SchrittmachererythemT85
Synonym(e)
Definition
Seltene Hauterkrankung die im Gefolge von Herzschrittmacher-Implantationen (auch bei andersartigen Implantaten möglich) auftreten kann. Das Erythem kann über Jahre hinweg persistieren. Juckreiz ist nicht obligat, kann aber erheblich sein. S.a. Implantatunverträglichkeit.
Ätiopathogenese
Die Pathogenese dieses Krankheitsbildes ist umstritten. Im Gegensatz zu den postoperativ auftretenden Schrittmacher-Infektionen werden bei diesen reaktiven Hautveränderungen physikalische Ursachen (mechanische Irritationen, Abflussbehinderungen durch den implantierten „Fremdkörper“, pathogen wirkendes elektromagnetisches Spannungsfeld) angenommen. Weiterhin werden im Zusammenhang mit positiven Epikutantestungen, Typ IV-Sensibilisierung gegen Silikone, Epoxidharze, Nickel, Kobaltchlorid, waren in Einzelfällen nachweisbar, allergische Reaktionen vom verzögerten Typ als auslösende Ursache diskutiert.
Klinisches Bild
Teils retikuläre, teils flächige Rötungen die in den beschriebenen Fällen über der Implantationsstelle lokalisiert ist. Histologie: Diskrete lymphozytäre perivaskuläre Infiltrate um dilatierte Gefäße. Keine wesentliche Spongiose. Das Bild ist unspezifisch.
Differentialdiagnose
Zu unterscheiden ist das blande verlaufende “Schrittmachererythem” von dem mit schweren systemischen Reaktioen einhergehenden „Postimplantation syndrome“, erstmals 199 von Valezquez beschrieben, das nach „endovascular repair (EVAR)“ von arteriellen Gefäßdefekten durch postoperatives Fieber, Leukozytose, Anstieg des CRP und Blutgerinnungsstörungen gekennzeichnet ist.
Hinweis(e)
Inwieweit sich das „Schrittmachereythem (mit Teleangiektasien)“ von einer „Schrittmacher-Dermatitis“ ausgelöst durch mögliche Typ IV – Sensibilisierungen unterscheidet ist ungeklärt.
Fallbericht(e)
Einem 64 Jahre alter Mann der an einer degenerativen Kardiomyopathie mit Sick-Sinussyndrom (SSS) wurde ein Schrittmacher implantiert (nur war II,) das subkutane an der linken sektoralen Regionen implantiert wurde. Drei Jahre später (!) bemerkte der Patient ein erheblich juckendes Erythem über der Schrittmacherimplantationsstelle. In der Folgezeit verschlechterte sich der Hautbefund trotz externer Aplikation einer Kortikoidsalbe kontinuierlich.
Epikutantestung (Standardallergene): Kein Nachweis einer relevanten Typ IV Sensibilisierung.
Labor chemische Parameter waren unauffällig. Keine CRP-Erhöhung, keine BSG-Beschleunigung.
Histologie: superfizielles perivaskuläre Dermatitis. Vereinzelt Nachweis eosinophile Leukozyten. Unspezifischer Befund.
Aufgrund der ausgeprägten Symptomatik wurde eine orale Therapie mit Methylprednisolon eingeleitet. Die Therapie konnte in der Folgezeit bis auf 10 mg pro Tag reduziert werden. 5 Monate später erhielt der Patient immer noch 10 mg pro Tag) die Hautrötung war weitgehend verschwunden. Der Versuch des „Ausschleichens“ ging fehl. Nach Explantation des Defibrillators heilten die Hautveränderungen komplett ab.
Literatur
- Kopera D et al.(1994) Schrittmacher-Erythem mit Teleangiektasien. Hautarzt 44: 716-718
- KreftB et al. (2014) Erythem und Schwellung nach Implantation eines Cardioverter-Defibrillator (ICD). Allergo J 23: 66
- Lin YC et al. (2003) Telangiectatic pacemaker erythema. Clin Exp Dermatol 28:447-448
-
Voûte MT et al. (2012) Stent graft composition plays a material role in the
postimplantation syndrome. J Vasc Surg 56:1503-1509. - Wimmershoff MB et al. (1998) The artificial pacemaker erythema. Dtsch Med Wochenschr 123:441