Als Metallose wird das Vorkommen von Metallabrieb bezeichnet, der z.B. bei Metall-auf-Metall (MoM) Hüftprothesen verursacht wird. Die Metallose ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation nach der Endoprothetik. Sie ist im Allgemeinen mit einer Metall-Metall-Gleitpaarung assoziiert, wobei jedoch auch Einzelfälle bei nichtmetallischen Gleitpaarungen beschrieben sind. Bei Bruch des Keramikkopfes/-inlays ist ein Wechsel auf eine Metallpolyethylen-Gleitpaarung kontraindiziert.
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MetalloseT84.-
Definition
Pathophysiologie
Bei jeder künstlichen Hüft- oder Knieprothese entsteht unabhängig von den verwendeten Materialien Abrieb. Eine gewisse Menge Abrieb kann der Organismus ohne weitere Folgen verarbeiten. Entsteht durch eine fehlerhaften Prothese oder eine fehlerhaft eingebaute Prothese jedoch ein erhöhter Abrieb den der Organismus nicht mehr absorbieren kann, so entwickeln sich unterschiedliche Krankheitsbilder unter anderem eine Dyschromie der Haut.
Insbesondere bei Chrom, Kobalt, Titan Molybdän Verbindungen können wegen der Aggressivität des Abrieb bereits kleinste Mengen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Diese äußern sich in Symptomen wie Herzrhythmusstörungen, Ausschlägen, Konzentrationsmängeln.
Metall-auf-Metall-Hüftprothesen bestehen aus einer Verbindung von Chrom, Kobalt, Titan und Molybdän.
Fallbericht(e)
Ein 62-jähriger Mann stellte sich wegen einer schmerzlosen, Verfärbung der Haut vor, die sich im Narbengebiet einer Hüft-Op entwickelte. Gleichzeitig klagte er über chronische Müdigkeit und zunehmende rechtsseitigen Hüftschmerzen. Vor 7 Jahre war nach einer endoprothetischen Wechseloperation aufgrund eines Keramikkopfbruches, eine Endoprothese eingesetzt worden, bei der eine Kombination aus Metallkopf und Polyethylen-Inlay verwendet wurde. Nach der Revisionsoperation entwickelte der Patient einen passageren Sehverlust, eine Schwerhörigkeit sowie eine Herzmuskelentzündung.
Röntgenologisch ergab sich eine Deformierung des Metallkopfes sowie der Nachweis großer röntgendichter Bereiche am Oberschenkel.
Labor: Die Laborwerte von Chrom und Kobalt waren 600- und 1 000-fach erhöht. Intraoperativ war der gesamte Oberschenkel abzessartig mit metallischem Material und einer dunkel gefärbten Flüssigkeit ausgekleidet. Die Oberschenkelmuskulatur sowie das Polyethylen-Inlay waren mit Keramikpartikeln durchsetzt. Es erfolgte eine Operation mit Wechsel auf eine Keramik-Keramik-Gleitpaarung. Postoperativ waren die Metallionenwerte sowie die Begleitsymptome rückläufig.
Literatur
- Bradberry SM et al. (2014) Systemic toxicity related to metal hip prostheses. Clin Toxicol (Phila) 52:837-847.
- Hennig F et al. (1992) Nickel-, chrom- and cobalt-concentrations in human tissue and body fluids of hip prosthesis patients. Journal of Trace Elements and Electrolytes in Health and Disease 6: 239–243.
- Haddad FS (2013) Metal-on-metal. More questions than answers. The Journal of Bone and Joint Surgery 95-B: 1009–1010.