Bilder (1)
Nasenflügelgeschwür trophoneurotischesT88.8
Synonym(e)
Definition
Seltene Komplikation nach iatrogener Schädigung des Nervus trigeminus (70%). Ausgelöst z.B. durch Eingriffe am Ganglion Gasseri oder neurologische Erkrankungen (10%) wie u.a. ischämische Kernläsionen mit charakteristischem Defekt im Verbreitungsgebiet des n.trigeminus (häufig Nasenflügeldefekt/ulcération en arc) sowie Anästhesie und Parästhesie im betroffenen Innervationsgebiet des 2. Trigeminusastes. S.a. Malum perforans.
Ätiopathogenese
Ursächlich liegt dem Syndrom meist ein iatrogene Schädigung des N. trigeminus zugrunde, meist im Zusammenhang mit der Behandlung einer Trigeminusneuralgie durch Zerstörung des Ganglion Gasseri, duuch Nervenexhärese oder durch traumatische Nervenläsion. Seltener liegen ein Wallenberg-Syndrom (Durchblutungsstörungen der A.cerebelli anterior) vor, oder Prozesse die den sensiblen spinaaen Kern des N. trigeminus schädigen. Auch eine Zosterekrankung kann in seltenen Fällen zu einer derartigen Komplikation führen (Kautz O et al. 2009) .
Grundsätzlich führt die Dissoziation von Schmerz- und Berührungsempfindung dazu, dass der Patient den Juckreiz wahrnimmt, sein Kratzen den Juckreiz jedoch nicht „überdeckt“, sondern eher intensiviert. Die Folge ist, dass der Patient das Kratzen noch verstärkt.
Manifestation
Durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 50-55 Jahren.
Lokalisation
Nasenflügel (80%); re. und/0der li. Wange. (28%); Oberlippe (10%); Kornea 18%. Nasenspitze bleibt stets frei.
Klinisches Bild
Eminent chronisches, mit einer Kruste bedecktes, 0,5-1,0 cm großes, wie ausgestanzt wirkendes Ulkus mit kraterartigen Rändern. Es besteht keinerlei Heilungstendez trotz adäquater Therapiemaßnahme. Kein Hinweis für lokale Infektion. Leichte kollaterale Rötung möglich. Die periulzeröse Haut ist hyp-oder anästhetisch. Die subjektiven Beschwerden sind wegen der vorhandenen Analgesie gering.
Differentialdiagnose
Ulzeriertes Basalzellkarzinom (Ulcus rodens)
kutane Leishmaniose
Artefakt
Herpes simplex-Infektion
Therapie
Durch Dysästhesien und Krustenbildung ausgelöste Manipulationen am Nasenflügel bedingen bzw. unterstützen die Ulkusentwicklung. Aufklärung des Patienten über den Zusammenhang ist deshalb erste Maßnahme. Bei Vermeidung von Manipulationen (ggf. auch durch schützende Verbände) kann es zur vollständigen Abheilung kommen. Da die Erkrankung häufig bei älteren, psychisch alterierten Menschen auftritt, kann die Manipulation nicht in allen Fällen ausgeschaltet werden.
Therapieversuche mit Elektrostimulation, Vitamin B-Präparaten und Antidepressiva sind beschrieben (Carbamazepine, Gabapentin).
Bei ausgedehnten Befunden operative Rekonstruktion oder epithetische Versorgung. Gefahr des Rezidivs ist > 50%.
Bei Superinfektion lokale antiseptische Externa wie Betaisodona-Salbe. Wichtig ist der vorherige histologische Ausschluss von bösartigen Veränderungen.
Literatur
- Litschel R et al. (2003) Herpes zoster-associated trigeminal trophic syndrome: a case report and review. Eur Arch Otorhinolaryngol 260: 86-90
- Kautz O et al. (2009) Trigeminal trophic syndrome with extensive ulceration following herpes zoster. Eur J Dermatol 19:61-63.
- Khan AU et al. (2019) Trigeminal trophic syndrome: an updated review. Int J Dermatol 58: 530-537.
- Maaßen D et al. (1990) Das Neurotrophe Trigeminus-Syndrom. Akt Dermatol 16: 3–6
- McVeigh KA et al. (2018) Periocular manifestations of trigeminal trophic syndrome: A case series and literature review. Orbit 37:32-35.
- Mohammadi A et al. (2020) Trigeminal Trophic Syndrome as an Unusual Cause of Chronic and Non-Healing Ala Nasi Ulcer: A Case Report. World J Plast Surg 9:346-348.
- Sawada T et al. (2014) Trigeminal trophic syndrome: report of a case and review of the published work. J Dermatol 41:525-528
- Weintraub E et al. (1982) Trigeminal trophic syndrome. J Am Acad Dermatol 6: 52–57