Scabies crustosaB86.x1

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. Julia Oberheim

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Zuletzt aktualisiert am: 29.09.2024

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Synonym(e)

Borkenkrätze; crusted scabies; Norwegian scabies; norwegische Skabies; Scabies crustosa; Scabies norvegica

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Erstbeschreiber

Beschrieben wurde die Erkrankung 1848 von Danielssen und Boeck in Norwegen erstmals bei Patienten mit Lepra. Hebra bezeichnete 1852 die Krankheit deshalb auch als Scabies norwegica. In Norwegen wird von der "schwedischen Skabies" gesrpcoehn. Der korrekte Name ist Scabies crustosa (Borkenkrätze).

Definition

In den Industrieländern seltene, exzessive Variante der Skabies mit explosiver Vermehrung der Scabiesmilben, starker Ekzematisation bis hin zu pseudoichthyotischen Hautveränderungen. Es besteht durch die große Erregerdichte eine hohe Infektiosität.  

Manifestation

Indikatorerkrankung bei Immunsuppression, z.B. bei Diabetes mellitus, nach Organtransplantation, Leukämie, AIDS, Kachexie, nach langfristiger Glukokortikoid- oder Zytostatikatherapie. Fälle von Scabies crustosa werden auch bei Patienten nachgewiesen, denen jahrelang eine adäquate Therapie vorenthalten wird. 

Lokalisation

Meist symmetrisches Befallsmuster.  V.a. sind Hände, Ellbogen, Knie, Sprunggelenke, Gesicht und Kapillitium befallen.

Klinisches Bild

Rot-braune flächenhafte, unscharf begrenzte, keratotische Plaques, Borken. Eine erythrodermische Ausbreitung ist möglich. Es besteht kaum Juckreiz (häufig wegen einer zugrundeliegenden Polyneuropathie bei Diabetes mellitus). Ausgedehnte subunguale Hyperkeratosen mit krallenartige Abhebung der distalen Nagelplatte Onychogrypose). Milbengänge besonders an Palmae und Plantae. Ansonsten sind massenhaft Scabiesmilben in Schuppen der Patienten nachweisbar. 

Histologie

Massenhaft Skabiesmilben und -gänge im Stratum corneum.

Differentialdiagnose

Exazerbiertes atopisches Ekzem

Seborrhoisches Ekzem

Exanthematische Psoriasis

Generalisierte Arzneireaktion

Generalisiertes Kontaktekzem

Kutanes T-Zell-Lymphom 

Zahlreiche Grunderkrankungen mit immunsuppressiven Auswirkungen sind bekannt

Therapie allgemein

Der Patient ist hoch ansteckend! Milben sind in sehr hoher Zahl auch auf der Haut in Schuppen nachweisbar! Berührung nur mit Handschuhen!

Es empfiehlt sich dringend die Ermittlung und Behandlung der Kontaktpersonen, eine stationäre Aufnahme, die Isolierung des Patienten, Schutzmaßnahmen seitens des Pflegepersonals, täglicher Wechsel der Leib- und Bettwäsche, tägliche desinfizierende Reinigung des Zimmers und der Gebrauchsgegenstände. 

 

Externe Therapie

Zur Therapie der Scabies norwegica liegen keine große Studien vor. Zunächst mehrtägige keratolytische Vorbehandlung mit 5-10% Salicylsäure-Salbe (z.B. Salicylvaseline Lichtenstein, R228 ). Zur antiskabiösen Therapie wird mehrheitlich Permethrin empfohlen, weil es in der Handhabung einfach und gut verträglich ist (hinsichtlich der praktischen Handhabung s.u. Skabies). Die Behandlung mit Permethrin sollte täglich zwei Wochen lang durchgeführt werden, sollte aber mindestens einmal nach 1 Woche wiederholt werden.

Eine erneute Gabe von Ivermectin (z.B. an Tag 1, 2, 8, ggf. noch Tag 9, 15, 22 und 20) und/oder Permethrin sollte erfolgen, wenn nach der zweiten Therapie noch Zeichen einer aktiven Infestation bestehen (mikroskopischer oder dermatoskopischer Nachweis aktiver Skabiesmilben). 

Interne Therapie

Der Einsatz von Ivermectin (Driponin® 3 mg Tabletten; Scabioral®, 0,2mg/kg Körpergewicht) p.o. als Einmaldosis, synchron zur externen Therapie, ist empfehlenswert. Wiederholung der Therapie nach 7 bis 15 Tagen.

Verlauf/Prognose

Hohe Rezidivquote bei ungenügender Behandlung der subungualen Hyperkeratosen und der Nägel.

Hinweis(e)

Es empfihelt sich die Information der Angehörigen und Kontaktpersonen mit Veranlassung einer hautärztlichen Untersuchung aller exponierten Personen: Kontaktpersonen, die sich anstecken, entwickeln eine herkömmliche Skabies; bei Weiterverbreitung in Heimen oder Krankenhäusern können jedoch auch immungeschwächte Personen infiziert werden und dann ebenfalls eine Scabies crustosa entwickeln.

Vor Ivermectin-Gabe ist die schriftliche Aufklärung und Zustimmung des Patienten empfehlenswert!

Eine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht besteht nach Infektionsschutzgesetz nicht, allerdings gibt es eine unverzügliche Benachrichtigungspflicht für Verdachtsfälle und Erkrankungen in Gemeinschaftseinrichtungen durch die jeweilige Leitung an das Gesundheitsamt!

Literatur

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  4. Rütten A et al. (1990) Scabies norwegica oder Scabies crustosa. Akt Dermatol 16: 140-142
  5. Scheinfeld N (2004) Controlling scabies in institutional settings:a review of medications, treatment models, and implementation. Am J Clin Dermatol 5: 31-37
  6. Terri L et al. (1995) The treatment of scabies with ivermectin. N Engl J Med 333: 26-30
  7. Wlotzke U et al. (1992) Scabies norvegica sive crustosa bei einem Patienten mit AIDS. Hautarzt 43: 717-720
  8. Wong SS et al. (2005) Unusual laboratory findings in a case of Norwegian scabies provided a clue to diagnosis. J Clin Microbiol 43: 2542-2544

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