom; Schultergürtelvenenthrombose; syndrome neurovasculaire du membre supérieur; Thrombose par effort

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Erstbeschreiber

Cruveilhier, 1816; Paget, 1875; v. Schroetter, 1884

Definition

Akuter thrombotischer Verschluss der V. subclavia oder V. axillaris durch Mikrotraumen bzw. Intimaeinrisse der Vene, u.a. mit venösem Rückstau, Prominenz der Oberarmvenen sowie infraklavikulärem oder axillärem Druckschmerz.

Vorkommen/Epidemiologie

Etwa 1-2% aller Venenthrombosen der Extremitäten.

Ätiopathogenese

Vielfältige Ursachen sind beschrieben: Arbeiten mit starken Bewegungen im Schultergürtelbereich (Holzhacken, Reckturnen), extreme Überstreckung des Arms, Fehlhaltung im Schlaf, Halsrippe, Osteome der vorderen Skalenuslücke, substernale Struma, Pancoast-Tumor. Läsion der Vene durch Anlegen von zentralen Venenkathetern oder Schrittmachersonden. Tumorkompression der Vene (z.B. Bronchus-Ca), Obstruktion der V. cava superior, Störung der venösen Strömung bei Rechtsherzinsuffizienz, Hämostasestörungen bei Thrombophilie, Polyglobulie, Anämie, Tumoren. Polyzythämie, s.a. Claudicatio intermittens. Medikamente: Applikation hypertoner Lösungen, konzentrierter Antibiotika, Zytostatika, Drogen, Kontrazeptiva, Ovulationshemmer.

Manifestation

Vor allem Männer im erwerbsfähigen Alter. Verhältnis Männer zu Frauen: 3:1.

Lokalisation

In 2/3 der Fälle rechter Arm.

Klinisches Bild

Einseitige Armschwellung mit Betonung von Hand und Unterarm, pralle Venenfüllung, Zyanose, Parästhesien, schmerzhafter tastbarer Strang im Sulcus bicipitalis, plötzliche Armschwellung mit Zyanose und Spannungsgefühl bis zur Schulterregion, Schmerzausprägung meist gering. Bei subakutem Verschluss (z.B. Tumorkompression, Katheterläsion) oft nur mäßige Schwellneigung. Supra-, infraklavikulärer und axillärer Druckschmerz, selten Akroparästhesien. Prominenz der Oberarmvenen, Ausbildung venöser Kollateralen über die Schulter- und Pektoralisregion.

Diagnose

Doppler-sonographischer Nachweis des Verschlusses. Phlebographisch kompletter Stopp oder umflossene Thromben der V. axillaris oder V. subclavia. In subakutem und chronischem Stadium kräftiges Kollateralsystem darstellbar.

Differentialdiagnose

Vena-cava-superior-Syndrom, oberflächliche Thrombophlebitis, Schulter-Hand-Syndrom, axillare Lymphknotenmetastasen, Skalenus-Syndrom.

Komplikation(en)

Selten Lungenembolie (ca. 10%).

Therapie

Fibrinolytika (Streptokinase, Urokinase, rt-PA, TNK-t-PA) systemisch max. für 5 Tage oder lokale Katheterlyse ist Mittel der ersten Wahl. Operative Therapie bei Versagen der konservativen Therapie, anhaltender Kompressionsursache oder rezidivierender Thrombose (selten). Zusammenarbeit mit dem Gefäßchirurgen. Procedere: Trendelenburg-Lagerung, Darstellung der V. axillaris, Thrombektomie mittels Fogarty-Katheter. Postoperativ: Heparin-Marcumartherapie für 6 Monate. Bei Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms: Kompressionstherapie, nächtliches Hochlagern des Armes.

Verlauf/Prognose

Meist günstig: Kollateralisation über die V. cephalica, Hals- und Brustwandvenen. Selten Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms am Arm. Sehr selten Übergang in Phlegmasia coerulea dolens.

Literatur

  1. Cruveilhier LJB (1816) Essai sur l’anatomie pathologique en général et sur les transformations et productions organiques en particulier. Doctoral thesis, 2 vol., Paris
  2. Hesse G, Stiegler H (2003) Ultrasound diagnostic techniques in dermatologic angiology and phlebology. Hautarzt 54: 614-625
  3. Huber P et al. (1987) Die Axillar-Subclaviavenenthrombose und ihre Folgen. Internist 28: 336–343
  4. Lechner W (1981) Postthrombotisches Achselvenensyndrom. Hautarzt 32: 313–316
  5. Nannapaneni R et al. (2003) Neurogenic thoracic outlet syndrome. Br J Neurosurg 17: 144-148
  6. Paget J (1866) On gouty and some other forms of phlebitis. St. Bartholomew’s Hosp Reports (London) 2: 82-92
  7. Paget J (1875) Clinical lectures and essays. Langman & Green, London, S. 292
  8. Tilki HE et al. (2004) Bilateral neurogenic thoracic outlet syndrome. Muscle Nerve 29: 147-150
  9. v. Schroetter L (1884) Erkrankungen der Gefäße. In: Nothnagels Handbuch der Pathologie und Therapie. Hölder, Wien

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024