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Traumatische SchleimzysteK13.4
Synonym(e)
Definition
Nach Ruptur eines Speicheldrüsenausführungsganges entstehende, meist solitäre, nur im Ausnahmefall auch multipel auftretende, glasige, weiche, meist schmerzlose Pseudozyste mit nachfolgender Ausbildung eines Fremdkörpergranuloms.
Ätiopathogenese
Meist Verletzung einer Speicheldrüse bei Bissverletzung oder sonstigem Trauma der Mundschleimhaut. Hierdurch Bildung einer Extravasationsmukozele mit einer pseudozystischen granulomatösen Reaktion auf die in das Gewebe ausgetretenen Schleimparavasate (Extravasations-Typ).
Seltener sind Schleimretentionen durch Verlegung des Drüsenausgführungsganges (Retentions-Typ).
Manifestation
In klinischen Studien wird das Manifestationsalter zwischen 15-40 Jahre angegeben. Es gibt keine Geschlechtsunterschiede.
Lokalisation
Vor allem Lippenschleimhaut (meist Unterlippe etwa 35%), auch Wangenschleimhaut oder ventraler Zungenrand (etwa 25%) sind befallen.
Klinisches Bild
Ganz überwiegend plötzlich auftretendes, einzähliges, selten mehrzähliges, rötlich-bläuliches, glasiges, weiches, halbkugeliges, etwa 0,5-1,5 cm großes, protuberierende, glasig hell, aber auch bläulich erscheinendes, meist schmerzloses Knötchen, das von einer normalen Schleimhaut überzogen ist.
Histologie
Mit mukoider Substanz angefüllte, von einer bindegewebigen Pseudokapsel umgebene Zyste (Pseudozyste) mit peripherer Ausbildung eines Fremdkörpergranuloms mit muzinspeichernden PAS-positiven Makrophagen. Eine oberflächliche subepitheliale Extravasation kann zur Imitation einer blasenbildende Erkrankung führen.
Therapie
Verlauf/Prognose
Schleimgranulome bilden sich i.A. nach einigen Wochen wieder zurück. Ausnahmsweise können sie sich auch in permanente feste, meist gestielte Knötchen (Papillome - s. u. Papillom) umwandeln, die beim Kauakt störend wirken können.
Hinweis(e)
Schleimzysten des Mundbodens werden als Ranula bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Retenzionsmukozele der Sublingualdrüse.
Literatur
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